Weilheim · Lenningen · Umland
Jörg Dobmeier: „Ich wollte Lust auf die Musik wecken“

Kultur Der Kirchheimer Musiker ist in der regionalen Musikszene eine feste Größe – und nun auch Ehrenmitglied des Oratorien-Vereins Esslingen. Von Rainer Kellmayer

Über 35 Jahre hinweg bestimmte der in Kirchheim wohnende Musiker die musikalischen Geschicke des Oratorien-Vereins Esslingen (ORA). Nun ernannte ihn der Verein zum Ehrenmitglied. Die Anerkennung berührt Dobmeier zutiefst: „Ich hatte eine fantastische Zeit mit dem ORA. Wir haben in harmonischem Miteinander viel erreicht“.

Doch nicht nur dem Esslinger Traditionschor hat er seinen Stempel aufgedrückt, auch im Hauptberuf als Leiter der Musikschule Köngen/Wendlingen war Dob­meier äußerst erfolgreich. 1982 berief das Kuratorium der Musikschule den aufstrebenden Musiker auf die Stelle, und bei seinem Abschied 38 Jahre später konnte der Musikschulleiter eine überaus positive Bilanz ziehen. Die interkommunale Musikschule ist unter seiner Führung aufgeblüht, hat neben der breiten Förderung des musikalischen Nachwuchses auch zahlreiche Preisträger beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ hervorgebracht.

Ein Quantensprung brachte 2009 die Eröffnung des „Treffpunkts Stadtmitte“ in Wendlingen, in dem die Musikschule ein Zentrum hat. „In Zusammenarbeit mit der Kommune und dem Architektenbüro konnte ich bei der Planung die besonderen Bedürfnisse einer Musikschule einbringen“, sagt Dobmeier. Dass sich mit dem Neubau die angespannte Raumsituation der Schule wesentlich verbesserte, machte ihn glücklich: „Unsere Arbeit hat einen neuen Schwung bekommen“. Stolz ist der Musiker, der inzwischen dem Förderverein der Musikschule vorsteht, dass aus „seiner“ Musikschule einige professionelle Sänger und Instrumentalisten hervorgegangen sind. Besonders freut Jörg Dobmeier, dass beide Töchter beruflich in seine Fußstapfen getreten sind: Christine macht Karriere als Trompeterin, und Ulrike Sundy ist als Geigerin und Musikpädagogin erfolgreich.

Neben der Begabtenförderung war die Breitenarbeit stets ein zentrales Anliegen des Musikschulleiters.

„Ich wollte bei Kindern und Jugendlichen Lust auf musikalische Ausbildung wecken“. Besonders gut gelungen sei dies durch die Musical-Aufführungen, bei denen die ganze Musikschule eingebunden war: „Zeitweise hatten wir 140 Mitwirkende auf der Bühne“. Sieben große Musiktheaterwerke hat Jörg Dobmeier geschrieben, zudem arrangierte er die Musik für 16 Showtime-Aufführungen der Musikschule.

Schon früh kam der 1954 in Ulm geborene Dobmeier mit der Musik in Berührung. Seine Mutter sang im Oratorienverein Ulm, wo er als Kind bei Proben und Aufführungen zuhören durfte. „Damals ist meine Begeisterung für die Musik geweckt worden“. Nach dem Umzug nach Kirchheim wurde das junge Talent im Ludwig-Uhland-Gymnasium gefördert. „Ich konnte als Solist mit dem Schulorchester eine meiner ersten Kompositionen, eine Fantasie für Klavier und Orchester, aufführen“, erinnert sich Dobmeier. Dankbar denkt er an die Zusammenarbeit mit Kirchenmusikdirektor Ernst Leuze zurück, bei dem er einst Klavierunterricht hatte. „Da Leuze im Haus neben uns wohnte, erhielt ich direktes Feedback zum meinen täglichen Klavierübungen“, erzählt der Musiker schmunzelnd.

Gerne erinnert sich Dobmeier auch an Professor Gerd Lohmeyer, der ihm während des Schulmusikstudiums an der Stuttgarter Musikhochschule den letzten pianistischen Schliff gab. Da Dobmeier zudem im Fach Chorleitung außerordentliches Talent zeigte, erhielt er nach dem Studium an der Musikhochschule einen Lehrauftrag in Chordirigieren und Schlagtechnik.

Über Stationen als Dirigent des Kirchenchors Ohmden und der Kurrende der evangelischen Studierendengemeinde der Universität Tübingen führte der Weg 1985 zum Oratorien-Verein Esslingen. Für Dobmeier erfüllte sich damit ein Traum: „Wir hatten viele grandiose Aufführungen, von den großen Bach-Oratorien, über Benjamin Brittens ‚War Requiem‘ bis hin zur gewaltigen ‚Mass‘ von Leonard Bernstein“.

Auch im Ruhestand kann der einst vielbeschäftigte Musiker nicht über Langeweile klagen. „Ich komponiere viel, betätige mich als Hobby-Handwerker, und bereise mit dem Wohnmobil die Welt“. Großen Spaß macht ihm auch das Kajakfahren. Für Jörg Dobmeier hat die Familie einen besonderen Stellenwert: „Als begeisterter Opi habe ich große Freude an meinem Enkel“.