Der Unmut über den ständigen und zunehmenden Verkehrslärm in der Stadt Owen wächst. Über die Bundesstraße B465 und den Abzweig Richtung Beuren fahren täglich über 10 000 Fahrzeuge durch Owen und die Lärmbelastung überschreitet den Richtwert der Europäischen Union immer wieder. Aus diesem Grund und unter dem Aspekt der Gesundheit für die Bevölkerung fordert die Kleinstadt seit 2019 eine Geschwindigkeitsreduzierung auf Tempo 30 während der Nacht und will dies, falls nötig, auch vor Gericht durchsetzen.
Lärmaktionsplan
Gemeinsam mit dem Büro Soundplan hatte die Verwaltung einen Lärmaktionsplan ausgearbeitet und diesen den zuständigen Behörden zur Stellungnahme und Umsetzung vorgelegt. Die Bürger wurden in der Zeit von Oktober bis Mitte November beteiligt und ebenfalls um Stellungnahme gebeten. Wie Jürgen Roth vom Büro Soundplan aus Backnang an der jüngsten Sitzung des Gemeinderates berichtete, gingen von verschiedenen Seiten Beurteilungen ein. „Die Bürger wollen Tempo 30, einige wünschen sich sogar eine generelle Ausweitung im Stadtkern.“
Von den Behörden gab es unterschiedliche Reaktionen auf den Plan. „Das Gewerbeaufsichts-, Naturschutz- und Straßenbauamt befürwortendie Umsetzung des Lärmaktionsplans genauso wie das Polizeipräsidium in Reutlingen.“ Die Straßenverkehrsbehörde im Esslinger Landratsamt befürchtet in ihrer Stellungnahme einen möglichen Verdrängungseffekt von der B465 auf die Neue Straße und fordert gegebenenfalls ein entsprechendes Gutachten, wie Jürgen Roth die eingegangenen Rückmeldungen beschreibt. „Die Behörde empfiehlt sogar die Prüfung einer möglichen Umgehungsstraße.“
Hier teilen die Stadträte eine Meinung: Der Verdrängungseffekt auf die Neue Straße sei kaum vorstellbar, da diese eine Nebenstraße mit Tempo 30 ist. Außerdem sei zu Nachtzeiten dort deutlich weniger Verkehr zu verzeichnen. Auch eine Umfahrung der Stadt Owen sei, wie Jürgen Roth betont, wegen der geographischen Lage kaum ohne kilometerlangen Umweg umsetzbar. Befürchtungen der Verkehrsbehörden, dass es im Bereich der Adlerkreuzung wegen der Temporeduzierung lange Rückstaus gibt, will die Verwaltung mit einem möglichen Umbau – einer Linksabbiegespur – entgegenwirken. „Da ist die Stadt bereits mit dem Regierungspräsidium Stuttgart in Kontakt“, bestätigte Jürgen Roth.
Mühlen mahlen zu langsam
In Owen ist man sich einig: Tempo 30 über Nacht muss her. Und dies will die Stadtverwaltung, wenn nötig, auch vor Gericht durchsetzen. Bürgermeisterin Verena Grötzinger konkretisiert: „Wir müssen bei den zuständigen Behörden nachhaken und wenn nichts passiert, dann schalten wir einen Anwalt ein.“ Jürgen Roth bestätigt: „Wir warten alle auf die Verkehrsanordnung des Regierungspräsidiums. Wenn die Gemeinde- oder Stadträte einer Kommune einen Lärmaktionsplan beschließen, hat dies nicht den Charakter einer Empfehlung.“ Stadtrat Hans-Jörg Schmid erkundigte sich nach der Zuständigkeit, da es sich ja um eine Bundesstraße handele.
Bürgermeisterin Verena Grötzinger erklärte den Behördengang: „Wir müssen über die Straßenverkehrsbehörde des Landratsamtes gehen, erst danach geht der Antrag ans Regierungspräsidium Stuttgart.“ Nach dem Beschluss der Fortschreibung des Lärmaktionsplan durch den Gemeinderat will die Verwaltung den entscheidenden Behörden jetzt sechs Wochen Zeit für die Bearbeitung geben und sich nach erfolglosem Ablauf der Frist weitere Schritte, wie das Einschalten eines Anwalts, überlegen.