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In Dettingen knallt’s auch noch nach dem Feuerwerk

Streit Gemeinde und Veranstalter schieben sich gegenseitig die Schuld am Parkchaos beim Hotel Teckblick zu. Von Antje Dörr

Dettingen. Am Samstag vor einer Woche um 18.15 Uhr steigen hinter dem Hotel Teckblick in Dettingen Raketen in den Himmel und zeichnen rund 20 Minuten lang Sterne und Fontänen in die Dunkelheit. Es ist keine Hochzeit, die Anlass für dieses Feuerwerk ist. Der Pyrotechniker Tony Zeccola aus Kirchheim veranstaltet dort ein sogenanntes Produktvorschießen mit Moderation. Das Hotel übernimmt die Bewirtung der Gäste. 

Wäre es nach der Gemeinde Dettingen gegangen, hätte die Veranstaltung so nicht stattfinden dürfen. Im September hatte der Gemeinderat eine Polizeiverordnung erlassen, um den Abschuss von Mittel- und Großfeuerwerken in diesem Bereich zu verbieten. Vorausgegangen war eine Veranstaltung im Hotel Teckblick im April 2023, bei der nach Angaben der Gemeinde 90 Minuten lang geschossen wurde und die zahlreiche Beschwerden nach sich zog. 

Begründet wurde der Erlass der Polizeiverordnung im September unter anderem damit, dass man Pflegeheimbewohner und Flüchtlinge, die in diesem Gebiet leben, schützen wolle. Der Veranstalter wollte sich damit nicht abfinden, klagte und bekam Recht. „Als gewerblicher Anbieter muss ich meinen Beruf ausüben dürfen“, zeigte sich Zeccola auf Anfrage mit der Entscheidung des Stuttgarter Verwaltungsgerichts zufrieden. „So lange wir auf einem Privatgelände schießen, kann man mir das nicht verbieten.“ Die Begründung der Gemeinde findet er ohnehin lächerlich. Zeccola behauptet, dass auf seine Einladung hin ukrainische Geflüchtete im Hotel Teckblick zu Gast gewesen seien und sich über das Feuerwerk gefreut hätten. Die Betreiber des Hotels bestätigen das.

Die Gemeinde Dettingen hingegen verteidigt die Entscheidung des Gemeinderats und beharrt darauf, dass Kommunen in die Lage versetzt werden müssten, solche Veranstaltungen zu untersagen oder zumindest einzuschränken. Die Gesetzgebung sei aus der Zeit gefallen, weil sie keine Rücksicht auf den Gebietscharakter und schützenswerte Einrichtungen nehme. „Eine langfristig geplante kulturelle, ruhebedürftige Veranstaltung in der Schlossberghalle durchzuführen, wäre gar nicht mehr möglich, wenn zwei Wochen vorher die Anzeige über ein Feuerwerk nebenan eingeht und dieses ohne jegliche Genehmigung oder Einschränkung stattfinden könnte“, nennt Hauptamtsleiterin Dorothee Schuster einen weiteren Aspekt. 

Auch an der Organisation der Veranstaltung übt die Gemeinde Kritik. „Es gab zahlreiche Beschwerden und Verkehrsverstöße, weil der Veranstalter sich im Vorfeld nicht um ausreichend Parkraum bemüht hatte“, sagt Dorothee Schuster.

Gemeinde sperrt Parkplätze ab

Dass es rund um das Hotel Teckblick am Samstagabend relativ chaotisch zuging, bestätigt der Veranstalter Tony Zeccola, schiebt die Verantwortung dafür jedoch der Gemeinde zu. Diese habe am Samstagnachmittag die Schotterparkplätze gegenüber der Schlossberghalle und am Festplatz mit Baken absperren lassen. Als kurz vor der Veranstaltung die Gäste angekommen seien, habe sich auf der Teckstraße natürlich Stau gebildet, weil viele keinen Parkplatz gefunden hätten. Zeccola vermutet dahinter Kalkül und bezeichnet die Aktion als „geplante Abzocke“. Autos, die innerhalb dieses Bereichs gestanden hätten, bevor die Abschrankung angebracht wurde, darunter auch ein Gast des Dettinger Weihnachtsmarkts, seien „aufgeschrieben“ worden. Als Veranstalter will er klagen. „Man hätte diese Sperrung 72 Stunden vorher ankündigen müssen“, behauptet er.

Das weist die Gemeinde Dettingen zurück. „Bei den Flächen handelt sich nicht um öffentlich gewidmete Parkplätze für die Allgemeinheit. Diese Parkplätze sind nur für Veranstaltungen in der Schlossberghalle oder auf dem Festplatz“, sagt Dorothee Schuster, der zufolge die Sperrung am Samstag um 14.30 Uhr begonnen hat. Deshalb gebe es auch keine Verpflichtung, die Sperrung 72 Stunden vorher anzukündigen. Der Veranstalter habe zudem am Samstag die von der Gemeinde aufgestellten Abschrankungen zwei Mal eigenmächtig und rechtswidrig beseitigt. Die Gemeinde erwägt, rechtlich dagegen vorzugehen. 

Bleibt die Frage, ob es gängige Praxis ist, bei Veranstaltungen in diesem Bereich die erwähnten Parkplätze abzusperren, oder ob dies nur bei dieser Veranstaltung geschehen ist, gegen die Gemeinde und Gemeinderat sich im Vorfeld positioniert hatten. „Ja. Das ist gängige Praxis bei Bedarf“, sagt Dorothee Schuster. Nicole Grunze, Betreiberin des Hotels Teckblick, sieht das anders. Bei der Veranstaltung im April, als 150 Wiederverkäufer zum Feuerwerk ins Hotel kamen, habe die Gemeinde Dettingen die geschotterten Parkplätze an der Schlossberghalle und am Festplatz nicht abgesperrt. Die Gäste hätten dort problemlos parken können. Sie und Tony Zeccola hätten deshalb überhaupt keinen Grund gesehen, sich um zusätzliche Parkplätze zu bemühen. Mit einer solchen Maßnahme der Gemeinde hätten sie niemals gerechnet.

Nicole Grunze möchte nicht ausschließen, dass künftig weitere solche Veranstaltungen im Hotel Teckblick stattfinden. „Das ist für uns eine wichtige Einnahmequelle“, sagt sie.