Etwas ist neu auf den Feldern in der Region. Zwischen Sonnenblumen-, Weizen- und Maisfeldern sind nun auch 349 Hühner zu Hause. Und zwar in ihrem eigenen mobilen Stall. Stolzer Besitzer der Hühnerschar ist seit drei Monaten Familie Schädel aus Ohmden.
Angefangen hat bei Susanne Schädel einst alles mit dem Traum von eigenen frei lebenden Hühnern. „Ich bin als Kind in der Landwirtschaft groß geworden. Und damals war die Käfighaltung noch Standard“, meint die Erzieherin. Mit dem Wunsch, es besser zu machen, kam die Idee mit dem mobilen Hühnerstall, der laut ihrem Mann Klaus viele Vorteile mit sich bringt: „Wir stellen den Stall jede Woche um, dann haben die Tiere immer frisches Gras“, sagt der 44-Jährige. „Dadurch scharren die Hühner nicht andauernd in ihrem eigenen Kot und haben kaum Parasiten.“ Außerdem wird das Hühnermobil autark betrieben. Das heißt, dass der Stall seinen Strom durch Solarpaneele auf dem Dach selbst erzeugt. Dadurch wird das Futter automatisch in die Futterrillen befördert. Auch die Eier rollen nach dem Legen auf ein Laufband und können von dort aus geschickt verpackt werden.
Ein großer Vorteil des autarken Stalls ist außerdem der im Vergleich zu anderen Ställen geringere Zeitaufwand: Morgens geht im Stall ein Dämmerlicht an, was die Schar auf einen neuen Tag einstimmt, danach öffnet sich die Auslaufklappe. In der Abenddämmerung haben die Hennen gelernt, dass sie in den Stall zurück müssen, um sich einen Schlafplatz auf ihren geliebten Sitzstangen zu suchen. Damit nachts keine Füchse, Katzen oder andere Raubtiere in den Stall gelangen, schließt sich die Auslaufklappe automatisch. Hat es ein Huhn trotzdem verpasst, pünktlich im Stall zu sein, kann Familie Schädel das via App und Videoüberwachung erkennen.
Die Eier können, neben Nudeln, in der Zeller Straße in Ohmden an einem Selbstbedienungs-Häuschen gekauft werden. Dabei ist es Klaus Schädel wichtig, dass die Kunden wissen, dass sie keine genormten Eier kaufen, die aus der Fabrik kommen. „Bei uns kann es schon sein, dass mal größere und kleinere Eier im Karton sind. Viele Kunden wundern sich jedoch, da sie aus dem Supermarkt nur perfekt sortierte Eier kennen“, meint der Ohmdener. Einen Biostempel haben die Eier der Weidehühner nicht. Das ist aber, laut dem Prozessingenieur in der Lasertechnik, nicht der Haupt-Kaufgrund. „Unseren Kunden ist es wichtig, dass die Produkte nicht genmanipuliert sind.“ Darum setzt der Hobby-Landwirt auf Soja aus der Region, bei dem die Gene nicht verändert wurden. Das ist zwar laut Klaus Schädel 20 Prozent teurer als Soja aus Brasilien, dafür muss kein Regenwald abgeholzt werden. Außerdem ist das Futtermittel durch die kürzeren Transportwege besser fürs Klima.
Preislich fangen mobile Hühnerställe ab ungefähr 65 000 Euro an und können bis zu 110 000 Euro kosten. Familie Schädel überlegt sich, in Zukunft einen zweiten Stall zu kaufen, möchte aber langsam anfangen. „Unser nächster Schritt wäre ein Eierautomat und danach vielleicht ein zweiter Stall.“
Die Kinder der Schädels, die 12-jährige Sofie und der 14-jährige Sebastian, finden das neue Hobby ihrer Eltern richtig klasse und lieben es, immer frische Eier zu haben. Sie unterstützen sie, wo sie können, sei es nach der Schule beim Eierverpacken oder beim Futternachfüllen.