Gegen 14.40 Uhr ging in der Esslinger Einsatzleitstelle ein Notruf ein: In der Grundschule in Nabern war ein Feuer ausgebrochen. Nur wenig später rückten rund 50 Kinder- und Jugendfeuerwehrleute der Freiwilligen Feuerwehr Kirchheim aus, um im Rahmen ihrer jährlichen Hauptübung den Brand zu löschen.
Einsatzleiter Jörg Helfert von der Abteilung Nabern war als Erster vor Ort. Im Eilschritt erkundete er die Lage. Dabei entdeckte der Feuerwehrmann an einem der Fenster im ersten Stock einige Schüler. Die mussten gerettet werden. Bei einem realen Einsatz hätten die Lehrer grüne Karten an die Fensterscheibe gehalten und so signalisiert, dass sie zwar nicht flüchten können, aber die Lage unter Kontrolle ist. „Eine rote Karte hingegen ist ein klares Zeichen dafür, dass es in dem Klassenzimmer Verletzte gibt oder Panik ausgebrochen ist“, erklärte Fabian Carucci. „In so einem Fall müssen die Betroffenen zügig evakuiert werden.“
Viele Einsatzkräfte vor Ort
Laut dem Jugendfeuerwehrwart Kirchheim sind Schulklassen bei einem Brand angewiesen, in ihren rauchfreien Unterrichtsräumen zu bleiben: „Denn schon ein bis zwei Atemzüge genügen, um durch den Qualm bewusstlos zu werden und um sich eine Rauchgasvergiftung zuzuziehen.“ Doch so weit kam es bei der Übung nicht. Während die Kameraden der Abteilung Nabern in Windeseile die Schläuche ausrollten und an die Verteiler anschlossen, trafen gegen 14.45 Uhr die Einsatzkräfte der Abteilungen Stadtmitte, Jesingen und Ötlingen im Johannes-Konzelmann-Weg ein.
Zu dem Zeitpunkt waren Lars Otto und Chris Maier schon längst im Schulhaus unterwegs. Im dichten Qualm konnten sie kaum die Hand vor Augen sehen. Also gingen die beiden Atemschutzgeräteträger in die Hocke und arbeiteten sich mit abgespreiztem Bein durch das Gebäude. Denn bei einer derart schlechten Sicht wird im Ernstfall das Bein zur Personensuche eingesetzt. Da die Menschenrettung oberste Priorität hatte, öffneten die Kameraden die Türe von jedem Klassenzimmer und suchten es nach Personen ab.
Währenddessen sperrten die Abteilungen Stadtmitte und Ötlingen die umliegenden Straßen für den Verkehr. Die Kinderfeuerwehrleute von den Kirchheimer Löschdrachen und den Naberner Löschlöwen bauten Riegelstellungen auf. Dazu erzeugten sie mit dem Wasser aus ihren Strahlrohren einen Hydrovorhang, der die Wärmeabstrahlung vom brennenden Gebäude reduzieren und einen möglichen Funkenflug unterbinden sollte. „So wird verhindert, dass ein Feuer unter Umständen auf die angrenzende Bebauung übergreift“, erklärte Fabian Carucci, während Lars und Chris das Fenster im ersten Stock öffneten und die ersten Schüler auf das Vordach evakuierten.
Dort hatten ihre Abteilungskameraden schon eine Steckleiter für die Menschenrettung aufgebaut. Bevor die Schüler aber vom Dach steigen konnten, sicherten sie die Rettungskräfte aus Jesingen mit einer Feuerwehrleine, um einen Absturz zu verhindern. Einige Verletzte wurden auf die Wiese vor der Schule getragen, darunter auch Björn Gölz. Er hatte Wunden an Kopf, Arm und Beinen, so die Übungsannahme. Louisa Aberle legte ihm deshalb mehrere Verbände an. Greta und Friedemann Hauck halfen ihr dabei.
Die drei sind schon länger bei der Kinderfeuerwehr und sind begeistert. „Schließlich lernen wir, wie man sich bei einem Notfall richtig verhält und wie Erste Hilfe geht“, erzählte Greta. Louisa war sich sicher, dass sie mit dem Know-how, das ihr bei der Feuerwehr vermittelt wird, auch ihren Eltern helfen könnte - zumindest bei kleineren Blessuren.
Während die letzten Atemschutzgeräteträger der Abteilungen Kirchheim und Ötlingen aus dem Schulhaus kamen, lobte Angelika Matt-Heidecker die Kinder und Jugendlichen für ihre „tolle Leistung“. Kirchheims Oberbürgermeisterin dankte auch den Betreuern, „ohne die eine derart engagierte Nachwuchsarbeit nicht möglich wäre“.