Gegen 15 Uhr ging in der Esslinger Einsatzleitstelle ein Notruf ein: In der Küche des Jesinger Kindergartens Reußenstein brannte es. Kurz darauf rückten rund 40 Jugendfeuerwehrleute der Freiweilligen Feuerwehr Kirchheim aus, um Menschenleben zu retten und das Feuer zu löschen. Kaum war die Abteilung Jesingen vor Ort, rannte eine Erzieherin zu Dominik Haußmann. Sie erklärte dem Einsatzleiter, wie und wo es zum Brand gekommen war und dass sieben Kinder vermisst werden.
Zeitgleich sprangen Phillip Kloster (14) und Leon Orgon (14) bei der jährlichen Hauptübung aus dem Löschfahrzeug. In Windeseile warfen sich die beiden Atemschutzgeräteträger ihre Pressluftatmer über die Schultern. Während einige der Junioren ein Standrohr an den Hydranten anschlossen, die Schläuche ausrollten und sie mit den Verteilern verbanden, um die Löschwasserversorgung sicherzustellen, rannten die beiden Atemschutzgeräteträger zur Eingangstüre des Gebäudes. Zwischenzeitlich waren auch die Nachwuchskräfte der Abteilungen Stadtmitte, Nabern, Ötlingen und Lindorf eingetroffen, die den Übungseinsatz tatkräftig unterstützten.
Luftvorrat reicht für 20 Minuten
Ohne zu zögern drangen Phillip und Leon in das stark verrauchte Gebäude vor. Die beiden arbeiteten sich in der Hocke und mit abgespreiztem Bein, das sie zur Personensuche einsetzten, durch die Flure und Räume des Kindergartens. Christan Schürholz (10) überwachte den Atemschutztrupp während des gesamten Innenangriffs. Denn der Luftvorrat in den Flaschen auf dem Rücken der Einsatzkräfte reicht je nach Belastung 20 Minuten aus, so Fabian Carucci, Gesamt-Jugendfeuerwehrwart der Kirchheimer Floriansjünger. Ihm zufolge steht die Überwachung über Funk ständig mit dem Trupp in Verbindung und fragt in regelmäßigen Abständen den Restdruck der Atemschutzgeräte ab. „Auf dieser Basis lässt sich die noch zur Verfügung stehende Einsatzzeit berechnen und der Trupp kann rechtzeitig informiert werden, sobald er seinen Rückzug aus der Einsatzstelle antreten muss“, erklärte Carucci. Gleichzeitig helfe die Überwachung, den Überblick über die Atemschutzgeräteträger nicht zu verlieren. Das sei wichtig, da sie bei den Löscharbeiten selbst in Not geraten könnten.
Kinder verstecken sich
Laut Matthias Frasch, Jugendleiter der Abteilung Jesingen, besteht die Herausforderung bei einem öffentlichen Gebäude darin, dass sich immer Personen wie Hausmeister, Reinigungskräfte oder Veranstaltungsteilnehmer darin befinden können. Bei einem Kindergarten komme noch hinzu, dass Kinder in Gefahrensituationen dazu neigen, sich zu verstecken. Deshalb suchten Phillip und Leon auch unter Tischen und in Schränken. Es dauerte nicht lange, bis die beiden Jugendlichen die ersten Kinder ins Freie brachten und dem Jugendrotkreuz Weilheim übergaben. Das hatte für die Versorgung verletzter und bewusstloser Menschen einen Behandlungsplatz eingerichtet. In der Zwischenzeit hatten einige Jugendfeuerwehrleute eine Riegelstellung aufgebaut. „Sie verringert die Wärmestrahlung und verhindert Funkenflug“, so Matthias Frasch. „So wird sichergestellt, dass ein Brand nicht auf angrenzende Gebäude oder Vegetation, wie Hecken oder Bäume, übergreift.“
Nachdem das Feuer in der Küche gelöscht war, öffneten die Geschwister Jennifer (16) und Robin (14) Adler von der der Abteilung Stadtmitte die Fenster des Kindergartens. So konnten die Drucklüfter, die ihre Kameraden an der Eingangstüre aufgestellt hatten, den Rauch aus dem Gebäude blasen. Für Matthias Frasch hat die Hauptübung gezeigt, dass die Jugendfeuerwehr einen hervorragenden Leistungsstand aufweist. „Die Kommunikation und Zusammenarbeit hat in und zwischen den Abteilungen reibungslos funktioniert“, bilanzierte der Jugendleiter. Christian und Jennifer konnten bei der Simulation ihr Feuerwehrwissen voll zum Tragen bringen. Vieles davon hilft ihnen im Alltag. Die beiden lernen etwa, mit Stress umzugehen, einen Notruf abzusetzen, Erste Hilfe zu leisten und in Notlagen lösungsorientiert zu denken. Darüber sind die zwei Jugendfeuerwehrleute froh.