Weilheim · Lenningen · Umland
In Neidlingen die letzte Ruhe unter Bäumen finden

Bestattung Die Bürgerbeteiligung zur Erweiterung des Neidlinger Friedhofs ergab klare Präferenzen der rund 30 Teilnehmer. Sie fließen in die weiteren Schritte ein. Von Peter Dietrich

Die Bestattungskultur hat sich gewandelt und ist sehr vielfältig geworden. Beim Informationsabend in der Neidlinger Kelter präsentierte der Landschaftsarchitekt Harald Fischer ganz viele verschiedene Beispiele. Sie reichten von streng in Reihen angeordneten Gräbern bis zur sehr naturnahen Gestaltung, bei der ein Besucher schon genau auf die Täfelchen zwischen den Pflanzen achten muss, um zu merken, dass er auf einem Friedhof ist. Harald Fischer hat schon unzählige Friedhöfe in vielen Varianten neu angelegt oder umgestaltet.

Vor langen Jahren hatte die Gemeinde Neidlingen auf ihrem Friedhof 20 Grabkammern angelegt, davon sind 17 Grabkammern noch immer frei. Eine Erdbestattung ohne Grabkammer ist in Neidlingen bisher nicht möglich, der zu feuchte Boden würde die Verwesung verhindern. Daher wären aufwändige Drainagen erforderlich. Das wäre durchaus machbar, aber teuer, sagte Harald Fischer. „Der Trend geht zur Urne, wir wollen nicht am Bedarf vorbeiplanen“, sagte Bürgermeister Jürgen Ebler. Eine Besichtigungstour zu anderen Friedhöfen mit Gemeinderäten führte auch nach Dettingen/Teck. Der dortige Friedhof wurde von Harald Fischer gestaltet. Der Dettinger Bürgermeister empfahl den Landschaftsarchitekten weiter, Dettingen arbeite schon seit über 20 Jahren mit ihm zusammen. So kam dieser nach Neidlingen.

Er präsentierte Beispiele aus großen Städten wie Karlsruhe, aber auch aus kleineren Kommunen wie Reichenbach an der Fils. Nicht nur in den Städten gebe es immer mehr Individualität, auch auf dem Land. Oft sei die Grabpflege in der Familie nicht mehr zu leisten, die Grabstellen würden kleinflächiger. Der Friedhof sei auch Aufenthaltsort und brauche dafür kleine Plätze mit Schatten und Sonne, ja nach Jahreszeit. „Diese Plätze dürfen nicht zu groß sein, sonst verliert man sich.“

Harald Fischer wollte die verschiedenen Bestattungsmöglichkeiten nicht nur vorstellen, sondern auch die Präferenzen der rund 30 Teilnehmer sammeln. Dazu verteilten diese Klebepunkte auf die ausgehängten Fotos. Eine Gemeinschaftsanlage mit Stelen, auf denen jeweils ganz viele Namen zu lesen sind, fiel bei den Besuchern völlig durch. Auch strenge, geradlinige Gestaltungen, etwa ein Staudengarten mit Grabmalwürfeln, fand keinerlei Zustimmung. Die sehr naturnahe Gestaltung in Dettingen fand ebenfalls kein Wohlgefallen.

Ganz anders hingegen eine Gestaltung mit kleinen Mauern, die viele Befürworter fand. Sie bietet sich für Neidlingen auch deshalb an, weil der Friedhof am Hang liegt. „Da gibt es Stellen, wo man das machen könnte“, sagte der Landschaftsarchitekt. Alle Erweiterungen sollen, in vielfältiger Form, auf dem bestehenden Friedhofsgelände erfolgen.

Eine der präsentierten Möglichkeiten waren Urnen unter Bäumen, das ist in Reichenbach sehr gefragt. Pfarrerin Ute Stolz bracht eine weitere Variante ins Gespräch, die der Planer gar nicht auf dem Schirm hatte. Aus persönlichen Gesprächen weiß sie, dass sich viele Menschen eine körperliche Bestattung wünschen, aber kein großes, mit Aufwand zu pflegendes Grab. Daher wurde das „Wiesengrab mit Erdbestattung“ als zusätzliche Möglichkeit aufgenommen und fand sehr große Zustimmung. Der Planer warnte jedoch, dass diese Variante teuer werden kann – ohne Grabkammer, in Neidlingen wegen der Nässe ohnehin schwierig, komme es im Boden zu plötzlichen und gefährlichen Setzungen. Gegen eine Kombination mit Bäumen spricht, dass Grabkammern den Baumwurzeln viel mehr Platz wegnehmen als Urnenhülsen.

Insgesamt zeigte sich der Landschaftsarchitekt aber sehr zufrieden. „Das ist für mich ein sehr schönes Ergebnis.“ Die lebhaften Gespräche während des Verteilens der Klebepunkte lobte er: „Ich freue mich, dass Sie darüber diskutiert haben.“ Für manche diskutierte Frage, etwa zu einer Überdachung vor der Aussegnungshalle, ist es aber noch zu früh, sie wird erst im Laufe der weiteren Planung bearbeitet.