Wie auf Knopfdruck sprudelt es aus Jörg Renz heraus: Ökologisch, regional und ökonomisch will er als Fachhändler unterwegs sein. Alle drei Aspekte vereint der Chef der Unterlenninger Firma „Kaffeeexpress 24“, deren Logo lodernde Flammen durchziehen, in einem Produkt, das brandaktuell auf den Markt kommt: Ersatz-Sets mit Schläuchen, die zum Aufschäumen von Milch für Cappuccino oder Latte macchiato dienen. Sie gehen demnächst in Kartons aus Scheufelen-Graspapier in den Verkauf. „Jotaca“ heißt das Produkt - zusammengesetzt aus den Anfangsbuchstaben von Jörg, Tamara, der 13-jährigen Tochter, und Carmen, der Ehefrau von Jörg Renz. Der beigefarbene, mit grünen Einsprengseln überzogene, Karton duftet etwas nach Heu, doch das stört Jörg Renz nicht. „Wer weiß, was andere Verpackungen abgeben“, sagt er. Außerdem könne er dank des lebensmittelechten Kartons auf eine Kunststofffolie verzichten. „Damit unterstützen wir die Firma Scheufelen. Das ist doch super.“ Mit der Eigenmarke möchte sich der Händler von der Konkurrenz abheben. Bewusst hat er sich für ein Produkt entschieden, das relativ viel gebraucht wird. Spätestens nach drei Monaten gehören die Silikonschläuche seiner Ansicht nach ausgetauscht. Kommt es bei den Kunden an, kann er sich vorstellen, auch bei anderen Verpackungen auf die ökologische Grasfaser zu setzen.
Der Unterlenninger legt Wert darauf, dass auch der Inhalt des Sets in Deutschland hergestellt wird: Die Reinigungsbürstchen stammen aus Göppingen, die Schläuche werden in der Nähe der deutsch-holländischen Grenze produziert, die Anschlussteile kommen aus einem Owener Betrieb und die neonorangefarbenen Clips, die die Schläuche zusammenhalten, stellt Jörg Renz in seiner Werkstatt selbst her.
Unablässig fährt die Düse von „Bobby“, wie die Tochter den 3-D-Drucker scherzhaft nennt, hin und her. Daneben baut „Amy“ Schicht für Schicht einen Bohnenbehälter auf. „Das Material ist biologisch abbaubar“, betont Jörg Renz. Die Zeichnung dafür hat er selbst mit einem CAD-Programm angefertigt. „Da ist der Erfindergeist in mir geweckt worden. Man muss innovativ sein“, sagt er. 18 Stunden braucht es, bis der Behälter fertig gedruckt ist. Wie ein kleiner Turm lässt er sich auf eine Kaffeemaschine aufstecken. Das lästige Nachfüllen der Kaffeebohnen kann durch die 500 Gramm beziehungsweise ein Kilo fassenden Behälter geschickt hinausgeschoben werden.
Die Zubehörteile, die Jörg Renz verkauft, wandern nicht nur in seinem Laden an der Kirchheimer Straße über den Tresen. Viel verkauft er mittlerweile über Amazon. Das bedeutet für den Händler, selbst sonntags eingehende Aufträge zu bearbeiten. Werbung schaltet er inzwischen auch lange nach Feierabend. „Sie glauben gar nicht, was nach 20 Uhr an Bestellungen reinkommt“, erklärt Jörg Renz dazu.
Während er für Zubehör das Internet als Verkaufsplattform benutzt, bietet er Kaffeemaschinen ausschließlich in seinem Geschäft an. „Alles andere macht keinen Sinn, weil der Verkauf sehr beratungsintensiv ist“, erläutert der 46-Jährige. Doch werden Kaffeemaschinen nicht nur hinausgetragen, immer wieder stoßen schwerbepackte Kunden die Ladentüre von Jörg Renz auf, um ihre Maschinen zur Reparatur vorbeizubringen. Das Betreiben einer eigenen Werkstatt hat für den gelernten Elektriker genauso wie die Verpackung aus Graspapier mit Nachhaltigkeit zu tun.