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Jugendliche wollen ungestört sein

Germium Vor rund einem Jahr formierte sich in Wendlingen ein Jugendrat. Er setzt sich für Themen ein, die jungen Menschen in der Stadt wichtig sind. Wendlingen soll so für Teenager attraktiver werden. Von Sylvia Gierlichs

Florian Schweizer, Anastasia Wirsing, Havin Karakaya und Noah Krimli wollen sich nicht nur für ihre Zukunft, sondern auch für ihre momentane Lebenswelt einsetzen. Deswegen engagieren sie sich mit 13 anderen jungen Menschen im ersten Wendlinger Jugendrat. Und offenbar hat auch der Gemeinderat Interesse daran, sich von den jungen Menschen beraten zu lassen. Dass es der Stadt ernst ist, ist auch daran zu erkennen, dass das Gremium ein eigenes Budget erhalten hat.

Die Agenda des neuen Rats spiegelt wider, was Jugendlichen wichtig ist: Plätze, an denen sie sich draußen aufhalten können, wünschen sich die Teenager. Ebenfalls wichtig: ein jugendgerechtes Freibad. Und ein guter ÖPNV. Zudem will sich der Jugendrat einen eigenen Instagram-Account zulegen.

Wie aber muss so ein Platz gestaltet sein, damit Jugendliche es toll finden, sich dort aufzuhalten? Hier haben die Mitglieder des Jugendrats ganz konkrete Vorstellungen: Bänke wären gut. Eine Überdachung, die vor Regen und Sonne schützt, ebenso. Zu weit außerhalb sollten die Plätze natürlich auch nicht sein. Mülleimer, Handyempfang, WLAN, Beleuchtung auf den Wegen zum Treffpunkt, eine saubere Toilette in der Nähe und Sauberkeit ganz allgemein, sind weitere Kriterien. Ein ganz wichtiger Punkt ist jedoch: Jugendliche wollen ungestört sein. Und sie wollen keine Anwohner stören. 

Auch in puncto Freibad wurde schon eine Gruppe zusammengestellt, die sich der jugendgerechten Ideen annimmt: Ein Beachfußball- oder Handballfeld fänden die jungen Menschen toll, schönere Farben in den Duschen auch und einen Sprungturm ebenfalls. Rückenmassagedüsen kämen sicher bei älteren Freibadbesuchern gut an, glauben sie. Und ab und an eine Poolparty feiern – warum nicht?

Wie schnell sich der Jugendrat tatsächlich zu einem Ansprechpartner und einer wirklichen Vertretung entwickelt hat, zeigte sich bereits im März. Damals gab es ein Treffen mit einer Gruppe junger Biker. Die wünschen sich auch in Wendlingen einen Dirtpark. „Mittlerweile hat sich ein Mitglied des Vorstandes bereit erklärt, Ansprechperson für die Biker zu sein“, berichtet Florian. Havin gefällt die Idee, in Unterensingen werde er gut angenommen. „Rausgeschmissenes Geld“, findet dagegen Anastasia. Und damit haben die beiden jungen Frauen gleich eine wichtige Regel der Demokratie gelernt: Man muss nicht immer einer Meinung sein. Eine Mehrheit wird am Ende entscheiden, ob ein Projekt umgesetzt wird oder nicht.

Das Gremium will auch ein Bewegungsangebot für Kinder und Jugendliche aus Flüchtlingsfamilien auf die Beine stellen. In der Sporthalle Im Grund soll es immer mittwochs von 16 bis 17.30 Uhr stattfinden. Christof Georgi, nicht nur Leiter des Jugendhauses Zentrum Neuffenstraße, sondern auch Jugendreferent der Stadt, steht den Jugendlichen hier zur Seite. Fünf Mitglieder des Gremiums haben ihre Mitarbeit angeboten.

Sauberkeit hat Priorität

Und was wünschen sich Jugendliche sonst noch? „Ein kleines Kino wäre schon cool“, sind sich Havin und Anastasia einig. Denn die Filme des mobilen Kinos, das einmal im Monat nach Wendlingen kommt, sind für Jugendliche eher nicht so spannend. „Vielleicht könnt ihr ja mit dem Betreiber des mobilen Kinos über das Programm sprechen?“, schlägt Kathrin Flohr, Leiterin der Abteilung Kultur, Sport, Bürgerschaftliches Engagement im Wendlinger Rathaus, vor.

Einen ganz bescheidenen Wunsch hat Anastasia noch auf dem Herzen: „Wir brauchen mehr Mülleimer.“ Denn vor allem in der Kapellenstraße, hat sie festgestellt, liege immer sehr viel Müll, den Jugendliche selbst verbreiten. „Die nächstgelegenen Mülleimer wären an der Post und beim Spielplatz“, sagt sie. Zu weit weg, um Essensverpackungen mal eben zu entsorgen. Hier, möchte man meinen, dürfte sich wohl verhältnismäßig schnell Abhilfe schaffen lassen.