Zwischen Neckar und Alb
Jazz im Köngener Schloss für alle Generationen

Musik Seit 20 Jahren begeistert der Jazz-Club Schloss Köngen die Menschen. Jetzt füllt der neue Vereinschef Johannes Laxander den Verein mit Leben. Von Sigor Paesler

Für die Sanierung des Köngener Schlosses hat Alt-Bürgermeister Hans Weil jahrelang gekämpft. Viele in der Gemeinde konnten sich vor 20 Jahren nicht vorstellen, so viel in das historische Gemäuer zu investieren. „Dass wir die Menschen vom Schloss überzeugen konnten, haben wir auch dem Jazz-Club zu verdanken“, schwärmt Weil, der selbst sehr kulturbegeistert ist. Damals gründete der 2021 verstorbene Saxofonist Gerhard Götz gemeinsam mit dem Hochschulprofessor und Bassisten Rolf Martin den Jazz-Club Schloss Köngen.

 

Wir brauchen junge Leute und neue Gesichter im Vorstand.
Johannes Laxander
 

„Sie spielten damals schon in der Schlosskapelle, die da noch nicht mal festen Boden hatte“, blickt Weil zurück, der zum Stammpublikum der ersten Stunde gehörte. Da sei man manchmal mit schmutzigen Schuhen heimgekommen. Er und der Freizeit-Jazzer Gerhard Götz gaben den Impuls für die Gründung des Jazz-Clubs. Schritt für Schritt habe man die Menschen so überzeugt, dass das Köngener Schloss, das ursprünglich im 14. Jahrhundert erbaut wurde, mehr als ein schützenswertes Denkmal ist. „Es steht im Zentrum des Gemeindelebens“, ist Weil überzeugt – und das heute mehr denn je. 15 Millionen Euro hat das Projekt damals gekostet; zehn Millionen musste die Kommune selbst schultern. Die Unternehmensberatung Staufer AG ist fester Mieter, aber die elf Konzerte des Jazz-Clubs Schloss Köngen und viele andere Kulturveranstaltungen sind gesetzt – ebenso wie Hochzeiten und andere Familienfeiern.

Anlässlich des Pfingstmarkts präsentierte sich der Jazz-Club dieses Jahr mit einer kleinen Ausstellung in der Schlosskapelle. Vereinschef Johannes Laxander, der den Jazz-Club seit 2018 führt, berichtete den vielen Gästen von der bewegten Geschichte. Selbst Größen wie Paul Kuhn und Max Greger haben schon in Köngen gespielt.

Mit seiner Götz-Hirschmann-Jazz-and-Swing-Group hat der Köngener Unternehmer Gerhard Götz jahrzehntelang das Profil des Clubs geprägt. Vor den Gastspielen bestritt damals die Hausband das Vorprogramm. Mit seinem feinen Gespür für Trends in der Jazz-Szene gestaltete Rolf Martin das Programm. Anfangs setzen die ehrenamtlichen Kulturveranstalter hauptsächlich auf Bands aus der Amateurszene. Dann vernetzten sie sich immer besser in der Szene. Der Köngener Jazz-Club erspielte sich auch bei bekannten Bands einen guten Ruf. Immer öfter standen große Namen in der Programm-Broschüre. „Für uns war es immer wichtig, einen ausgewogenen Mix aus Amateur- und Profibands zu engagieren sowie eine große Bandbreite an Jazzstilen zu präsentieren“, blickt der langjährige Programmgestalter Rolf Martin zurück. Engagierte Vereinsmitglieder sorgten dafür, dass es zu hochkarätigen Jazz-Klängen auch eine Kleinigkeit zu essen gab. Da hat Inge Götz, die Frau des Gründers Gerhard Götz, mit ihrer liebevollen Art an der Theke einen schönen Rahmen geschaffen. An dieser Tradition wird bis heute festgehalten, auch in den schwierigen Zeiten der Pandemie. So gestaltet der Jazz-Club nun seit zwei Jahrzehnten das kulturelle Leben in der Gemeinde mit. Dass das im Ehrenamt so wunderbar klappt, ist den besonderen Persönlichkeiten der Macher zu danken.

Als Gerhard Götz 2018 mit seinem Team alters- und gesundheitshalber die Vereinsspitze abgeben musste, sah es zunächst so aus, als müsste sich der Verein auflösen. Da scharte Laxander den ehemaligen Musiklehrer Albrecht Nissler und andere Mitstreiter um sich, um dem ehrenamtlich tätigen Club neues Leben einzuhauchen. Der Pädagoge hat die Jazzband des Theodor-Heuss-Gymnasiums Esslingen geleitet. Daher ist er auch bestens in der jungen Szene vernetzt. Nisslers Anliegen als Programmgestalter ist es, neben dem traditionellen Jazz auch der jungen Szene ein Forum zu bieten. Das zieht auch ein jüngeres Publikum an. „Wir brauchen junge Leute und neue Gesichter im Vorstand“, nennt Laxander eine der großen Herausforderungen für die ehrenamtlichen Kulturveranstalter. Mit den Auftritten der jungen Jazzgrößen Lukas Wögler und Jakob Manz wurde ein großer Schritt getan, ein junges Publikum in das historische Gemäuer zu locken.

Mit ihrer mitreißenden, motivierenden und kommunikativen Art sind sich Laxander, Programmchef Albrecht Nissler und Alt-Bürgermeister Hans Weil sehr ähnlich. Neue Gesichter für das Vorstandsteam des Jazz-Clubs zu finden, fiel deshalb nicht schwer. So lassen sich elf Konzerte im Jahr schultern. Mit dem Trio des Stuttgarter Pianisten Thilo Wagner macht das Team dann am 24. Juni mit dem Programm weiter.

 

Weitere Infoszum Jazz-Club Schloss Köngen und dem aktuellen Programm gibt es unter www.jazz-club-schlosskoengen.de

 

Kultur in der Schlosskapelle

Open Air Am 5. Juli 2002 eröffnete die Frédéric Rabold Ice Cream Jazz-Band die Konzerttätigkeit des Jazz-Clubs und gab den Startschuss für eine zwei Jahrzehnte währende Serie. Am 29. Juli 2022 schließt sich der Kreis, und dieselbe Band wird das Jubiläumsjahr beim Open Air-Konzert nostalgisch umrahmen.

Jazz trotz Corona Es folgte eine Zeit mit fast immer ausverkauften Veranstaltungen, einmaligen Bands und musikalischen Höhepunkten, bis die Corona-Pandemie ihre Schatten über das Schloss warf. 13 Konzerte mussten abgesagt werden und die Konzerte fanden – soweit überhaupt möglich – auf Sparflamme statt.

Neues Leben Für mehr als 200 Jazzkonzerte hat die Schlosskapelle inzwischen einen würdevollen Rahmen geboten. „Mit Fug und Recht kann der Club in Anspruch nehmen, dass er einen wesentlichen Anteil daran hatte, dem alten Gemäuerneues Leben einzuhauchen“, sagt Vereinschef Johannes C. Laxander. eli