Bemerkenswert am Kreisjugendring Esslingen (KJR) sei sein Angebot, ganz unterschiedliche Menschen ins Gespräch zu bringen. So fasste Moderator Jannis Walz die Besonderheit des KJR auf dessen Jubiläumsfeier zusammen. Im Komma in Esslingen feierte der Kreisjugendring sein 75-jähriges Bestehen. Dort hatten Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, die Institution an zehn Stationen kennenzulernen.
Die Vielfalt der Stationen machte deutlich, wo der Dachverband der Jugendorganisationen und Träger der offenen Jugendarbeit alles wirkt: Am DJ-Pult durfte Musik aufgelegt werden, eine Fotoausstellung gab Einblicke in die Ganztagesbetreuung, am Boulderblock konnte man sich über Freiwilligendienste austauschen.
Die Eingangsworte von Walz zogen sich durch den gesamten Abend: Der Austausch stand im Vordergrund. Auch der Vorstandsvorsitzende Michael Medla betonte zu Beginn, wie wichtig dieser in Anbetracht der zunehmenden Krisen in der Gesellschaft sei. „Vor allem nach dem barbarischen Angriff der Hamas auf Israel und das Erstarken der AfD ist es umso wichtiger, Haltung zu zeigen, zusammen zu halten und sich auszutauschen“, sagte Medla. Die Gründungswerte des KJR seien aktueller denn je.
Generationen-Tandems
Unter dem Motto „jung sein – damals und heute“ stand der Hauptprogrammpunkt des Abends: Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner unterschiedlicher Generationen kamen für jeweils zehn Minuten zusammen und sprachen über politisches Engagement, Migration und Musik als jugendkulturelle Ausdrucksform.
„Politik ist nicht alles, aber Politik ist in allem“, betonte Sonja Spohn, die selbst Vorsitzende des KJR war. Sie ermutigte ihre Gesprächspartnerin Clara Schweizer, 20 Jahre alt und Gründerin der Klima Taskforce Nürtingen, am politischen Engagement festzuhalten.
Die beiden unterhielten sich über ihren Weg in die Politik und über die unterschiedlichen Herausforderungen, die sie dabei zu bewältigen hatten. „Ich hatte das Gefühl, ohnmächtig zu sein, bei all den Krisen auf der Welt“, erzählte Clara Schweizer über ihren Beweggrund, sich politisch zu engagieren. 13 Jahre alt war sie bei ihren ersten Schritten in die Politik.
Bemerkenswert sei das, sagte Sonja Spohn, die die ältere Generation in dem Gespräch vertrat und bei ihrem Einstieg 27 Jahre alt war. „Ich halte den Diskurs der Jugend für unabdingbar und finde es toll, wenn sich junge Menschen engagieren“, sagte sie.
„Frauen haben es schwerer“
Clara Schweizer machte deutlich, welche Herausforderungen einem begegnen, wenn man sich engagieren möchte – besonders Frauen. „Es ist leider immer noch so, dass Frauen es schwerer haben, zum Beispiel wenn sie abends nicht zu einer Gemeinderatsitzung können, weil sie auf die Kinder aufpassen müssen“, sagte die 20-Jährige. Die Care-Arbeit müsse zwischen den Geschlechtern gleichmäßig aufgeteilt werden, um gleiche Bedingungen für politisches Engagement zu schaffen.
Sonja Spohn zeigte auf, dass sie es für wichtig halte, die Jugend widerstandsfähiger zu machen – auch gegen falsche Informationen in den „sogenannten Sozialen Medien“, wie sie sagt. Gleichzeitig schaut sie zurück und freut sich über die Entwicklung, die die Politik, aber auch der KJR gemacht hat. „Alles ist bunter“, fasste sie diese zusammen. Doch dafür brauche es junge Menschen, die sich engagieren. „Also dranbleiben, dranbleiben, dranbleiben“, so beendete Spohn das Gespräch.