Ähnlich bei unseren Fußballspielern: Berti Vogts wurde der „Terrier“ genannt wegen seiner kämpferischen Einstellung, und weil er seine Gegner stets attackierte. Ailton, der mit Werder Bremen Meister und Torschützenkönig wurde, hieß „Kugelblitz“. Trotz seiner rundlichen Formen hatte der Brasilianer nämlich einen überraschend explosiven Antritt.
Der Indianername ist schön, weil er die Stärke und die Kräfte eines Menschen ehrt. Aber es wäre zum Verzweifeln, wenn es nur diesen Namen gäbe. Es wäre bitter, wenn wir nur deshalb gerufen würden, weil wir uns einen Namen gemacht hätten. Dann würde nichts anderes gelten als die Stärke des Menschen. Wir blieben namenlose Kreaturen, solange wir uns nicht einen Namen gemacht hätten.
Ihren Namen los waren die Helferinnen im bürgerlichen Haushalt, den meine Urgroßmutter vor nicht ganz hundert Jahren führte. Sie wurden immer nur Mina genannt, ganz egal welche Namen sie wirklich trugen. Nach Ansicht der Hausherrin verdienten sie nicht mehr als diesen Mägdenamen. So geht das unter uns Menschen bis heute: In vielen Gesellschaften haben die Starken einen guten Namen. Die anderen sind Nobodys oder nur noch Nummern.
Nun gibt es aber auch den Taufnamen. Der wird uns geschenkt. Ehe wir ansehnlich sind, werden wir angesehen und von Gott gerufen. Er ruft uns zum Glauben und gibt uns den Namen seines Sohnes Jesus Christus.
Jesus hat das einmal in einem Gleichnis verdeutlicht und gesagt: Der himmlische Vater ist wie ein vornehmer Herr, der zu seiner Hochzeitsfest lauter Nobodys einlädt. Er geht an die Hecken und Zäune und ruft uns Menschen mit dem Taufnamen. Wir werden zur Hochzeit zugelassen, ehe wir uns einen Ruf gemacht haben. Unsere Namen stehen bei Gott auf der Gästeliste. Wir dürfen einmal beim großen himmlischen Festmahl dabei sein und heute schon bei seinem Vorspiel, dem Abendmahl.
Welche Freiheit und welche Gelassenheit gibt uns der Taufname. Wir sind nicht gezwungen, erst Stärke zu zeigen und uns würdig zu erweisen. Wir sind nicht gezwungen, das Produkt unserer eigenen Hände zu sein. Das ist der größte Schatz, den wir haben. Wir nennen ihn Gnade.
Pfarrer Andreas Taut,
Evangelische Kirchengemeinde Holzmaden