Zwischen Neckar und Alb
In der Spitalgartenstraße bleiben Senioren selbstbestimmt

Wohnen Die Hausgemeinschaft Spitalgartenstraße in Köngen bietet zwölf Leuten Platz, die nicht mehr allein leben können. Ende Mai geht das Projekt an den Start. Von Elisabeth Maier

Susanne Liebhart ist glücklich: Endlich wird der lange gehegte Traum einer Seniorenwohngemeinschaft wahr für die Geschäftsführerin des Krankenpflegevereins Köngen (KVP). In dem Haus mit drei Stockwerken an der Ecke Spitalgarten- und Gunzenhauserstraße in Köngen sollen bis zu zwölf Seniorinnen und Senioren zusammenleben, die sich alleine nicht mehr versorgen können. „Ein Grund, dass ein Leben ohne Unterstützung unmöglich ist, kann zum Beispiel eine beginnende Demenz sein“, sagt Sabine Reichert, die das Haus leitet. Ziel des Wohnprojekts ist, die Selbstständigkeit der Menschen möglichst lange zu erhalten.

Ende Mai ziehen die ersten Menschen ein. Der Krankenpflegeverein und die Sozialstation Wendlingen und Umgebung haben das Haus gemeinsam geplant und realisiert. 4,6 Millionen Euro soll die Anlage insgesamt kosten.

Alltagsbegleiter im Einsatz

Neben der neuen Leiterin des Hauses sind Alltagsbegleiter im Einsatz, die die Seniorinnen und Senioren bei den täglichen Arbeiten unterstützen. Kochen, der Hausputz oder gemeinsame Aktivitäten sollen den Bewohnern helfen, den Alltag zu strukturieren.

„Wichtig ist uns, dass die Menschen ihre eigenen Möbel mitbringen“, sagt Sabine Reichert. Deshalb werden die Wohnungen in der Hausgemeinschaft unmöbliert vermietet. „So ein Umzug ist für die Menschen schwer genug“, sagt die Krankenschwester, die schon seit Jahren für die Sozialstation Wendlingen und Umgebung arbeitet. „Wenn man die Zimmer selbst einrichten darf, wird das leichter.“ Pflegepersonal wird nicht rund um die Uhr vor Ort sein. Wenn bei den Bewohnerinnen und Bewohnern aber Pflegebedarf besteht, kommen die ambulanten Kräfte ins Haus.

 

Wichtig ist uns, dass die Menschen
ihre eigenen Möbel mitbringen. 
Sabine Reichert
Der Leiterin der Hausgemeinschaft will,
dass die Senioren ihre Zimmer selbst einrichten können.

 

In den oberen Stockwerken leben Alleinstehende und Paare zur Miete in Zwei- bis Dreizimmerwohnungen. Ein großer Gemeinschaftsraum ermöglicht ihnen, sich zu treffen, auszutauschen und den Alltag miteinander zu gestalten. An diesen Raum schließt sich die große Dachterrasse an, die einen herrlichen Blick über Köngen und auf die „Blaue Mauer“ der Schwäbischen Alb öffnet. Im Obergeschoss entsteht ein Nachbarschaftstreff für das Quartier.

Der Krankenpflegeverein wird seine Räume künftig auch in dem neuen Gebäude haben. „In allen Belangen des Alters werden die Bewohner fachkundig beraten und betreut“, sagt Liebhart. Gemeinsam mit dem Team der Sozialstation knüpft sie bereits seit Jahren ein engmaschiges Netzwerk für die Seniorinnen und Senioren.

Wichtig ist es der Chefin des KPV auch, Männer und Frauen aus Köngen für die ehrenamtliche Mitarbeit zu gewinnen. „Sie bringen viele Impulse ins Haus.“ Auch die Angebote des Vereins, wie die Fröhliche Runde für Demenzkranke finden dann in der Hausgemeinschaft Spitalgarten statt. „Wir möchten das Haus in der Gemeinde Köngen verankern“, sagt Sabine Reichert. Die Leiterin wünscht sich ein offenes Haus, sobald die Coronapandemie das wieder zulässt.

Weitere Ehrenamtliche gesucht

Eine Chance sieht Sabine Reichert darin, dass der Hausacker-Kindergarten an die Hausgemeinschaft angrenzt. Der gemeinsame Eingang lässt sich zwar in Zeiten der Pandemie gut trennen „Wir hoffen aber, dass in absehbarer Zeit gemeinsame Aktivitäten möglich sind“, sagt Sabine Reichert. Sie wünscht sich, dass sich die älteren Menschen und die Kleinen immer mal wieder begegnen – ob niederschwellig bei der Stippvisite im Garten oder bei gemeinsamen Veranstaltungen.

 

Weitere Informationen finden Interessierte bei der Sozialstation Wendlingen unter der Telefonnummer 0 70 24/92 93 92

 

Alternative Wohnformen im Alter

Die Sozialstation Wendlingen und der Krankenpflegeverein Köngen reagieren mit der neuen Hausgemeinschaft auf die verstärkte Nachfrage älterer Menschen, möglichst lange selbstbestimmt leben zu können. Die kleine Einheit macht eine familiäre Atmosphäre möglich.

Für ältere Menschen mit Einschränkungen gibt es auch im Scharnhauser Park eine Wohngemeinschaft. Das Nachbarschaftshaus vereint ein Pflegeheim mit 73 Plätzen mit einer ambulanten Wohngemeinschaft, einem Treffpunkt für den Ostfilderner Stadtteil und anderen Angeboten.

Neue Wohnmodelle für Senioren bietet auch die Wohngemeinschaft für Senioren mit Sitz in Filderstadt an. Die Managerin Rosemarie Amos-Ziegler fing mit einem ambulanten Pflegedienst an und führt jetzt Häuser mit großen und kleinen Einheiten in Neuhausen und in Filderstadt. eli​​​​​​​​​​​​​​