Wendlingen. Am Ende der Sitzung des Ausschusses für Verwaltung, Bildung und Wirtschaftsförderung am Dienstagabend überbrachte Bürgermeister Steffen Weigel die Hiobsbotschaft: „Es wird uns nicht gelingen, das Freibad in dieser Saison in Betrieb zu nehmen.“
Das Freibad wird derzeit umfangreich saniert und es hatte bereits im Februar Befürchtungen gegeben, dass es zu erheblichen Verzögerungen bei den Arbeiten kommen könnte. Damals konnten wegen zu niedriger Temperaturen Schweißarbeiten an Rohren nicht fristgerecht fertiggestellt werden, wie der stellvertretende Bauamtsleiter Alexander Koch berichtet. Während es lange so aussah, als könne der Zeitplan trotzdem gehalten werden, kommt es jetzt noch dicker für die Planer: „Am vergangenen Freitag hat uns die Gartenbaufirma mitgeteilt, dass die Sitzstufen für das Bad voraussichtlich erst Ende Juli geliefert werden“, so Koch. „Wir sind davon eiskalt erwischt worden“, so der stellvertretende Bauamtsleiter. Denn die Becken sind beinahe fertig: „In ein bis zwei Wochen sollen die Arbeiten daran abgeschlossen sein“, so Koch.
Das Problem: Die Stufen bilden die Aufenthaltsfläche zwischen dem Schwimmer- und dem Nichtschwimmerbecken und verteilen sich beinahe über das gesamte Areal zwischen den Wasserflächen. Aber bevor sie nicht eingebaut wurden, können die Pflasterarbeiten nicht beginnen. „Ohne Pflaster gibt es zwischen den Becken nur Schotter und Dreck“, so Koch. So sei ein Badebetrieb nicht möglich. Für den Einbau der Sitzstufen und die Pflasterarbeiten benötigt das Bauunternehmen etwa einen Monat, sagt Koch. „Damit dauern die Arbeiten bis Ende August oder Anfang September“, fügt er hinzu. Die Badesaison sei da quasi vorbei. Außerdem schließt an das Ende der Arbeiten zwingend ein mehrwöchiger Probebetrieb an. „Den benötigen wir, um die Technik zu überprüfen“, sagt Koch. Allein das Befüllen der Becken dauere drei Tage. Dann müsste getestet werden, ob alles funktioniert. Zudem werde ein Färbetest gemacht, um zu prüfen, ob die Durchströmung der Becken den Vorschriften entspricht. Für die Generalsanierung des Freibads investiert die Stadt Wendlingen insgesamt etwa 3,2 Millionen Euro.
Neben den Badegästen, die diesen Sommer auf andere Freibäder ausweichen müssen, sind insbesondere die Schwimmer der DLRG-Ortsgruppe von dem Bade-Ausfall betroffen. Der Verein hat das für den 6. und 7. Juli geplante 24-Stunden-Schwimmen bereits abgesagt. „Mit weinenden Augen“, wie die DLRG-Pressebeauftragte Therese Kiesler betont.
DLRG sitzt auf dem Trockenen
„Das 24-Stunden-Schwimmen ist unsere größte Veranstaltung im Jahr“, sagt sie. Bis zu 1000 Teilnehmer kommen dafür alljährlich ins Wendlinger Bad und üben sich im Langzeit-Schwimmen. Mehr als 150 ehrenamtliche Helfer sind Tag und Nacht im Einsatz, um die Großveranstaltung zu stemmen.
Noch schlimmer als der Ausfall des 24-Stunden-Schwimmens sei aber auch der Wegfall des Trainings- und Ausbildungsortes der Lebensretter. „Wir können dort weder trainieren noch unsere Schwimmkurse anbieten“, sagt sie. Für dieses Jahr müssen sich die Schwimmer vom DLRG auf ihre benachbarten Ortsgruppen verlassen: „Wir werden versuchen, ob wir in Kirchheim eine Trainingsmöglichkeit
bekommen.“
Dann sei allerdings das Problem, dass die Jugendgruppen irgendwie dorthin kommen müssten. Dabei entstünden wieder Kosten, die sonst eben über die Einnahmen aus Veranstaltungen wie dem 24-Stunden-Schwimmen zu einem Teil gedeckt werden können. Kiesler hofft, dass schon während des Probebetriebs Trainings auch in Wendlingen möglich sein können: „Jede Stunde, die wir haben können, nehmen wir.“ Philip Sandrock