Weilheim · Lenningen · Umland
In der Ferne viele Freunde gefunden

Abenteuer Die Dettinger Pfadfinder sind nach ereignisreichen Tagen beim 25. Welt-Pfadfindertreffen in Südkorea inklusive Evakuierung zurück in der Heimat. Von Katja Eisenhardt

Für Leonie Ott (15), Oskar Schmid (15) und Josias Ochs (16) war es die bisher weiteste Reise. Einen Tag nach ihrer Rückkehr aus Südkorea sitzen die drei Jugendlichen gemeinsam mit ihrem Sippen-Leiter Lucas Moll (24) im evangelischen Gemeindehaus in Dettingen. Der Jetlag ist noch spürbar, „bei uns ist es jetzt eigentlich schon abends, die Zeitverschiebung merkt man noch“, sagt die kleine Pfadfinderrunde, die stellvertretend von den Erlebnissen berichtet. Insgesamt waren 18 Pfadfinder und Pfadfinderinnen zwischen 14 und 17 Jahren aus Dettingen mit ihrem Leiter Lucas Moll vom 27. Juli bis 20. August nach Südkorea gereist. Anlass war das 25. Weltpfadfindertreffen (World Scout Jamboree), das seit 1920 alle vier Jahre in einem anderen Land und immer wieder auf verschiedenen Kontinenten stattfindet. Beim diesjährigen Treffen im südkoreanischen Saemangeum an der Westküste nahmen 43 300 junge Leute aus 158 Ländern teil. Auf dem rund neun Quadratkilometer großen Gelände wurde ab dem ersten August gezeltet.

 

„Länger als bis 7 Uhr hat man es morgens in den Zelten nicht ausgehalten.
Pfadfinder Oskar Schmid
Der Dettinger war mit weiteren 17 Teilnehmenden beim Treffen in Südkorea.

 

In Südkorea stand zu Beginn erstmal die Akklimatisierung an verschiedenen Orten an, bevor es weiter zum Haupt-Camp ging, erzählen Leonie, Oskar und Josias. Dort angekommen gab es ein Problem: „Unser Zeltplatz stand unter Wasser, weil es viel geregnet hatte und die Entwässerungsvorrichtungen nicht ausreichten“, schildert Oskar die schwierige Situation. Ein Platzwechsel war nicht möglich, also behalfen sich die Jugendlichen selbst und gruben weitere Entwässerungsgräben. „Nach ein, zwei Tagen war das Wasser komplett weg“, so Josias.

Das nächste Problem war die große Hitze. Täglich um die 38 Grad, und das bei feuchter Witterung. „Länger als bis 7 Uhr hat man es morgens in den Zelten nicht ausgehalten“, sagt Oskar. Schattenvorrichtungen habe es auf dem Gelände zwar gegeben, anfangs aber zu wenig, bis aufgestockt wurde. Dazu kamen klimatisierte Busse, in die man sich zwischendurch zur Abkühlung setzen konnte. „Die medizinische Versorgung war vorhanden, allerdings war auch hier zunächst zu knapp kalkuliert worden. Etwa 80 Prozent der Infusionen waren nach den ersten Tagen aufgebraucht, so dass das Militär Nachschub liefern musste, was gut funktioniert hat“, berichtet Lucas Moll. „Abends kamen dann noch die Moskitos“, ergänzt Oskar die weniger angenehmen Erfahrungen. Alles in allem sei es aber weniger tragisch gewesen, als in den internationalen Medien berichtet wurde. Die anfangs schwierigere Lage sei vor Ort deutlich verbessert worden, betonen die vier.

Auf Weltreise im Zeltcamp

Im Fokus stand vielmehr der Austausch der internationalen Pfadfindergruppen untereinander. „Da sind auf jeden Fall neue Freundschaften entstanden“, sagt Lucas Moll. Das sei ein ganz besonderes Erlebnis gewesen, so viele Gleichgesinnte aus aller Welt zu treffen, bestätigen Leonie, Oskar und Josias. „Es gab einen Kulturtag. Da hat jedes Land etwas landestypisches vorbereitet. Zum Beispiel ein typisches Gericht gekocht, den anderen einen Tanz oder ein Lied beigebracht“, erzählt Leonie, „wir waren unter anderem bei den Brasilianern. Das war wie eine Weltreise im Camp und wirklich interessant.“

Hoch im Kurs stand der Austausch der landestypischen „Patches“, also der optisch unterschiedlichen Pfadfinder-Aufnäher, die zu jeder Kluft gehören. „Der mexikanische Patch war wegen seiner bunten Farben besonders begehrt“, weiß Josias. Bis zur vorzeitigen Räumung des Camps am 8. August aufgrund eines aus Japan nahenden Taifuns – gedauert hätte es eigentlich bis 12. August – gab es täglich im oder etwas außerhalb des Camps ein buntes Programm für die Jugendlichen.

Die Dettinger Pfadfinder auf dem Weg zur Abschlusszeremonie des 25. Weltpfadfindertreffens. Die fand in Seoul statt, nachdem das Camp wegen eines Taifuns vorzeitig geräumt wurde. Foto: Lucas Moll

Mit Bussen wurden sie schließlich in Unterkünfte in die Hauptstadt Seoul und deren Umgebung gebracht. Die Dettinger Gruppe kam im Studentenwohnheim der Myongji Universität unter. „Der Taifun war bei uns nicht mehr so stark wie in Japan, da sind wir glimpflich davongekommen“, so Lucas Moll. Für die internationalen Gruppen gab es ein Ersatzprogramm, das ihnen die koreanische Kultur näher brachte. Die große Abschlussfeier wurde ins World-Cup-Stadium in Seoul verlegt. Dort sei der Höhepunkt ein großes K-Pop-Konzert gewesen, also koreanischsprachige Popmusik. „Das war wirklich cool“, sind sich alle einig. Im Anschluss traten die Dettinger wie geplant ihre eigene Tour an: Neben der Besichtigung von Seoul hinterließ besonders der zweitägige Aufenthalt im buddhistischen Seonunsa-Tempel im Landkreis Gochang samt traditioneller Teezeremonie großen Eindruck. Zum Abschluss ging es noch an den Strand, den Rückflug traten die Dettinger am 20. August an.

Nächstes Treffen 2027 in Polen

„Die Reise nach Südkorea hat sich auf jeden Fall gelohnt, trotz der Anstrengungen am Anfang“, sagen Leonie, Oskar und Josias. Die Gelegenheit war einmalig, denn altersmäßig kann man nur einmal an einem Weltpfadfindertreffen teilnehmen, „es sei denn, man geht einmal als Teilnehmer und dann als Leiter mit, so wie ich“, erzählt Lucas Moll stolz. Das nächste Weltpfadfindertreffen findet in vier Jahren 2027 in Polen statt.

 

Die Dettinger Pfadfinder

Der Stamm wurde 1951 von Gotthilf Kurz gegründet und trägt seit 1953 den Namen „Ritter vom Ordenskreuz“. Aktuell sind es 50 Aktive verteilt auf drei Sippen verschiedener Altersstufen. Mitglieder sind es insgesamt 140.haben die Pfadfinder in Dettingen insgesamt gut 140. Starten kann man ab sechs Jahren, die Gruppe für die Ältesten reicht von 15 bis 17 Jahre. Danach kann man selbst Sippenleiter werden.

Viele Pfadfinder aus Dettingen sind seit ihrer frühen Kindheit aktiv dabei, so auch Leonie, Oskar und Josias, die nächstes Jahr ihr zehnjähriges Pfadfinder-Jubiläum feiern. Unter den aktiven und passiven Mitgliedern sind oft mehrere Familienmitglieder.

Gruppen-Treffen im wöchentlichen Rhythmus im evangelischen Gemeindehaus stehen ebenso auf dem Programm wie übers Jahr verteilt gemeinsame Ausflüge und Zeltlager. Infos gibt es unter vcp-dettingen.de. eis