Wie sollen die Ziele zum Klimaschutz realisiert werden? Und warum werden Jugendliche nicht häufiger von der Politik einbezogen? Fragen, die sich viele junge Menschen stellen. Bei der Jugendkonferenz des Landkreises Esslingen bekamen sie dafür ein großes Forum. Nach zwei Jahren coronabedingter Pause fand die dritte Auflage der Konferenz statt – diesmal in digitaler Form. Rund 60 Jugendliche im Alter von 13 bis 20 Jahren diskutierten nicht nur untereinander, sondern tauschten sich in einem Video-Chat auch mit 15 Politikerinnen und Politikern aus Land- und Kreistag aus.
Die letzte Jugendkonferenz im Frühjahr 2019 sei ein Erfolg gewesen, berichtet Bettina Pfluger vom Kreisjugendreferat des Landratsamts Esslingen. „Einige der Anliegen der damaligen Podiumsdiskussion konnten sogar schon realisiert werden.“ So wurde ein Medienentwicklungsplan für die beruflichen Schulen inklusive einer Digitalisierungsstrategie entwickelt. Auch die Forderung nach einer landkreisweiten Form der Jugendbeteiligung wurde erhört. Im vergangenen Jahr wurde ein Initiativkreis für landkreisweite Jugendbeteiligung eingerichtet.
Da die Konferenz in diesem Jahr digital ablief, blieb der große Sitzungssaal im Landratsam größtenteils leer. Sina Hülße und Mark Wendt, beide vom Initiativkreis Jugend engagiert sich (JES), moderierten die Diskussion. „Die Veranstaltung ist eine gute Möglichkeit, um die Beteiligung und Mitbestimmung der Jugendlichen zu fördern“, sagte Landrat Heinz Eininger. Der Austausch mit den jungen Menschen sei dabei das Wichtigste. Außerdem lobte der Landrat das Engagement des Initiativkreises für Jugendbeteiligung und stellte klar, dass es dieses Gremium auch in Zukunft geben werde. Der Initiativkreis wurde im Herbst 2019 vom Kreistag für zwei Jahre auf Probe eingerichtet. Es sei das erste Format für kreisweite Jugendbeteiligung im Land, so Eininger.
Den ganzen Vormittag über diskutierten die Jugendlichen in Workshops über Demokratie, Klima- und Umweltschutz, Mobilität und Freizeit im Landkreis. Ziel war es, jeweils eine übergeordnete Frage zu formulieren, die später in der Plenumsdiskussion den Fraktionen des Kreistags gestellt wurde. Eine Minute hatte jeder Politiker Zeit zu antworten.
Politiker als Vorbilder
Clara Schweizer, Mitglied des Initiativkreises, stieß eine Debatte zum Thema Klima- und Umweltschutz an. „Wir müssen zukünftig vermehrt auf Windenergie und Strom aus erneuerbaren Energien setzen“, antwortete Andreas Schwarz, Fraktionsvorsitzender der Grünen. „Demnächst muss auf jedes Dach eine Fotovoltaikanlage.“ Die Freien Wähler und die CDU stimmten ihm beim letzten Punkt zu. Die Kommunen und das Land müssten mit gutem Beispiel vorangehen und Vorreiter bei der Gebäudeausstattung sein. Auch der Ausbau der Elektromobilität wurde gefordert. Zudem kam die Frage auf, ob die Politiker nicht Vorbilder sein sollten, indem sie für den Weg zu Sitzungen die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. „Wir versuchen schon, so viele Sitzungen wie eben möglich als Videokonferenzen abzuhalten“, sagte Melanie Braun von den Freien Wählern.
Günstiges Ticket in Planung
Die meistdiskutierte Frage des Nachmittags war aber, ob das 365-Euro-Jahresticket in Baden-Württemberg, zumindest für Jugendliche und sozial Schwächere, nicht schon längst überfällig sei. Keine Fraktion hätte etwas dagegen, wenn ein solches Ticket auf den Markt käme. „Man sollte jedoch auch bedenken, dass der Ausbau von Zugverbindungen weiter voranschreiten muss“, sagte Steffen Weigel von der SPD. Auch Landrat Eininger meldete sich zu Wort: Für Jugendliche sei so ein Ticket bereits in Planung.
Reihe mit großem Erfolg
Die Jugendkonferenz fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Was uns bewegt – Jugendliche und Landespolitikerinnen und Landespolitiker im Gespräch“ statt. Erstmals wurde sie 2015 organisiert. Zahlreiche Rückmeldungen und wissenschaftliche Evaluationen des Instituts für angewandte Sozialwissenschaften (IfaS) und des Deutschen Kinderhilfswerkes haben bestätigt, dass die Reihe von großem Erfolg geprägt ist.
Im ganzen Land sollen bei den regionalen Jugendkonferenzen junge Menschen in unterschiedlichen Veranstaltungsformaten die Möglichkeit erhalten, sich mit Themen ihrer Lebenswelt auseinanderzusetzen und diese untereinander sowie mit Politikerinnen und Politikern zu diskutieren. Neben regionalen Plenumsdiskussionen werden auch bereits geplante Formate, wie jugendpolitische Foren oder regionale Veranstaltungen, in das Programm der Jugendkonferenz integriert und finanziell unterstützt. rk