Am heutigen Samstag treffen sich wenigstens zwölf von damals 36 Schulkameraden der Schulklasse Jahrgang 1963 an der Raunerschule. Zu verdanken haben sie diese Zusammenkunft der ehemaligen Kirchheimerin Brigitte Beck, die heute vorwiegend im australischen Sidney lebt.
Sie ist 1967 aus Kirchheim weggezogen und über Stationen in Stuttgart und Hamburg in Australien gelandet. „Ich war somit aus den Augen und aus dem Sinn“, resümiert Brigitte Beck. Zu spüren bekam sie dies vor allem, als ihre ehemaligen Mitschüler im Jahr 1988 das letzte Klassentreffen organisierten und sie dazu nicht einluden. Davon erfahren hatte sie durch ihre Mutter, die ihr ein Bild des Treffens zeigte. „Du wärst doch eh nicht von Australien rübergekommen“, soll ihre Mama damals kommentiert haben, berichtet Brigitte Beck.
Mühsame Suche
Das wollte sie nicht auf sich sitzen lassen und suchte den Kontakt zu ihren ehemaligen Schulkameraden. Einige Jahre später, nämlich 2019, hielt sich Brigitte Beck für einige Zeit in München auf und recherchierte die Adresse des einstigen Organisators, Werner Wölfle. Da dieser aber zwischenzeitlich verstorben war, bekam Brigitte Beck eine Adressliste von dessen Witwe, Christa Wölfle. „Die war zwar noch auf der Schreibmaschine erstellt worden, aber immerhin hatte ich einige Daten“, freut sich Brigitte Beck.
Nun begann die mühsame Suche, um die ganzen Adressen auf den neuesten Stand zu bringen. „Die Jungs – heute Männer – waren bedeutend leichter zu finden als meine ehemaligen Mitschülerinnen“, stellt die 75-Jährige fest. Während der akribischen Kleinarbeit stellte sich heraus, dass neben ihr nur vier aus dem Jahrgang das Land verlassen hatten und ausgewandert waren. „Einer lebt in der Schweiz, einer auf Lanzarote, zwei hat es in die USA verschlagen“, erklärt Brigitte Beck. Acht ihrer ehemaligen Mitschüler seien bereits verstorben und von sechs habe bis heute keine aktuelle Adresse gefunden. Dennoch ist ihre Freude groß: „Ich treffe zwölf, wenn alles gut geht sogar 14 Schulkameraden.“ Die Rückmeldungen der Angeschriebenen sei sehr positiv gewesen und alle würden sich auf das Klassentreffen freuen, betont Brigitte Beck.
In Erinnerungen schwelgen
Glücklich ist sie, dass mit ihrer ehemaligen Schulfreundin Irene, die heute in Wendlingen lebt, wieder eine richtige Freundschaft entstanden ist. „Es ist nicht einfach, die alte, vergangene Zeit zurückzudrehen“, sagt sie nachdenklich. An ihren Klassenlehrer Schimizcek kann sich Brigitte Beck noch gut erinnern: „Er war ein toller Lehrer. Sein Spezialgebiet war Chemie und er war berühmt für seine Versuche im Unterricht.“ Sie hofft, dass sie mit ihren ehemaligen Schulkameraden nun beim Klassentreffen im Hotel Fuchsen in Kirchheim ein wenig in Erinnerungen schwelgen kann.
Drei Fragen an Brigitte Beck
1. Was hat Sie ans andere Ende der Welt verschlagen?
Bevor ich 1975 mit meinem damaligen Mann nach Sidney auswanderte, war ich noch drei Jahre in Stuttgart und danach fünf Jahre in Hamburg. Mein Mann erhielt ein Arbeitsangebot aus Sidney und geplant war, dass wir für zwei Jahre in Australien leben und arbeiten. Mit einer Unterbrechung von 19 Jahren, die wir in Dubai verbrachten, lebe ich in Sidney.
2. Wen oder was vermissen Sie aus Kirchheim am meisten?
Das waren meine Eltern, die bis zu ihrem Tod in Kirchheim lebten. Bei gut 36 Stunden Reisezeit von Sidney nach Kirchheim waren Besuche leider nur selten möglich. Die Aufenthalte in der alten Heimat waren zudem nicht erholsam, weil man möglichst viele Verwandte und Bekannte besuchen wollte. Was mir in Australien auch heute noch fehlt, ist die europäische Kultur.
3. Wie kommen Sie mit den vielen tödlichen Tieren in Australien klar?
Davon gibt es wirklich viele. Die Trichternetzspinne ist wohl das bekannteste unter den giftigen Lebewesen. Obwohl diese sich gerne in Gärten aufhält und sogar schwimmen kann, bin ich ihr bisher nicht begegnet. Eine gefährliche Situation gab es während einer Autofahrt mit einer giftigen Schlange. Da ich mich aber komplett ruhig verhielt, ging alles gut. An ein Erlebnis in Queensland im Norden Australiens erinnere ich mich. Da kam ein 12-jähriger Junge ums Leben, als er beim Schwimmen eine Seewespe, eine der giftigsten Würfelquallen, berührte. Aber wenn man vorsichtig ist, ist die Gefahr auch auf dem Kontinent mit den tödlichsten Tieren relativ gering. kry