Für ein absolutes Durcheinander auf dem Oberlenninger Marktplatz sorgte ausgerechnet Bürgermeister Michael Schlecht. Zu seiner Verteidigung sei gesagt: Gegen die Lenninger Hexa hatte er keine Chance. Getreu ihrem Motto „Süß, charmant ond net zom bremsa“ hatten sie gestern an der Weiberfasnet das Rathaus gestürmt und die Macht im Flecka übernommen.
Dank jahrelanger Erfahrung hat sich Michael Schlecht als „Captain Lenningen“ bestens vorbereitet und machte den ganzen Spaß der Hexen gut gelaunt mit, wobei er wieder ordentlich auf die Probe gestellt wurde. Allerdings konnte er sich des tatkräftigen Beistands der charmanten Ladys sicher sein – und auch die Lenninger machten begeistert mit.

Das ganze Spektakel stand aus aktuellem Anlass unter dem Motto 50 Jahre Lenningen. Es wurde nicht nur zu einem musikalischen Quiz, sondern auch eine Reise durch die Hit-Geschichte, bei dem der Schultes sowohl Sanges- als auch Tanztalent unter Beweis stellen musste. Den Reigen eröffnete Trude Herr mit ihrem Lied „Ich will keine Schokolade, ich will lieber einen Mann“. Beim Refrain zeigte sich Michael Schlecht recht textsicher. Kein Halten gab es mehr, als Gottlieb Wendehals und seine Polonäse Blankenese aus den Lautsprechern ertönte. „Captain Lenningen“ führte souverän das Chaos an und schlängelte sich durch die immer enger werdenden Schleifen mit närrischen Menschen. Wer meinte, sich drücken zu können, wurde eines besseren belehrt. Da half auch keine Unterhaltung, der überraschte junge Mann wurde strahlend angelächelt, an der Schulter gefasst und sanft aber bestimmend kurzerhand in den tanzenden Lindwurm integriert. Orange Luftballons wurden zu Nenas „99 Luftballons“ munter von Jung und Alt in die Luft gestoßen und aus 40 Jahren Flippers wurden 50 Jahre Lenningen: „Wir sagen danke schön, 50 Jahre Lenningen, was wär’n wir ohne uns’re Freunde . . .“ klang es aus vielen Kehlen.



































Zuvor schon war Punkt 16.33 Uhr der Kinderumzug an der katholischen Kirche gestartet. Mit dabei waren befreundete Narrenzünfte wie beispielsweise das Gesinde Schleichingen aus Notzingen, die Weilheimer Rossmugga, die Höllasegler Reichenbach im Täle und die Schlater Streuobschdhexa. Für die adäquate Fasnetsunterhaltung sorgte die „Zogumu“, die Guggenmusik aus Zollberg-Esslingen, die selbstverständlich die ganze Strecke mitlief, ehe sie auf dem Marktplatz abwechselnd mit dem DJ für Stimmung sorgte.

Die Zuschauer hatten mindestens gleichviel Spaß wie die „professionellen“ Narren. Nicht nur die Kinder am Straßenrand waren verkleidet, auch viele Erwachsene hatten sich in Schale geworfen – und sei es nur mit einem Riesen-Sombrero, der mit bunten Luftballons gefüllt und aufgepeppt war. Ein sehr praktisches Accessoire, bei dem sich das schwäbische Tüftlertum bemerkbar machte: Ohne sich zu bücken, landeten viele Bonbola und Schlotzr im großen Hutrand. „Do kennad’r sauga, wenn’r hoimkommad“, lautete der Kommentar beim Anblick der mit Konfetti übersäten Kinderschar. „Guck mol, do kommd Oma“, machte eine Mutter ihre Tochter aufmerksam, als die „Süßen Monster“, in grelles Pink gewandet, als krönender Abschluss in der Kurve auftauchten.