Weilheim · Lenningen · Umland
Jeder kann Leben retten

Erste Hilfe Seit Montag läuft die Woche der Wiederbelebung. Die Helferinnen und Helfer des DRK Weilheim bekommen ein innovatives Feedbacksystem zur Verbesserung der Reanimation gespendet. Von Markus Brändli

Ein plötzlicher Herzstillstand kann jeden treffen – am Arbeitsplatz, in der Freizeit, beim Sport oder zu Hause. Jedes Jahr erleiden mindestens 50 000 Menschen in Deutschland einen Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb des Krankenhauses. Ob man dann überlebt, das ist eine Sache von Minuten. Denn das Gehirn be­ginnt bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand bereits nach nur drei bis fünf Minuten ohne Blutfluss abzusterben, und das unwiederbringlich.

Somit sind also gerade diese ers­ten Minuten das entscheidende Zeitfenster, in dem sich die Frage um Leben und Tod stellt. Mit einer sofortigen Herzdruckmassage kann Leben gerettet werden, zumal der Rettungsdienst im Durchschnitt acht Minuten oder länger bis zum Eintreffen braucht.

Mit der bundesweiten Aktionswoche der Wiederbelebung soll die Wichtigkeit sofortiger Hilfe im Bewusstsein aller Bürgerinnen und Bürger verankert werden. Mit sofort eingeleiteter Wiederbelebung durch Umstehende erhöht sich die Überlebenschance des Patienten um das Doppelte bis Dreifache. In den meisten Fällen sind es Familienangehörige oder Freunde, die sich dieser Herausforderung gegenübersehen. Dabei ist es kein Hexenwerk, so eine Wiederbelebung durchzuführen. Selbst Kinder und Jugendliche können hier zum Lebensretter werden.

Die Angst vieler Ersthelfer, etwas falsch zu machen, ist völlig unbegründet. Jede frühzeitig begonnene Reanimation steigert die Überlebenswahrscheinlichkeit um ein Vielfaches, auch wenn der Helfer ungeübt ist und die Maßnahmen nicht perfekt wie aus dem Lehrbuch sind. Allerdings wäre ein regelmäßiger Besuch von Erste-Hilfe-Kursen durchaus sinnvoll, verleiht er doch jedem Ersthelfer mehr Handlungssicherheit, auch bei anderen Notfällen.

Um die Effizienz einer Wiederbelebung zu verbessern, wurden bereits mehrere Feedbacksysteme entwickelt. Ein innovatives Feedbacksystem für Ausbildung und Ernstfall haben seit wenigen Tagen die ehrenamtlichen Helfer des DRK Weilheim am Mann beziehungsweise an der Frau. 40 dieser sogenannten CorPatch-Sensoren bekamen die Einsatzkräfte vom Hersteller gespendet.

Neben zahlreichen Aktivitäten des DRK, die Bevölkerung zur Ers­ten Hilfe im Allgemeinen und zur Wiederbelebung im Speziellen zu motivieren, bietet die DRK-Bereitschaft Weilheim seit nunmehr 25 Jahren das Helfer-vor-Ort-Projekt an, um die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zu überbrücken und so die Überlebenschancen der Bevölkerung zu erhöhen. Gerade für solche Helfer ist das CorPatch-System perfekt. Mithilfe eines Feedbacksensors wird den Helfern beim Durchführen der Herz-Lungen-Wiederbelebung über die ganze Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes eine gleichbleibende Qualität der Herzdruckmassage ermöglicht.

Der Sensor korrigiert eine zu tiefe oder zu flache Herzdruckmassage, korrigiert eine zu schnelle oder zu langsame Kompression und achtet darauf, dass der Brustkorb nach jeder Herzdruckmassage entlastet wird, damit sich das Herz wieder mit Blut füllen und dieses mit der nächsten Herzdruckmassage zum Gehirn gepumpt werden kann.

Man muss tief drücken

Wissenschaftliche Daten zeigen, dass eine um nur 1,2 Zentimeter zu geringe Drucktiefe zu einer Reduktion der Überlebensrate um 50 Prozent führt. Ziel sind mindestens fünf bis sechs Zentimeter, bei der aber einige unerfahrene Ersthelfer der Mut verlässt. Zu Unrecht, denn selbst eine möglicherweise gebrochene Rippe ist gegenüber dem sicheren Tod das geringere Übel. Das Wiederbelebungstraining nimmt zwar in der Aus- und Fortbildung der DRK-Helfer einen festen Platz ein, ist aber nur eine von vielen Maßnahmen, die regelmäßig geübt werden müssen.

Deshalb liegt ein weiterer Vorteil der Sensoren, die an jeden Schlüsselanhänger passen, darin, dass sie ein Training zu jeder Zeit an jedem Ort ermöglichen – unabhängig von Ausbildungsabenden können die Helfer ihr Wissen so auf einem sehr hohen Stand halten.

 

Was tun im Notfall?

Prüfen Zunächst sollte man die Person ansprechen. Reagiert sie darauf nicht, kann man den Patienten auch an den Schultern schütteln. Als nächs­ter Schritt sollte die Atmung überprüft werden.

Rufen In jedem Fall sollte man schnellstmöglich die 112 wählen, um professionelle Hilfe anzufordern.

Drücken Um eine optimale Herz­druckmassage durchzuführen, legt man eine Hand in die Brustmitte, die andere Hand darüber, verschänkt die Finger und fängt dann mit ausgestreckten Armen an, aus den Schultern heraus zu drücken. Dabei sollte das Brustbein mindestens fünf bis sechs Zentimeter nach unten bewegt werden. Die Frequenz sollte bei 100 bis 120 Mal pro Minute liegen. Geschulte Helfer setzen zudem eine Mund-zu-Mund-Beatmung ein im Verhältnis von 30 Herzdruckmassagen zu zwei Beatmungen. mb