Entspannung zeichnet sich am Horizont auf der Alb ab. Zwischen Lenningen und Erkenbrechtsweiler gibt – oder gab – es Dissonanzen wegen der Nachbarschaftsgrundschule in Erkenbrechtsweiler. Die scheinen sich aus Lenninger Sicht aber erfreulicherweise in Luft aufzulösen. Der Grund für die Kontroverse: Erkenbrechtsweiler hat die öffentlich-rechtliche Vereinbarung gekündigt, was in der Konsequenz bedeuten würde, dass Grundschüler aus Hochwang nicht mehr den kurzen Weg in den Nachbarort zur Schule hätten, sondern ins Tal fahren müssten.
Für diesen Schritt hat Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht Verständnis. „Aus formalen Gründen ist die Kündigung erforderlich. Ich hätte es ebenso gemacht“, sagte er. Sein Kollege Roman Weiß aus Erkenbrechtsweiler hat diesen auch für ihn unschönen Gang aus rein finanziellen Gründen beschritten. „Wegen steigender Schülerzahlen müssten wir unsere Schule erweitern, was wir aber nicht bräuchten, wenn die Kinder aus Hochwang nicht wären. Die zwei Millionen Euro für den Bau kann Erkenbrechtsweiler aber allein nicht stemmen. Mindestens die Hälfte der Kosten müsste Lenningen tragen“, ist sein Standpunkt zum Verdruss der Lenninger.
Wir wollen unbedingt verhindern, dass die Hochwanger Kinder nicht mehr in Erkenbrechtsweiler beschult werden.
Michael Schlecht
Diese Situation hat das Land provoziert. Die Kommunen müssen den rechtlichen Anspruch für die Ganztagesgrundschule umsetzen. Ohne Fördermittel können sie diese große finanzielle Aufgabe aber nicht stemmen. Kein Wunder also, dass es einen Run darauf gab und die Förderprogramme hoffnungslos überzeichnet waren. Einem Lottospiel gleich, sollten die Gelder deshalb verteilt werden. Wer nicht zum Zug gekommen wäre, hätte halt Pech gehabt. Die massive Kritik über dieses Vorgehen kam offensichtlich an. „Alle vollständig gestellten Anträge sollen positiv beschieden werden“, konnte Michael Schlecht dem Gemeinderat berichten. Vom Bund erhalte das Land knapp 360 Millionen Euro für den Ganztagesausbau. Laut seiner Recherche will das Land rund 700 Millionen Euro investieren, um alle seriösen Anträge bewilligen zu können. Bei der regulären Schulbauförderung – ohne Ganztags-Investitionen – werde angekündigt, jährlich 250 Millionen Euro zusätzlich in die Schulbauförderung zu stecken. „Ein Grund für die jetzt angekündigten Gelder ist auch, dass keine Nachbarschaftsstreitigkeiten eintreten. Das Land steht jetzt endlich zu seiner Verantwortung“, sagte Michael Schlecht. Vergangene Woche sah das noch ganz anders aus, der Schultes rechnete mit dem Worst Case.
„Wir wollen unbedingt verhindern, dass die Hochwanger Kinder nicht mehr in Erkenbrechtsweiler beschult werden“, erklärte er. Seine Hoffnung liegt nun in einem demnächst stattfindenden Gespräch mit dem Staatlichen Schulamt. „Dabei können wir auch in Richtung Verteilungsschlüssel denken. Das wäre ein Schritt, der zukunftsfähig ist“, zeigte er sich optimistisch. Somit würde die zu stemmende Summe bei einer Million Euro liegen, was für die zwei Kommunen machbar ist. Für Lenningen stand es immer außer Frage, sich anteilsmäßig an den Kosten zu beteiligen. Die Kinder aus Hochwang machen je nach Jahrgang etwa 20 bis 25 Prozent aus. Der Schultes hofft nun auf ein klares Signal vom Schulamt, sodass bereits in den nächsten Wochen konkret über Zahlen, Daten und Fakten diskutiert werden kann. „Allzu viel Zeit darf nicht mehr ins Land ziehen“, ist er sich bewusst. Käme keine Einigung zustande, müssten alle künftigen Hochwanger ABC-Schützen ab nächstem Schuljahr ins Tal fahren.
Kurt Hiller war dankbar für die emotionslose und sachliche Schilderung des Vorgangs. „Es gibt viele enge Beziehungen zwischen Hochwang und Erkenbrechtsweiler, sei es in Kirche, Verein und private Freundschaften. Die Auflösung der Schulgemeinschaft würde einen Keil ins Miteinander treiben, was unbedingt vermieden werden sollte“, sagte der Hochwanger. Nie sei infrage gestanden, dass Lenningen sich nicht an den Kosten beteiligen werde. „Wir müssen einen Schlüssel finden und sind gesprächsbereit“, erklärte er.
Karl Boßler fand die Kündigung schade, sagte aber: „Wir sollten den Ball flach halten und einen Kompromiss finden – sonst gibt es nur Verlierer. Wir sollten nach vorne schauen und über einen Schlüssel nachdenken, dann ist die Sache vom Tisch“, ist er überzeugt und zuversichtlich, eine vernünftige Lösung hinzubekommen.