Weilheim und Umgebung
Immer die Menschen im Blick

Migration Seit November arbeitet Ingrid Haack als Integrationsmanagerin im Weilheimer Rathaus. Sie soll Flüchtlinge dabei unterstützen, Fuß zu fassen und selbstständig zu werden. Von Bianca Lütz-Holoch

Ob es um einen Antrag beim Jobcenter geht, um die Einschulung eines Kindes oder Konflikte mit Mitbewohnern: Egal, welche Probleme Weilheimer Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung haben - Ingrid Haack steht ihnen zur Seite. Seit November arbeitet die Diplom-Sozialarbeiterin als Inte­grationsmanagerin im Weilheimer Rathaus. Die Stelle, die durch Landesmittel finanziert wird, ist zwar neu. Ingrid Haack dagegen ist im Städtle längst bekannt. „Ich habe zwei Jahre lang das Camp in der Egelsbergstraße betreut“, erzählt die 55-Jährige. Außerdem arbeitet sie derzeit noch als Flüchtlingskoordinatorin in Holzmaden.

„Das Thema Migration hat mich schon immer interessiert“, sagt Ingrid Haack, die in Holzmaden aufgewachsen ist. Die Mutter zweier erwachsener Kinder hat zunächst eine Ausbildung als Krankenschwester absolviert und später Soziale Arbeit studiert. Bereits in ihrer Diplom-Arbeit widmete sie sich dem Thema Flüchtlinge. Zu der Zeit erfuhr Deutschland schon einmal eine Einwanderungswelle. Damals waren es russlanddeutsche Spätaussiedler, die aus der ehemaligen Sowjetunion ins Land kamen.

Ingrid Haack hat sich viel mit der Frage beschäftigt, was es bedeutet auszuwandern und einzuwandern. Integrationshindernis Nummer eins, das steht für sie fest, ist die Sprache. Für Probleme sorgt aber immer wieder auch, dass andere Kulturen andere Schwerpunkte setzen. „Gerade in arabischen Ländern stehen Familie und Gastfreundschaft im Mittelpunkt“, weiß Ingrid Haack: „Da bekommt man immer einen Kaffee oder auch etwas zu essen angeboten - aber mit Antragstellung und Formularen kennen sich die Menschen oft nicht aus.“

Ihre Aufgabe als Integrationsmanagerin ist es, die Einbindung der Geflüchteten in die Gesellschaft und ihre Selbstständigkeit zu fördern. Gemeinsam mit jedem Einwanderer arbeitet sie eine Integrationsvereinbarung aus. „Da bei werden Ziele formuliert“, sagt Ingrid Haack. Anvisiert wird zum Beispiel ein bestimmtes Sprachlevel oder auch, einen Ausbildungsplatz zu finden.

Unterstützung beim Ausfüllen von Formularen, Organisieren, Aufklären und Vermitteln - all das gehört zu Ingrid Haacks zentralen Aufgaben. „Meine Hauptkooperationspartner sind das Landratsamt und der Soziale Dienst, das Jobcenter und die Ausländerbehörde“, sagt sie. Die Integrationsmanagerin hilft den Flüchtlingen dabei, Leistungen zu beantragen und klärt in asylrechtlichen Fragen auf. Sie ist in Kontakt mit Schulen, Kindergärten, Vereinen und Organisationen, aber auch Hebammen und Beratungsstellen, etwa für traumatisierte Menschen. „Wenn jemand einen Arzttermin braucht, dann suche ich Ehrenamtliche, die ihn begleiten oder für ihn übersetzen“, so Haack. Findet sie niemanden, dann springt sie selbst ein. Kommt eine Familie neu ins Land, dann erklärt sie, was es mit der Mülltrennung auf sich hat und wie eine Wohnung richtig gelüftet wird.

Hilfreich sind die großen, dichten Netzwerke, die sie sich in den vergangenen Jahren aufgebaut hat und zu denen Ämter und Verwaltungen genauso gehören wie Ehrenamtliche, Vereine und Flüchtlingsverbände.

Ganz wichtig ist es Ingrid Haack, in ihrem Beruf das Augenmerk nicht nur auf Notwendigkeiten und Bedürfnisse der Geflüchteten zu richten. „Ich sehe immer auch den Menschen dahinter“, sagt sie. „Dieses ganzheitliche Konzept habe ich seit meiner Zeit in der Pflege verinnerlicht.“

Im November hat Ingrid Haack ihren Arbeitsplatz im Weilheimer Rathaus bezogen. Dort teilt sie sich ein Büro mit Flüchtlingskoordinator Thomas Güthle. Er ist Ansprechpartner für Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe und unterstützt den AK Asyl. „Ich fühle mich zugehörig zum Rathaus und zur Stadtverwaltung“, sagt Ingrid Haack. Verwurzelt ist sie aber nach wie vor auch im Team der AWO, bei der sie eigentlich angestellt ist und an die die Stadt das Integrationsmanagement vergeben hat.