Ein Turmfalke und Starenschwärme steigen in den Abendhimmel auf, die letzten Sonnenstrahlen spiegeln sich im Wasser, eine kleine Herde von asiatischen Wasserbüffeln nimmt ein letztes abendliches Bad. Die friedlich-romantische Stimmung erinnert an Szenen aus „Jenseits von Afrika“. Man muss dafür jedoch nur bis in den Kreis Göppingen gehen: Zwischen Heiningen und Eschenbach im Voralbgebiet liegt ein Feuchtgebiet, das über hundert Vogelarten, vielen Fröschen, Schlangen, Insekten und Molchen als Heimat, Brut- und Rückzugsort dient. „Das ist ein ökologisches Kleinod, wie es im Voralbland kein zweites gibt“, betont Heiningens Bürgermeister Norbert Aufrecht angesichts der Naturschutzfläche. Sie wurde 2003 vom Naturschutzbund Nabu wiederbelebt und wird seither mit viel ehrenamtlicher Arbeit gepflegt.
Unterstützt von Bauhofmitarbeitern wurde immer wieder mit hohem Aufwand versucht, dem Verlandungsprozess Herr zu werden. Erst vor Kurzem wurde mit Spezialbaggern entschlammt und jede Menge abgelagerte organische Masse entnommen. Weil all dies immer mehr an Grenzen stößt, machten sich Gemeinde und Nabu Gedanken über eine Alternative.
So entstand die Idee, das Gebiet mit einer kleinen Herde von Wasserbüffeln zu beweiden, einer Tierart, die für das Gelände geradezu prädestiniert ist. Wasserbüffel sind robust und genügsam, bevorzugen Sumpfpflanzen und rohfaserreiches - eigentlich minderwertiges - Futter und können das ganze Jahr draußen weiden.
„Wenn es langfristig sehr hohe Minustemperaturen geben sollte, hole ich sie natürlich in den Stall“, erklärt Reiner Frey, dem die Wasserbüffel gehören. Der Landwirt aus Bärenbach hält seit elf Jahren Wasserbüffel und besitzt im Moment insgesamt 25 Tiere. Einige weiden rund um Salach auf Obstbaumwiesen, die keiner mähen möchte. Drei Kühe, drei Kälber und ein Bulle betreiben nun am und im Feuchtbiotop Heiningen natürliche Landschaftspflege und scheinen sich dabei wohl zu fühlen. Auf dem 4,5 Hektar großen eingezäunten Gelände haben sie nicht nur viel Platz, sie genießen auch das Badevergnügen.
„Dass die Tiere ab und zu bis zum Bauchnabel im Wasser stehen und sich darin suhlen, ist völlig normal“, erklärt Frey. Spaziergänger bräuchten sich also weder Sorgen zu machen noch Hilfe zu holen. Frey kontrolliert täglich, ob mit seinen Tieren alles in Ordnung ist, und auch die Nabu-Mitglieder haben einen Blick auf die Wasserbüffel, die nicht zusätzlich gefüttert werden sollten. Reiner Frey wurde vor elf Jahren über einen Bekannten auf die Wasserbüffel und ihre Vorteile aufmerksam. Er beschaffte sich drei Tiere aus Rumänien und zog eine eigene Nachzucht auf. „Die Tiere sind zutraulich, friedlich, ruhig und kennen einen genau“, erzählt er.
Norbert Aufrecht freut sich , dass es gelungen ist, die Wasserbüffel nach Heiningen zu holen: „Das war nur durch einen kräftigen finanziellen Zuschuss des Landschaftserhaltungsverbandes (LEV) des Kreises Göppingen möglich.“ Alexander Koch und Franziska Schill vom LEV strahlen beim Anblick der Idylle mit Wolfgang Lissak vom Nabu um die Wette.