Umzug
Kögel in Esslingen: vom Modehaus zur Bücherei?

Weite Teile des früheren Modehauses Kögel in Esslingen stehen nun doch zum Verkauf. Die Stadt möchte das Gebäude zur Bibliothek umfunktionieren, doch das letzte Wort hat der Gemeinderat. 

Die Stadt plant den Umzug der Bücherei ins Kögel-Haus. In einer Infoveranstaltung werden die Pläne vorgestellt. Foto: Roberto Bulgrin

Mit Spannung warten viele seit Wochen auf eine vertiefte Machbarkeitsstudie, die zeigen soll, ob sich das frühere Modehaus Kögel als neuer Standort für die Esslinger Stadtbücherei eignen würde, welche Kosten damit verbunden wären und ob ein Umzug wesentliche Vorteile gegenüber einem Verbleib in einem modernisierten Bebenhäuser Pfleghof bringen würde. Noch vor der Sommerpause soll der Esslinger Gemeinderat entscheiden. Nun ist die Katze aus dem Sack, und der Oberbürgermeister Matthias Klopfer überrascht mit einer unerwarteten Wendung.

Verschiedene Gutachter haben in den vergangenen Monaten Aspekte wie etwaige Gebäudeschäden, Brandschutz und Haustechnik sowie mögliche Optionen für Innenarchitektur und Ausstattung untersucht. Während man im Rathaus mit den Ergebnissen der Untersuchungen zufrieden ist, haben sich die Verhandlungen mit den Vermietern zuletzt mehr und mehr festgefahren. Zankapfel war, ob die Vermieter die Verantwortung, und damit das Risiko für die Gebäudesubstanz und die Haustechnik übernehmen würden.

Sanierungskosten: 13,5 Millionen

Was die Verhandlungen noch anspruchsvoller machte: Der Gebäudekomplex des früheren Modehauses ist nicht in einer Hand. „Die Flächen Fischbrunnen 4 und 4/1 werden entgegen der ursprünglichen Pläne nicht weiterverfolgt, da es dort unter anderem eine komplexe Eigentümersituation gibt“, heißt es nun im Rathaus. Anders sieht es bei der Zehentgasse 1 und dem Rathausplatz 14 aus, die den weitaus größten Teil des früheren Modehauses ausmachen. Deren Eigentümer haben ihre Verkaufsbereitschaft signalisiert, nachdem die Machbarkeitsstudie auf dem Tisch lag.

Für OB Matthias Klopfer stellt ein Kauf des Gebäudes inzwischen die bessere Variante dar, weil die Stadt damit eine Schlüsselimmobilie dauerhaft in ihrem Besitz hätte und von Anfang an bestmöglich herrichten könnte. Geschätzte Sanierungskosten: 13,5 Millionen Euro. Dazu kommt der Kaufpreis für Zehentgasse 1 und Rathausplatz 14, zu dessen Höhe man sich im Rathaus mit Blick auf die Interessen der Verkäufer nicht öffentlich äußert. 

Durch einen Umzug ins Kögel-Gebäude hätte die Stadtbücherei nach Abzug der ursprünglich geplanten Flächen laut der Verwaltung rund 700 Quadratmeter mehr Publikumsfläche zur Verfügung als im Pfleghof ohne eine mögliche Erweiterung in die Heugasse 11. „Im Kögel-Gebäude könnte die Bücherei beispielsweise einen größeren Kinder- und Familienbereich und einen eigenen Jugendbereich erhalten. Auch die Fahrbücherei kann angebunden werden, denn der Bücherbus könnte das Haus direkt anfahren“, heißt es im Rathaus. Das bisherige Bücherbus-Depot in Oberesslingen würde dann aufgegeben.

Für Klopfer sprechen viele Argumente für einen Umzug ins Kögel-Gebäude. Am bisherigen Bücherei-Standort könnten nach Klopfers Worten die drei Standorte der städtischen Museen – Stadtmuseum, Schreiber-Museum und Schwörhaus – zusammengefasst werden. Das Schwörhaus könnte dann für eine Erweiterung der benachbarten Waisenhofschule genutzt werden. Stimmt der Gemeinderat den Plänen der Verwaltung Ende Juni zu, soll die Stadt den Kauf in Angriff nehmen, die entsprechenden Planer beauftragen, bis 2026 eine Grobkonzeption für ein künftiges Stadtmuseum mit Schreiber-Museum und danach eine Machbarkeitsstudie erarbeiten, die zeigen soll, ob dieses Konzept im Bebenhäuser Pfleghof umsetzbar ist. Den Antrag von Linke und FÜR sowie „WIR/Sportplätze erhalten“, über den Standort der Bücherei in einem Bürgerentscheid befinden zu lassen, soll der Gemeinderat ablehnen, empfiehlt die Verwaltung.