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Köngen: Erweiterung des DHL-Postfrachtzentrums rückt näher

Wirtschaft Seit 2016 wird über die Erweiterung des DHL-Geländes diskutiert. Nun jedoch sollen endlich die Unterlagen zum Bebauungsplan öffentlich ausgelegt werden. Von Sylvia Gierlichs

Durch mehr als 1000 Seiten mussten sich die Köngener Gemeinderäte arbeiten, um sich in Sachen Postfrachtzentrum auf den neuesten Stand zu bringen. Vom Lärmschutz über die Verkehrsregelungen bis hin zu den benötigten Ausgleichsflächen stellte Robert Schneider vom Planungsbüro ARP aus Stuttgart dem Gremium detailliert vor, was mit der Erweiterung auf die Gemeinde zukommt. Schon die Anzahl der benötigten Gutachten, die von der Geotechnik, über Verkehr und Schall bis zur Lichttechnik reicht, zeigt, dass ein ordentlicher Aufwand notwendig ist, bevor der erste Bagger rollt.

Im Kern geht es bei der Erweiterung des Frachtpostzentrums um die Bebauung des Zipfels, der momentan noch vom Motorsportclub Köngen-Wendlingen als Vereinsgelände genutzt wird. Für den Verein galt es, ein neues Vereinsgelände zu finden. Man einigte sich mit dem benachbarten Eigentümer der Lackfabrik, der Club zieht nun ein kleines Stück weiter, auf dieses Gelände. Und damit ist der Weg frei für die Erweiterung des DHL-Geländes, das von der Dinslakener Firma Hellmich realisiert wird.

Zufahrt künftig über die Plochinger Straße

Mit der Erweiterung, Co-Location genannt, soll auch die Verkehrssituation rund um das DHL-Gelände verbessert werden. Bisher belasten die an- und abfahrenden Lkw und Kleinlaster nicht nur das Gewerbegebiet, auch die Plochinger Straße bis hin zum Loch-Kreisel ist betroffen, weil Lkw nicht nur über die Abfahrt Köngen-Nord der B 313 zum Frachtpostzentrum fahren, sondern immer mal wieder auch über die Abfahrt Wendlingen-Köngen. Die einzige Zu- und Abfahrtsmöglichkeit für das DHL-Gelände ist in der Robert-Bosch-Straße. Zu Spitzenzeiten ist hier der Stau vorprogrammiert. Das soll sich mit der Erweiterung ändern. Dann nämlich soll das DHL-Gelände so gut wie nur noch über die Co-Location, also über die Plochinger Straße, angefahren werden. An der Abfahrt Wernau sollen die Fahrer die B 313 verlassen. Damit sie die richtige Route finden, wird ein Leitsystem installiert.

Eine Lärmschutzwand, die entlang der B 313 sechs Meter hoch ist und entlang der Plochinger Straße zwischen acht und 16 Metern misst, wird Köngen vor dem Lärm schützen, der vom Firmengelände ausgeht. Weil solche Wände oft nicht hübsch anzusehen sind, wird sie zudem begrünt werden. „Damit kann auch die Lärmschutzwand zu den Ausgleichsflächen gezählt werden, wenn auch nur zu einem geringen Teil“, sagte Schneider. Grün wird es zudem auf den Dächern der beiden Parkhäuser, die in zwei Bauphasen für die Mitarbeiter auf dem Gelände entstehen.

500 weitere sind auf Zufahrtstraßen unterwegs

„Wer baut und wer finanziert die Zufahrt zum hinteren Teil des Geländes“, wollte Gerhard Gorzellik (SPD) wissen. Denn die Zufahrt gehört nicht zum Projektgebiet. Thomas Blatt, Generalbevollmächtigter der Firma Hellmich, bestätigte, dass die Zufahrt zum Gelände von ihnen gebaut wird. Wie der Unterhalt dieser Zufahrt finanziell geregelt wird, werde vertraglich festgeschrieben.

Günter Hoffelner (FW) machte sich Gedanken über das Verkehrsaufkommen, das mit der Inbetriebnahme der DHL-Erweiterung auf die Gemeinde zukommt. Mit 500 Fahrzeugen mehr sei zu rechnen. „Die Lärmschutzwände schützten uns vor dem Lärm, der vom DHL-Gelände ausgeht, aber nicht vor dem Verkehrslärm“, gab er zu bedenken. „Die Verkehrliche Mehrbelastung der Kreisstraße 1266 ist unbestritten. Der Verkehr soll aber eben nicht im Ort auftauchen“, antwortete Ruppaner und erklärte, es gebe in den deutschen Lärmschutzrichtlinien keine Gesamtlärmbetrachtung. Bei Schallgutachten werde immer nur das Projekt betrachtet, das realisiert werden solle. Der Schultes sagte voraus, dass die Lärmquellen des Postfrachtzentrums im Geräuschpegel der A 8 und der B313 untergehen werden. Davon geht auch Thomas Blatt aus.

Pflege der Ausgleichsmaßnahmen über 25 Jahre

Etliche Ausgleichsmaßnahmen wird es wegen des Postfrachtzentrums geben. Doch wer bezahlt die Unterhaltungs- und Pflegemaßnahmen in den nächsten Jahrzehnten? Eine Frage, die wiederum Günter Hoffelner umtrieb. Auch hier lautete die Antwort: der Vorhabenträger, also die Firma DHL. Und zwar für die nächsten 25 Jahre.

Bernd Vogel (SPD) gab zu bedenken, dass die Dimensionierung des Kreisverkehrs in der Daimlerstraße für die Lkw, die über die Ausfahrt Köngen-Nord zum Gelände wollen, nicht ausreicht. Das soll mit der Straßenverkehrsbehörde besprochen werden. Auch über die Beschilderung hatte Vogel sich Gedanken gemacht und regte an, diese eher simpel zu gestalten, damit die Fahrer auf den ersten Blick verstehen, um was es geht.

Tempo 50 schon vor dem Ortsschild?

Tempo 70 gilt auf der Kreisstraße. „Könnte man Autos und Lkw nicht schon vor dem Ortsschild auf 50 herunterdrosseln?“, wollte Vogel zudem wissen. „Die Straßenverkehrsbehörde wird darüber nachdenken, sollte aus der Gemeinde die Bitte kommen“, antwortete Thomas Blatt schmunzelnd.

Nach dieser langen Diskussion ging es bei der Abstimmung kurz und knapp zu: einstimmig votierte das Köngener Gremium für die öffentliche Auslage der Planungsunterlagen, in die dann auch Bürger Einblick nehmen und gegen die sie gegebenenfalls auch Einspruch einlegen können. Auch in Wendlingen muss der Gemeinderat noch zustimmen, das letzte Wort haben dann die Mitglieder der Verwaltungsverbandsversammlung, die am 13. Juni tagt.