Gastronomie
Ist die Herzogin in der Nürtinger Altstadt bald Geschichte?

Die Betreiber suchen nur gut fünf Monate nach der Eröffnung bereits einen Nachfolger für ihr Lokal in der Nürtinger Altstadt. Job und Kneipe lassen sich nicht unter einen Hut bringen.

Sie suchen einen Nachfolger für ihr Lokal in der Nürtinger Altstadt (von links): Eric Gerhardy, Marcel Golob, Nemanja Vasiljevic und Michael Krause. Foto: Jürgen Holzwarth

Die Betreiber der Herzogin beenden ihr ambitioniertes Projekt in der Nürtinger Altstadt. Nach nur fünfeinhalb Monaten steht fest: „Was wir wollten, kriegen wir nicht hin“, sagt Eric Gerhardy, einer der Chefs. Mit einer Mischung aus Café, Bistro und Cocktailbar wollte man wieder Leben in die Altstadt bringen. Das Lokal wollten die Inhaber neben ihren eigentlichen Berufen betreiben. Daran sei es letztendlich gescheitert. Man habe den Aufwand unterschätzt.

„Die Idee war, dass wir selbst nicht oder kaum im Lokal sein müssen“, sagt Betreiber Nemanja Vasiljevic. Doch Job und Herzogin unter einen Hut zu bringen, sei ein Ding der Unmöglichkeit. „Ich stand häufiger in der Backstube, als meinem eigentlichen Beruf nachzugehen“, sagt Eric Gerhardy, der eigentlich als Webentwickler arbeitet.

Hohe Personalkosten durch lange Öffnungszeiten

Durch die gegründete Kapitalgesellschaft seien die laufenden Kosten zu hoch. Die langen Öffnungszeiten hätten zu extrem hohen Personalkosten geführt. „Wir hatten zum Teil Personalkosten von 19.000 Euro im Monat“, sagt Vasiljevic. Bei fünf Chefs sei außerdem die Kommunikation nicht immer einfach gewesen. Zwar sei man nicht immer einer Meinung gewesen, größere Konflikte habe es aber nicht gegeben. „Ich würde sagen, wir sind sogar enger zusammengewachsen“, so Gerhardy.

An vielen Abenden seien die fünf zusammengesessen und hätten nach einer Lösung gesucht, wie es doch weitergehen könnte. Immer wieder sei man zu demselben Ergebnis gekommen: Mit fünf Leuten kann ein so kleines Lokal nicht wirtschaftlich betrieben werden. „Für einen Vollzeitgastronomen mit klarer Führung und Leidenschaft würde es jedoch funktionieren“, sagt Vasiljevic.

Denn die Gästezahlen seien in der Herzogin gut gewesen. Über 10.000 Kunden habe man seit der Eröffnung bedient, mehr als 2000 Kuchenstücke und über 700 Zimtschnecken verkauft. „Das Frühstück lief am besten“, sagt Vasiljevic. „Wir sind davon überzeugt, dass es funktionieren kann“, ergänzt Gerhardy. „Aber nur für jemanden, der es in Vollzeit macht.“ Das komme für keinen der fünf Betreiber infrage. „Wir müssten unsere eigentlichen Berufe und Karrieren aufgeben.“

Herzogin soll weitergeführt werden

Nun soll so schnell wie möglich ein Vollzeitgastronom gefunden werden. Im Idealfall soll der Nachfolger das Lokal mit dem aktuellen Konzept und Namen übernehmen. „Warum auch nicht? Derjenige setzt sich ins gemachte Nest“, sagt Mitinhaber Michael Krause. Viel Geld sei in die Herzogin investiert worden. Ein potenzieller Nachfolger bekomme nicht nur einen festen Kundenstamm, sondern könnte auch das komplette Interieur übernehmen – inklusive neuer Küche, Backstube sowie Sound- und Lichtanlage. „Wir hinterlassen keine verbrannte Erde“, betont Krause.

„Wir sind auch bereit, mit unserem Know-how zur Seite zu stehen“, sagt Gerhardy. Die Herzogin sollte der Altstadt unbedingt erhalten bleiben. Denn das Vorhaben, mehr Leute in das Herz der Nürtinger Innenstadt zu locken, habe funktioniert. „Es wäre schade, wenn das wieder aufhört.“ Die ersten Interessenten gebe es bereits. „Im Idealfall gibt es einen fließenden Übergang, ohne dass die Gäste es merken.“

Sie selbst bereuen es nicht, das Experiment gewagt zu haben, sagt Gerhardy: „Es war eine unfassbar schöne Zeit mit unseren Gästen, und die vielen tollen Erinnerungen werden wir behalten.“