Zwischen Neckar und Alb
In Flüchtlingsunterkünften herrscht Skepsis gegenüber Corona-Impfung

Corona Im Kreis Esslingen sind jetzt mobile Impfteams in Sammelunterkünften unterwegs. Die Bewohner dort sind verunsichert.

Kreis Esslingen. Erst waren die Bewohner von Pflegeheimen dran, dann über 80-Jährige in Pop-up-Impfzentren. Seit vergangener Woche sind die mobilen Impf-Teams im Landkreis Esslingen nun in Flüchtlings- und Obdachlosenunterkünften unterwegs. „eigentlich dürften Geflüchtete schon seit längerem geimpft werden“, sagt Andrea Wangner, Pressesprecherin des Landratsamts in Esslingen. Sie gehören zur Prioritätsgruppe zwei, weil sie angesichts ihrer beengten Wohnverhältnisse einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind. Tatsächlich genutzt haben die Gelegenheit die wenigsten. „Das scheitert oft schon an der Vereinbarung eines Impftermins“, so Wangner. „Darum fahren wir jetzt die Unterkünfte an.“
Doch die Skepsis ist groß. Nur etwa die Hälfte der Bewohner von Flüchtlingsunterkünften hat sich für die kostenlosen und freiwilligen Impfungen angemeldet.
In der Unterkunft in der Nürtinger Max-Eyth-Straße waren es von rund 120 Bewohnern gerade einmal 20 Personen, die bei einem Einsatz des mobilen Impf-Teams des Impfzentrums an der Messe Stuttgart eine Impfung wollten. Im Vorfeld waren den Geflüchteten in ihrer Landessprache Informationen zur Impfung ausgehändigt worden. Zusätzlich zum medizinischen Personal stehen Dolmetscher zur Verfügung, um Sprachbarrieren zu vermeiden. Immerhin wohnen in der Unterkunft 13 Nationen unter einem Dach.
„Das sind keine Impfgegner“, sagt Gabriele Geiger, Wohnheimverwalterin in der Max-Eyth-Straße. „Die Menschen hier sind verunsichert durch die Medienberichte über die Impfstoffe.“ Keiner solle sich zu einer Impfung gezwungen sehen. Dennoch hofft sie, dass sich viele der Bewohner durch die Aktion nachträglich zu einer Impfung ermutigt fühlen. Denn die Unterkunft war bereits im vergangenen Oktober nach mehreren Infektionen unter den Bewohnern unter Quarantäne gestellt worden: „Das wollen wir und die Bewohner nicht noch mal durchmachen müssen“.
Das Impfangebot der mobilen Teams richtet sich auch an die Mitarbeiter und Dolmetscher. Die Impf-Teams bestehen aus Ärzten Stuttgarter Kliniken sowie aus Ehrenamtlichen von verschiedenen Hilfsorganisationen, darunter auch Sanitäter und Rettungsschwimmer. „Am Impfen an sich ist hier nichts anders als sonst. Aber manche Sachen muss man eben wiederholen oder noch mal nachfragen. Aber auch das ist kein Problem für uns“, erklärt Anna Meyer vom Roten Kreuz, als sie  einem jungen Mann aus der Türkei den Arm desinfiziert.
Nach dem Aufklärungsgespräch durch einen Arzt und natürlich der Vorlage des gelben Impfbuchs verabreicht sie die Spritze mit dem Impfstoff. Mit einem Lächeln. Doch davon bekommt ihr Impfling nichts mit, denn dieser hat lieber die Augen verschlossen, um den Anblick der Spritze zu vermeiden. Doch der Pikser war nur kurz, es folgt ein „Alles gut!“.
Dabei bleibt es für die Bewohner auch: „Bei diesem Impfstoff ist nur eine Impfung notwendig. Der volle Impfschutz besteht dann in vier Wochen“, erklärt der Arzt. „Und sollte sich ein Bewohner umentscheiden und doch noch impfen lassen, kann er oder sie dies natürlich beim Hausarzt oder in einem der Impfzentren nachholen“. Daniel Jüptner/bil