Weilheim. Aufheulende Motoren, Schmierereien, Müll, Böller – und immer wieder Eier: "Die Eierwerfer sind ständig unterwegs", sagt Helmut Burkhardt, Leiter des Weilheimer Ordnungsamtes. Wahllos beschmutzen umherziehende Jugendliche nachts Hauswände, Geschäfte und Scheiben: "Die Betonsteine an der neuen Bushaltestelle haben das Eiweiß so sehr aufgesaugt, dass man die Flecken nicht mal mehr mit dem Hochdruckreiniger wegbekommt", nennt er ein Beispiel und fügt hinzu: "Wir sind langsam ratlos."
Seit einem Jahr gibt es in der Innenstadt Probleme mit Vandalismus und Ruhestörungen. Anwohner beklagen sich regelmäßig, rufen die Polizei und schimpfen auf die Jugendlichen. Bei denen wiederum wächst die Wut auf diejenigen, die sie kritisieren und fortschicken wollen. "Die Fronten verhärten sich immer mehr", sagt Helmut Burkhardt.
Die Hoffnung, dass der Winter dem Spuk ein Ende macht, hat sich nicht erfüllt. Als es kühler wurde, zogen sich die Übeltäter ins Treppenhaus der Rathaus-Tiefgarage zurück um hinterließen dort Schmutz und Unordnung. "Nachdem Verbotsschilder nicht geholfen haben, wurde eine Kamera installiert", berichtet Bürgermeister Johannes Züfle. Das hat offenbar für Abschreckung gesorgt.
Dabei hatte es schon einmal so ausgesehen, als würde sich der Konflikt entspannen: Vergangenen Sommer führten Stadt und Polizei Gespräche mit den Jugendlichen und einigen Eltern. "Das Treffen ist gut gelaufen", blickt Thomas Pitzinger, Leiter des Kirchheimer Polizeireviers, zurück. "Die Situation hat sich deutlich beruhigt." Aus der Welt war das Problem damit aber nicht. "Die Personen wechseln und die Gruppen setzen sich immer wieder neu zusammen – das ist nun mal das Kennzeichen einer Jugendgruppe", weiß Thomas Pitzinger. Zwar bezeichnet er das, was in Weilheim vor sich geht, als "nicht außergewöhnlich" für eine Stadt in dieser Größenordnung. Dennoch hat die Polizei ihre Präsenz erhöht: "Die Streifen- und Kontrolltätigkeit wurde verstärkt", so Pitzinger. Auch die Stadtverwaltung hat Maßnahmen ergriffen: "Im November ist für uns ein privater Sicherheitsdienst Patrouille gelaufen", berichtet Johannes Züfle. Auf frischer Tat ertappt werden konnte aber niemand. Dazu kommt, dass die Jugendlichen absolut dichthalten. "Sie verraten einander nicht", weiß Helmut Burkhardt. Er kann sich gut vorstellen, dass die Stadt im Frühjahr noch einmal Sicherheitsleute engagieren muss.
Dass all diese Maßnahmen das Übel nicht an der Wurzel packen, ist Polizei und Stadt bewusst. Darum wurde schon versucht, mit Mitarbeitern des Jugendhauses Streetworking zu betreiben – allerdings ohne großen Erfolg. Nun möchte die Stadt ihr Angebot für Jugendliche ausbauen: „Wir sind dran, ein ehrenamtliches Modell für den Jugendtreff zu erarbeiten“, berichtet Johannes Züfle. Damit sich auch ältere Jugendliche und junge Erwachsene angesprochen fühlen, soll der Treff künftig freitags bis 24 Uhr offen bleiben. Zudem sind Samstage im Gespräch. "Ich war schon immer der Meinung, dass man über zusätzliche, ehrenamtliche und selbst verwaltete Öffnungszeiten sprechen kann", so Züfle.
Ob damit die problematische Zielgruppe erreicht werden kann, ist jedoch fraglich: "Die Jugendlichen, um die es geht, möchten einen Platz nur für sich, den sie direkt mit dem Auto anfahren können", berichtet Helmut Burkhardt. Sie wünschen sich ein Dach über dem Kopf, wollen nicht ganz nach draußen ins Grüne verbannt werden und träumen vom Fußballspielen bei Flutlicht. Das Angebot, sich am Skaterplatz zu treffen, haben die jungen Leute unterdessen ausgeschlagen. Der Grund: Man kann nicht mit dem Auto bis an den Platz fahren.
"Alle Wünsche können wir nicht erfüllen", sagt Helmut Burkhardt. Junge Leute seien nach wie vor in der Innenstadt willkommen – solange sie nichts kaputt machen, ihren Müll wegräumen und sich der Lärm im Rahmen hält. Die Anwohner fordert der Ordnungsamtsleiter auf, besonnen zu agieren und den Kontakt zu suchen. "Man kann mit den Jugendlichen reden und sich mit ihnen auseinandersetzen", ist er überzeugt.