Bad Boll. Ein Hustenanfall auf einer Wiese - eigentlich nichts Besonderes, aber für Richard Pregizer aus Bad Boll-Eckwälden sollte sich von da an vieles ändern. Selbst wenn er sich „scheinbar fit“ fühlte, häufte sich im Laufe der Zeit sein Reizhusten, kamen Schmerzen im Brustkorb, Druckgefühl, belastungsabhängige Atemnot und Müdigkeit hinzu. „Sie sind zu dick“, meinte sein Kardiologe - doch rund eineinhalb Jahre später, 30 Kilo leichter und inzwischen Nichtraucher, wurde sein Zustand eher schlimmer als besser. Beim Lungenfacharzt bekam der Auslöser seiner Beschwerden einen Namen: Sarkoidose, ähnlich der bekannteren Tuberkulose: eine entzündliche, meist chronische Krankheit mit knötchenförmigen Gewebeveränderungen und geschwollenen Lymphknoten in der Lunge, die auch Herz und Augen befallen kann.
Für den gebürtigen Kirchheimer, der vor über 30 Jahren nach Eckwälden zog, folgten viele Untersuchungen in vielen Kliniken, auch im Universitätsklinikum Freiburg. Immer zwischen „Hoffen und Bangen“, geschwächt von einer Lungenentzündung und zwei Pneumothoraxe, ging es im Herbst 2010 via Hubschrauber schnell in den Schwarzwald: Man hatte für Richard Pregizer ein Spenderorgan. „Ich wurde vorbereitet, war schon fast in Narkose, dann wurde mir gesagt, dass die Lunge nicht passt.“ Alles wieder auf Anfang. Die Zeit vor der Transplantation beschreibt der heute 72-Jährige wie folgt: „Es war eine Achterbahnfahrt. Insgesamt dreimal konnte das Organ nicht verwendet werden.“ Dann, am 7. April 2011, war es so weit: Mit knapp 61 Jahren wurde Richard Pregizer in einer sechsstündigen Nacht-Operation eine passende Lunge transplantiert. Eine Lungentransplantation ist ein ziemlich martialischer Eingriff, bei dem der Brustkorb aufgeschnitten wird und die Rippen gespreizt werden. Man hängt an der Herz-Lungen-Maschine und tauscht erst den einen und dann den anderen Lungenflügel.
Für den gelernten Drucker ging es danach schnell aufwärts. Eingeschränkt in der Ernährung und im Sport, ist er immer noch ehrenamtlich Beisitzer der Arbeits- und Lebensgemeinschaft Bad Boll, davor war er zwei Amtsperioden im Kirchengemeinderat. „In der neunwöchigen Reha im Berchtesgadener Land bin ich wieder zu Kräften gekommen“, erzählt er und verrät, dass er häufig mit seinem speziellen Liege-E-Bike unterwegs ist. „Ich weiß um meine Grenzen und dass das Organ noch immer abgestoßen werden kann.“ Doch eines ist für den Senior, der mit sich im Reinen wirkt, klar: „Jedes Jahr ist für mich eine Überraschung.“ Sabine Ackermann