Wendlingen. Um ein Haar wäre das Gebäude des Galerievereins Wendlingen an der Weberstraße dem Veräußerungsbeschluss der Stadt zum Opfer gefallen. Im Jahr 2007 wollte die Verwaltung mit dem Verkaufserlös andere Projekte finanzieren. Doch die Kunstfreunde in Wendlingen entwickelten verschiedene Finanzierungsmodelle, damit die Ausstellungen weitergehen und das Galeriegebäude erhalten bleibt. Rolf Körber, der seit 20 Jahren Mitglied ist und seit zehn Jahren die Geschicke des Galerievereins leitet, fiel damals ein großer Stein vom Herzen. „Wir haben den Verein 1984 gegründet, um die Kunst in der Stadt aufrechtzuerhalten, und beinahe wäre im Jahr 2007 alles zu Ende gewesen.“
Die Suche nach Sponsoren verlief zuerst erfolgreich, und die fünf Ausstellungen pro Jahr konnten finanziert werden. Nach und nach aber sprangen die Geldgeber wieder ab. „In den Jahren 2017 und 2018 musste der Verein drei von fünf Ausstellungen mit eigenen Mitteln bestreiten.“ Deshalb habe der Verein in Kontakt mit dem Stadtrat gestanden, und schließlich kam der erlösende Beschluss: Die Stadt übernimmt die Betriebskosten für das Gebäude weiterhin und die Unterstützung für die Ausstellungen wurde bewilligt. „Wir sehen dieses Engagement als mittel- und langfristig an“, freut sich Rolf Körber. Die Galerie kann immerhin auf erfolgreiche 25 Jahre zurückblicken. Rund 50 000 Gäste wurden dabei begrüßt. Dabei gab es Werke namhafter Künstler zu bestaunen. Am meisten freut sich Körber jedoch über den Erfolg des Äthiopiers und Wahl-Nürtingers Tesfaye Urgessa. „Da kam sogar Eike Dieter Schmidt, Direktor der Uffizien in Florenz. Ihm schienen Urgessas Werke so zu gefallen, dass er ihn einlud, seine Werke in den Uffizien zu präsentieren.“
Dass sich die Galerie in der Kunstwelt einen Namen gemacht hat, sieht man auch an den Bewerbungen. „Rund 25 Kunstschaffende bewerben sich pro Jahr um einen Ausstellungsplatz“, so Körber.
Für Wendlingens Bürgermeister Steffen Weigel steht fest: „Die Kunstfinanzierung muss in die öffentliche Hand.“ Er unterstrich seine Forderung mit dem Hinweis, dass Kunstvereine wichtig seien. „Sie liefern mit ihrem Dasein politische Bildung und fördern die Demokratie.“ Für Landtagsmitglied Andreas Kenner zählt vor allem der Wert der Kunst: „Es braucht nicht nur Masse, sondern auch Qualität. Die Kunst hat einen Wert an sich.“ Thomas Krytzner