Lenninger Tal
Jugendbeteiligung per App: „Detektive“ nehmen Orte unter die Lupe

Beteiligung Lenninger Kinder und Jugendliche können per Smartphone sagen, wo sie der Schuh drückt. Das Jugendhaus holt für das Projekt Schulen, Vereine und Kirchen ins Boot. Von Anke Kirsammer

Sich im Stuhlkreis das Hirn zermartern und Zettel mit Ideen an Pinnwände heften war einmal. Lenningen geht in der Jugendbeteiligung neue Wege: Mithilfe der App #Stadtsache werden Kinder und Jugendliche zu Ortsteildetektiven. Lisa Mezger, Leiterin des Jugendhauses Café Olé, und der pädagogische Mitarbeiter Felix Schlienz stellten das Konzept im Gemeinderat vor. Dort stieß es auf einhellige Zustimmung.

Ist es die Bank, die zum Abhängen fehlt oder gehört eine Anlage für Jugendliche auf Vordermann gebracht? Fünftklässler bis 21-Jährige sollen nach derlei „Baustellen“ fahnden. Um auch Jugendliche hinterm Ofen vorzulocken, die sich im Café Olé weniger blicken lassen, ist die Kooperation mit verschiedenen Akteuren wie Schulen, Vereinen und Kirchen geplant. Die Zeit bis September wollen die  Hauptamtlichen des Jugendhauses nutzen, um für das Projekt zu werben und es vorzubereiten.

 

Das Signal ist, wir haben euch
nicht vergessen.
Felix Schlienz
Der Jugendhausmitarbeiter und seine Kollegen setzen nach den Einschränkungen der Pandemie Zeichen.
 

Zum Auftakt gibt es nach dem Sommer ein gemeinsames Grillen. Im Oktober haben die Mädchen und Jungen dann Zeit, mit dem Smartphone durch die Straßen zu ziehen und zu sehen, was es vor Ort gibt, was sie benötigen und wo es etwas zu verbessern gilt. Genutzt werden können Texte, Bilder, Videos und Sprachnachrichten. Dabei werden bei jedem Beitrag die GPS-Koordinaten erfasst, um festzuhalten, um welchen Ort es sich genau handelt. Um nicht erfüllbare Wünsche wie die berühmte „McDonald-Frage“ zu verhindern, können sich die Mitarbeiter des Jugendhauses als „Admins“ mit Fragen einschalten. Mit einer Gruppe Jugendlicher werten sie die Daten aus. Das Ergebnis wird dem Gemeinderat im November vorgestellt. Am Ende dieser, auch online übertragenen Sitzung, gibt es für die Räte „Hausaufgaben“. Was ist umsetzbar, wie lange dauert die Realisierung und was geht nicht? Das soll in einer großen öffentlichen Veranstaltung im Januar präsentiert werden.

Das Konzept der „Ortsteildetektive“ ist nicht neu. So hat es der Kreisjugendring Esslingen laut Felix Schlienz bereits in Plochingen erprobt. Nach der auch für Kinder belastenden Pandemie geht es um das Signal „wir haben euch nicht  vergessen.“ Jetzt sei Zeit, ihnen wieder Gehör zu verschaffen. „Wir wollen ihnen die Stärke und den Mut vermitteln, dass Beteiligung etwas bringt“, betont Lisa Mezger. 

„Wir sollten wissen, was Kindern und Jugendlichen gefällt und was ihnen fehlt“, so begründet Bürgermeister Michael Schlecht das Projekt, das sich die Gemeinde pro 25 Teilnehmer 30 Euro kosten lässt. Ihm ist wichtig, realistische Wünsche vorgelegt zu bekommen. „Es geht darum, die Gemeinde mit den Augen der Kinder zu betrachten. Darin sind sie die Profis.“  Die Botschaft solle sein, „wir wollen etwas verbessern“. Bei der etwaigen Umsetzung von Vorhaben wünscht er sich die Mitarbeit der Jugendlichen.

Gemeinderätin Gretel Jaudas lobt das Projekt. Durch die Nutzung des Smartphones sei es nicht nur niederschwellig, sondern man erreiche auch viele, die zu keinem herkömmlichen Forum gehen würden. Sie regt auch an, an die Lenninger Kinder zu denken, die auswärts in die Schule gehen. Die Sorge Karl Boßlers, die Verwaltung habe schon ohne dieses Vorhaben alle Hände voll zu tun, versucht Michael Schlecht zu zerstreuen, in dem er darauf hinweist, dass die Hauptarbeit beim Jugendhausteam liegt. Von einer „guten Sache“ spricht Volker Hofmann. „Fatal“ fände er allerdings, wenn sich die Realisierung  zugesagter Projekte hinschleppen würde.