Benedict Weber stellt einen Karton mit leeren Kleiderbügeln auf den Boden ab. „Auch der Tisch war mal ganz voll“, sagt das Mitglied der Klimaschutz-AG an der Fritz-Ruoff-Schule in Nürtingen. Klamottenbasar heißt das Projekt, weitertragen statt wegwerfen, heißt das Motto. Wer seine Klamotten nicht mehr mag, der bringt sie mit in die Schule, und oft findet sich ein neuer Abnehmer. „Die Nachfrage ist groß“, sagt Miriam Kubat, die seit drei Jahren bei der AG dabei ist.
Für kurze Zeit ist das aktuelle Projekt ein wenig aus dem Fokus geraten. Kein Wunder, schließlich hat die Klimaschutz-AG durch ihr Engagement eine besondere Auszeichnung erhalten. Beim bundesweiten Wettbewerb Energiesparmeister landete die berufsbildende Schule aus Nürtingen auf dem dritten Platz. Dafür gab es nicht nur ein Preisgeld, sondern auch eine Fahrt nach Berlin zur Preisverleihung.
Mehrmals hat die Schule am Energiespar-Wettbewerb teilgenommen. Nun gelang der große Wurf. Vor mehr als zehn Jahren hat Lehrer Manfried Dürr die ersten Klimaschutzprojekte ins Leben gerufen. Dürr ist wahnsinnig stolz auf die aktuelle Klimaschutz-AG: „Die haben ein Riesenengagement gezeigt und das in ihrer Freizeit.“
Die ersten Aufgaben, die sich Dürr und seine damaligen Mitstreiter gestellt hatten, waren unter anderem die Einführung der Mülltrennung an der Schule. Heute hat jede Klasse zwei Klimaschutzexperten, die aufs Stromsparen, Mülltrennung und richtiges Lüften achten und mit gutem Beispiel vorangehen. „Das sind wichtige Multiplikatoren“, sagt Dürr. Die Klimaschutzgruppe ist offen für alle Schülerinnen und Schüler – und das ist auch gut so. „Es kommen immer wieder neue Leute mit neuen Ideen“, sagt Miriam Kubat. Zu tun gibt es einiges: So hat man eine andere Klasse beim Bau eines Lebensturms unterstützt. Im Gegensatz zum Insektenhotel finden hier auch Wildbienen, Kleinsäuger, Reptilien und Schnecken ein Zuhause. Gerade plant die Gruppe ein Projekt, das sich „GRüN“ nennt, ausgeschrieben: Gigarallye über Nachhaltigkeit. Die Klimaschutz-AG hat schon an verschiedenen Stellen im Schulhaus oder auf dem Gelände Veränderungen hervorgerufen: „Überall dort wollen wir QR-Code-Plaketten anbringen“, sagt Miriam Kubat. Da kann sich jeder über die unterschiedlichen Projekte via Smartphone informieren. Da wäre das Preisgeld sicherlich gut eingesetzt.
Die Resonanz auf den Erfolg ist groß: „Da ist auch im Kollegium Begeisterung da“, sagt Lehrerin Junginger, die zusammen mit ihrem Kollegen Dürr die AG leitet. Unter den ersten Drei war die Fritz-Ruoff-Schule die einzige öffentliche Schule. „Die privaten Schulen können auch mal sechs Wochen an so einem Projekt arbeiten“, sagt Junginger.
Klimaschutz im Bildungsplan
Für Benedict Weber sind konkrete Veränderungen jedoch wichtiger als die Platzierung. Er würde sich auch wünschen, dass das Thema Klimaschutz mehr in den Bildungsplänen verankert wird. „Wir brauchen auch Solarpanele für unser Schuldach sowie die Nachbarschule.“ Die Entscheidung liegt beim Landratsamt. Die Schülerinnen und Schüler wollen da aber nicht lockerlassen.
Beim Wettbewerb haben die AG-Mitglieder viele Ideen für künftige Projekte mitgenommen. Der dritte Platz gibt einen neuen Schub für die Gruppe. „Wir wollen weiterhin gutes Vorbild sein“, sagt Dürr. Die Möglichkeiten seien aber beschränkt: „Die Politik muss handeln.“
Doch die Botschaften der Klimaschutz-AG verbreiten sich und die dürfen durchaus auch positiv sein. „Auch kleine Dinge verändern den Alltag“, sagt AG-Mitglied Luca Trost. Der Klamottenbasar ist so ein Beispiel. Das, was andere wegwerfen, können andere noch gut gebrauchen. Selbst eine nicht mehr benötigte Schwimmbrille fand schnell einen neuen Besitzer.