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Jauchertbach kommt wieder ans Licht

Natur Dettingen hat zugeschlagen und sich einen ordentlichen Batzen Geld für die Renaturierung des Bächleins an der Markungsgrenze zu Nabern gesichert. Es ist eine Ausgleichsmaßnahme für die ICE-Strecke. Von Iris Häfner

Einst in eine enge Dole gezwängt, bekommt der Jauchertbach entlang des Flugplatzes in Nabern auf einer Länge von rund 450 Meter wieder seine Freiheit geschenkt. Seine Renaturierung hat das Bächlein dem Nabu zu verdanken, der mit diesem Vorschlag auf die Gemeinde Dettingen zugekommen ist, als bekannt wurde, dass im Zuge der ICE-Neubaustrecke Ausgleichsmaßnahmen für die Natur geschaffen werden müssen.

„Es gibt einen hohen Zuschuss für dieses Projekt. Drei Millionen Euro waren in der Verlosung der Bahnbaustelle. Wir dachten: Da hauen wir gleich rein und bewerben uns an der gemeinsamen Grenze zu Kirchheim“, erklärte Bürgermeister Rainer Haußmann. Die Rechnung ging auf. Für den Gewässerlauf fließen jetzt über 660 000 Euro Fördergelder, womit etwa 90 Prozent der Kosten gedeckt sind. „Die ganze Verwaltung hat ordentlich Arbeit dafür geleis- tet, denn das Projekt ist mächtig konfliktreich und komplex“, so der Schultes. Doch da es sich um ein „Eh-da-Projekt“ handele, habe sich Dettingen für die zügige Umsetzung bemüht, da die Natur davon profitiere und nicht nur das Gemeindesäckel. Mit im Boot ist auch die Stadt Kirchheim, denn auf rund der Hälfte der Strecke gehört ihr der Grund und Boden.

Landschaftsarchitekt Holger Kappich stellte dem Gemeinderat die Planung vor. Bis Ende 2024 müssen die Arbeiten abgeschlossen sein, sonst gibt es keine Fördergelder mehr. „Da haben wir noch einiges zu erledigen“, so Holger Kappich. Mit der Maßnahme wird das Gewässer durchgängig, außerdem sollen es Tiere sowohl an Land als auch im Wasser durchwandern können. Ferner soll ein Biotopverbund entstehen und vor allem ein naturnaher Gewässerverlauf hergestellt werden. „Der Planungskorridor ist 16 Meter breit, dazu kommt ein Weg mit drei Metern Breite“, erklärte Holger Kappich. Bis September will er eine Vorentwurfsplanung erarbeiten. Seine To-do-Liste ist lang, dazu zählen beispielsweise eine Baugrund- und eine Artenschutzuntersuchung. Letztere ist sehr langwierig, da die Tiere über gewisse Zeiträume beobachtet werden müssen. Im Juli nächsten Jahres steht die Entwurfsplanung an, damit im Frühjahr 2023 die Ausführungsplanung über die Bühne gehen und dann im Herbst mit den tatsächlichen Arbeiten begonnen werden kann. „Das ist ein sehr großzügiger Zeitraum bis Oktober 2024, aber wegen der Ruhezeiten in der Natur notwendig“, erklärte Holger Kappich.

Bei so viel Aufwand interessierte Markus Lotz, wie viel Wasser durch den Jauchertbach fließt. „Ich weiß nicht, ob er im Sommer austrocknet, aber Hochwasser ist hier ein Thema. Dabei ist es immer besser und stausicherer, wenn der Bach offen ist“, so der Planer. Rainer Haußmann schätzt, dass es sich damit ähnlich verhält wie beim Bach neben dem neuen Radweg nach Owen. „Wenn das Wasser aus den Dolen wieder zurückkehrt, gewinnt das ganze System - jeder Meter hilft“, ist er überzeugt. Markus Hack, Amtsleiter der Bauverwaltung, ergänzte: „Im Sommer sieht‘s tatsächlich ein bisschen mau aus, aber im Herbst und Winter ist Wasser drin. Das hängt von den Regenfällen ab.“

Maria Häfele geht in dem Bereich viel spazieren und wollte wissen, ob Brücken geplant sind. Die Antwort: Es gibt Gewässer- überfahrten. „Müssen wir mit belastetem Aushubmaterial rechnen“, interessierte Petra Ernst. „Bei Wasserbauprojekten ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß. Deshalb habe ich Sicherheitspuffer eingebaut. Bodenentsorgung ist ein großer Preistreiber“, sagte der Planer. Die Sorge von Andreas Hummel ist dagegen unbegründet, dass die im Dezember 2024 schließende Naberner Kläranlage einen Einfluss auf den renaturierten Bachlauf hat - also kein geklärtes Abwasser mehr den Graben speist, der dann „300 Tage im Jahr trocken liegt“: Die Antwort hier: Die Anlage liegt weiter flussabwärts.