Tradition
In Neidlingen hieß es wieder: „Hauet se no a Kilo Zwetschga drauff“

Der Altweibersommer hat zahlreiche Besucherinnen und Besucher zum Neidlinger Zwetschgenmarktfest gelockt. Dort gingen so manche mit mehr Früchten nach Hause als sie geplant hatten. 

Die Tatsache, dass der Markt auf eine Samstag fiel und die Sonne strahlte, zog zahlreiche Besucher an. Foto: Sabine Ackermann

Knapp 1790 Einwohner hat die Gemeinde Neidlingen, die nicht zuletzt wegen ihrer Fülle an Kirschen und Zwetschgen bekannt ist. Und das letztgenannte Steinobst steht im Herbstmonat gleich zweimal im Fokus: Zum einen beim „Zwetschgenmarkt mit Krämermarkt“, welcher traditionell an „Matthäi am Letzten“, dem Gedenktag des Apostels und Evangelisten Matthäus immer am 21. September stattfindet und zum anderen mit dem Zwetschgenmarktfest, ein Dorffest, das am Wochenende vor oder nach dem Zwetschgenmarkt gefeiert wird.

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Was die Besucherinnen und Besucher allerdings staunen lässt, ist, dass sich die dunkelblauen bis violetten Früchtchen am Samstag recht rarmachten. Ganz im Gegensatz zu der großen Anzahl der fliegenden Händler, die entlang der Lindach jeweils Haushaltswaren, Textilien und ähnliche oder gleiche mehr oder weniger nützliche Artikel des täglichen Bedarfs anboten. Und ganz ehrlich, wer will auf dem Zwetschgenmarkt museumsreife „Schlafanzüge für Herren und Damen“ sehen? Dann doch lieber reife Früchtchen, die Leon Greiner am Stand der Brennerei Ernst Hitzer anbietet.

Ein Teil eingefroren, ein Teil verschafft

„Hauet se no a Kilo Zwetschga drauff“, bittet Angelika Fritz, die sich am Ende des Wiegens von der gewollten Zahl vier verabschiedet und sich vorausschauend auch bei fünf Kilo nicht nein sagen hört. Während ihr Mann Dietmar für den Transport des randvollen Obstkorbes zuständig ist, verrät die Kirchheimerin, was sie aus den Zwetschgen machen will. „Ein Teil wird eingefroren, der andere wird verschafft, zu Kuchen, Knödel und Kompott.“ Gut zu tun haben die mitwirkenden hiesigen Vereine, darunter auch eine Abordnung der Feuerwehr sowie die Neidlinger Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins, von dessen aktuell 220 Mitgliedern im Alter von einem bis 90plus Jahren etwa zehn Prozent am Schaffa sind, die ersten waren bereits um 6 Uhr morgens da. Eine teils neue und erfreuliche Abwechslung bieten die Handvoll Hobby- und Kunsthandwerker, darunter der Süßener Schmiedekünstler Herbert Häbich, der verrät, dass es nun nach drei Jahren endlich geklappt hat. „Ich bin überall da, wo’s schee ist.“

Auch Manuela Hagenmaier aus Wiesensteig gefällt es hier, sie bietet unter „Das Blumenkind – Handmade with Love“ unter anderem mit Raps und Amarant gefüllte Nacken- und Augenkissen an, zum Teil von ihrem Mann Uwe, der von Beruf Schweißer ist, genäht. Immer ein Garant für etwaige Warteschlangen, sind die Essenstände. „Alles was ich kauf‘, nimm ich im Magen mit hoim“, erklärt Tanja aus Sparwiesen und ergänzt: „Ich will schon seit Jahren zum Neidlinger Zwetschgenmarkt, endlich fiel der 21. September mal auf einen Samstag."