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In der Herzkammer wird gefeiert

Jubiläum Der Kreisfeuerwehrverband Esslingen-Nürtingen begeht den Festakt zu seinem 50-jährigen Bestehen. Es gab Lob und eindringliche Appelle. Von Andreas Pflüger

Florian Schepp begrüßt als Vorsitzender des KFV die Gäste im historischen Festsaal Staigers Waldhorn.  Foto: Roberto Bulgrin

Der Rahmen hat perfekt gepasst: ein festlich geschmückter, historischer Saal in Staigers Waldhorn, 180 gut gelaunte Gäste, ein leckeres Menü, ein guter Service und ein kurzweiliges Programm. Draußen vor dem Eingang machte ein Oldtimer-Löschfahrzeug unmissverständlich darauf aufmerksam, worum es an diesem Abend in Plochingen ging. Der Feuerwehrkreisverband Esslingen-Nürtingen (FKV) feierte sein 50-jähriges Bestehen, ebenso launig wie musikalisch moderiert vom „Schwäbischen Botschafter“ Wolfgang Seljé, unterstützt vom Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Leinfelden-Echterdingen.

Entstanden ist der FKV im Zuge der Kreisreform 1973, die zur Gründung des heutigen Landkreises Esslingen geführt hat. Getreu dem Leitsatz der Freiwilligen Feuerwehren „Einer für alle, alle für einen“ beschlossen die Verbände der Altkreise Nürtingen und Esslingen, sich aufzulösen und zum 1. Januar 1974 zu fusionieren. Für Landrat Heinz Eininger, der neben einigen Bundes- und Landtagsabgeordneten, mehreren Bürgermeistern aus dem Kreis sowie etlichen Vertretern von Behörden und anderen Blaulicht-Organisationen, zu den Ehrengästen gehörte, war dies „Maßstab für das Zusammenwachsen der früheren Kreisteile und ein Pfeiler der gelungenen Kreisfusion“.

Der FKV-Vorsitzende Florian Schepp, zugleich Bürgermeister der Gemeinde Holzmaden, hob in seiner Begrüßung zunächst auf den geschichtsträchtigen Festsaal ab, in dem 1853 der Deutsche Feuerwehrverband gegründet wurde und 1911 auch der Bezirksfeuerwehrverband Esslingen. „Wir dürfen zurecht behaupten, dass diese historische Stätte die Herzkammer des deutschen Feuerwehrwesens ist“, erklärte er und konnte dann mit beeindruckenden Zahlen für den Landkreis aufwarten: „Wir haben hier mehr als 6000 Feuerwehrangehörige in 44 Feuerwachen, 82 Abteilungen und sechs Werkfeuerwehren, zählen damit also zu den großen Verbänden im Land“, erklärte er.

Mit Stolz verwies Schepp zudem darauf, „dass wir keine Nachwuchssorgen haben“. So gebe es tatsächlich in allen 82 Abteilungen Jugendfeuerwehren, von denen manche sogar eine Warteliste führen würden. „Das kommt allerdings nicht von ungefähr und schon gar nicht ohne zusätzliche Arbeit“, fügte er hinzu. Denn neben der zahlreichen Einsatz- und Übungsstunden sei auch hier das ehrenamtliche Engagement der Kameradinnen und Kameraden gefragt.

Frank Buß, Bürgermeister von Plochingen und einst selbst FKV-Vorsitzender, verwies in seinem Grußwort unter anderem auf die Bedeutung von „Plochingen als Feuerwehrstadt“ und er unterstrich Schepps Einschätzung. So hätten etwa im vergangenen Jahr allein die 76 Mitglieder der Plochinger Wehr im öffentlichen Auftrag zu 237 Einsätzen ausrücken müssen und alles in allem 5770 Stunden ehrenamtliche Arbeit geleistet.

Dass dabei die „Herausforderungen immer größer werden“ unterstrich – wie zuvor schon Landrat Heinz Eininger – Karl-Heinz Banse, der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbands (DFV), in seiner eindrücklichen Festrede. Sehr erfreut zeigte er sich, „dass wir es mit viel Einsatz und akribischer Arbeit über die Krisen der jüngeren Vergangenheit hinweg geschafft haben, dem demografischen Wandel zu trotzen, die Verbindungen aufrecht zu erhalten und bundesweit fast 1,4 Millionen Feuerwehrangehörige, darunter gut 330 000 junge Leute, in unseren Reihen halten“.

Kritisch äußerte sich Banse indes, was die Vorbereitung auf und den Umgang mit den sich immer mehr zuspitzenden Naturereignissen angeht: „Wir hatten Hochwasserlagen, wie wir sie so noch nie erlebt haben. Wir hatten massive Waldbrände, auf die wir nicht vorbereitet waren, weshalb es dringend neue Konzepte braucht, um solche Ereignisse zu bewältigen“, betonte der DFV-Präsident. Zudem sei er zuletzt immer mehr zu der Überzeugung gelangt, „dass wir uns auch auf Dinge vorbereiten sollten, die wir in Deutschland nicht haben wollen, anstatt zu hoffen, dass diese Dinge so nicht passieren“.

Das politische Geschäft, das stellte Banse klar, sei Verbandsarbeit, die unten anfange: „Und genau die läuft hier im Landkreis sehr gut.“ Die Vertreter aus sämtlichen Abteilungen der Kreisfeuerwehr hörten das natürlich gerne, wohlwissend aber, dass sie in ihren Bemühungen um eine zeitgemäße Ausrüstung und eine adäquate Ausbildung vermutlich auch in den nächsten 50 Jahren nicht nachlassen dürfen, um ihre hohe Leistungsfähigkeit aufrecht erhalten zu können.

 

„Sie haben die Feuerwehr im Blut“

Verlässlich Die Deutsche Feuerwehr Ehrenmedaille, die höchste Auszeichnung für Personen, die nicht aktiv der Feuerwehr angehören, ist dem Esslinger Landrat Heinz Eininger beim Festakt des Kreisfeuerwehrverbands verliehen worden. Karl-Heinz Banse, der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbands, steckte Eininger die Medaille ans Revers und lobte ihn für seine langjährige, vertrauensvolle und verlässliche Zusammenarbeit mit der Feuerwehr. „Sie hatten immer ein offenes Ohr für unsere Anliegen“, bedankte er sich bei Eininger. „Ja, Sie haben die Feuerwehr im Blut.“

Verdienstvoll Mit der Ehrenmedaille in Gold des Feuerwehr-Landesverbandes wurde derweil Alfred Bidlingmaier geehrt. Der Notzinger war nicht nur viele Jahre lang Kommandant der örtlichen Wehr und gehört inzwischen dem Vorstand des Kreisfeuerwehrverbands Esslingen-Nürtingen an. Er hat über drei Jahre auch für das 738 Seiten starke Buch „In der Herzkammer unserer Feuerwehren“, das zum 50-jährigen Bestehen des Kreisfeuerwehrverbands erschienen ist, geschrieben. Das ebenso umfangreiche wie spannende Werk kostet 36 Euro und kann bestellt werden per E-Mail unter kasse@kfv-esnt.de.  eas