Dass Polly einmal in die Schlagzeilen kommen würde und Wissenschaftler über ihrem Foto brüten - damit hat Steffen Eisele nicht gerechnet. Aber genau so ist es passiert: Die grau-weiße Husky-Hündin des 41-jährigen Schopflochers wurde vor etwa zwei Wochen bei einem ungeplanten Ausflug nahe ihres Zuhauses in Schopfloch fotografiert - und für einen Wolf gehalten. Kein Wunder: Zwar ist die bildhübsche Schlittenhündin von vorne eindeutig als Husky zu erkennen und in Schopfloch auch bekannt wie ein bunter Hund. Von der Seite und aus der Ferne hat sie - zumindest für Laien - aber durchaus Ähnlichkeiten mit den wilden Artverwandten der Hunde. „Vor allem Kinder halten Polly immer wieder für einen Wolf“, berichtet Steffen Eisele.
Pollys Gemüt dagegen ist sanft: Fremde begrüßt die sieben Jahre alte Husky-Dame schwanzwedelnd und unaufdringlich. „Sie mag Kinder und auch andere Hunde“, betont Steffen Eisele: „Polly ist einfach ein absolut lieber, freundlicher Hund.“ Katzen allerdings kann sie nicht leiden. Und noch eine Schwäche hat die sonst so brave Husky-Hündin: „Sie haut gerne mal ab“, sagt Steffen Eisele augenzwinkernd. Aufgrund von Pollys Sprungtalent hatte Steffen Eisele den Garten seines bisherigen Grundstücks mit einer 1,80 Meter hohen Umzäunung gesichert. Am neuen Haus ist der Garten noch nicht fertig. „Wir planen dort aber einen Zaun mit zwei Metern Höhe“, sagt er.
Polly stammt von einem Husky-Züchter in Leipzig und lebt seit dem Welpenalter bei Steffen Eisele und seiner Lebensgefährtin. Sie ist auch nicht deren einziger Hund: Bei ihnen lebt noch der braun-weiße Husky-Rüde Yuma sowie Yuki, die Tochter der beiden. „Vor vier Jahren hatte Polly fünf Welpen“, erzählt Steffen Eisele. Yuki durfte bleiben, ihre Geschwister leben in Wolfschlugen, bei Ulm - und sogar in Griechenland. „Ein Kollege von mir ist mit Hund dorthin gezogen“, sagt Steffen Eisele, der als Papiermacher arbeitet.
Nicht mal Experten waren sicher
Mit ihrer wolfsähnlichen Silhouette an der Nase herumgeführt hat Polly übrigens nicht nur den Weilheimer Fahrlehrer, der das Foto mit seinem Handy aufgenommen hat. Auch Wildtier-Experten konnten auf den ersten Blick nicht ausschließen, dass ein Wolf auf dem Bild zu sehen ist. Erst genauere wissenschaftliche Untersuchungen durch die Forstliche Versuchsanstalt in Freiburg und das Lupus-Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Sachsen haben dann ergeben, dass es sich bei dem Vierbeiner auf dem Foto definitiv um einen Hund handelt.
Pollys Besitzer Steffen Eisele und seine Lebensgefährtin dagegen waren sich schnell sicher gewesen: „Als wir das Foto gesehen haben, wussten wir gleich, dass das Polly sein muss“, sagt der 41-Jährige aus Schopfloch. Denn genau an dem Nachmittag, an dem die Aufnahme entstanden ist, waren die Husky-Hündin und ihre Tochter Yuki gemeinsam ausgebüxt.
„Wir sind erst im November umgezogen und hatten noch Handwerker im Haus“, erzählt Steffen Eisele. Als ein Maler etwas aus seinem Auto holen wollte und die Haustür öffnete, nutzten Polly und Yuki die Gelegenheit, um auf den nahegelegenen Wiesen einen Spaziergang auf eigene Faust zu unternehmen. „Das muss so gegen 14 Uhr gewesen sein“, erinnert sich Steffen Eisele. Zwar machten er und seine Lebensgefährtin sich sofort auf den Weg, um die beiden Hundedamen zu suchen, und erhielten auch einige Hinweise. Doch die Vierbeiner zeigten sich ihren Besitzern nicht. „Polly ist dann gegen 15.45 Uhr von alleine nach Hause gekommen“, sagt Steffen Eisele - rund eine Viertelstunde, nachdem das besagte Foto entstanden ist. Ihre Tochter Yuki kam noch später zurück. „Sie ist wohl zuerst zu unserer ehemaligen Wohnung gelaufen“, so Eisele.
Die Anhöhe, auf der Polly von dem Weilheimer Fahrlehrer fotografiert wurde, liegt übrigens nur wenige Hundert Meter vom Zuhause der Huskys entfernt. Auf dem Feldweg dort geht die Hündin fast täglich spazieren - normalerweise zusammen mit ihren Besitzern.