Gabriele Grabinger leitet auch den Chor Anima Musica aus Neidlingen. Fotos: pr
Seit 35 Jahren beim Hörfunk als Musikredakteur, Supervisor beim Fernsehen und inzwischen als Redakteur und Producer beim SWR1, war es der Pianist leid, ewig nach Stutt- gart zu pendeln. „Geliebtes Mannheim, ich muss dich verlassen“, zitierte Peter Grabinger, als die mühsame Wohnungssuche der zwei Kurpfälzer 1985 just im Schwabenland erfolgreich endete. Er und seine Frau Gabriele fanden einen Ort mit reichlich Platz für zwei kleine Kinder und einen Konzertflügel. Die ersten Eindrücke des Ehepaars? „Mein Gott, ist es hier schön!“, zeigte sich Gabi Grabinger von der „faszinierenden Kulisse der Schwäbischen Alb“ wie paralysiert. Im Gegenzug verrät Peter: „In Hattenhofen habe ich das erste Mal das Schild Kehrwoche gesehen.“ Drei Jahre später begleitete der heute 62-Jährige Gotthilf Fischer mit seinen Chören. Heute kennt man ihn als musikalischen Leiter der erfolgreichen SWR-Liveproduktion „Pop und Poesie in Concert“ mit Moderator Matthias Holtmann. Bereits mit 13 Jahren studierte er als jüngster Hospitant Deutschlands an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Klavier. Seit Jahrzehnten begleitet er als Pianist namhafte Künstler wie Ivan Rebroff, Dagmar Koller, Pe Werner, Hartmut Engler, Musicalstar David Moore auf ihren Tourneen in Europa, Afrika und Amerika.
1982 heiratete das Paar nach sechsjähriger Beziehung. Gabi Grabinger machte damals gerade das Examen in Musik, Germanistik und Musikwissenschaft, unterrichtete an der Musikhochschule und Musikschule in Mannheim und leitete den dort ansässigen Kammerchor. „Nun, ich war jung und brauchte das Geld“, kommentiert die 65-Jährige augenzwinkernd ihren Abstecher als Sängerin und Texterin der „Neuen böhmischen Blasmusik“. Amüsant und noch heute auf Youtube zu sehen, wie sie Ende der Achtzigerjahre im Dirndl auf einem Privatsender für Stimmung sorgte. Seit nunmehr 35 Jahren vermittelt sie dem „Liederkranz“ in Zell Musik, Contenance und gute Laune. 1993 folgten die „Murphy Singers“ aus Stutt- gart, danach der junge Frauenchor „Anima Musica“ aus Neidlingen und 2012 gründete sie aus fünf verschiedenen Chören den „Männerchor Jesingen“. Ihre Liedauswahl erfolgt immer im Team, vorausgehend ihre Visionen für ein Motto des Abends, „der Chor muss sich damit identifizieren“. Traditionell und dennoch offen für alles, singen ihre Chöre Liedgut auf Portugiesisch oder Russisch, Werke der Renaissance, gregorianische Musik sowie Ethno-Jazz. Außerdem hat sie ein Faible für das Besondere. So entdeckte sie verborgene Talente der Kommunalpolitik, 2013 rief sie den viel beachteten „Bürgermeisterchor“ aus dem Voralbgebiet ins Leben. Stets motiviert, kitzelt sie ihrem singenden Gegenüber das feine Gespür für jeden Ton heraus. „Das Schöne am Chorleiten ist, dass man die Menschen anzündet, über sich hinauszugehen, zusammen zum Klangkörper zu werden“, so die Musikerin, die von sich sagt: „Ich bin nie streng, bringe aber eine natürliche Autorität mit.“ „Quasi wie daheim“, kommentiert ihr Gatte. Ein Spruch, ein Blick, zwei Vollblutmusiker mit Verve und Witz, die sich trotz unterschiedlicher Charaktere wunderbar ergänzen.
Die derzeitige Trennung von ihren zahlreichen Chormitgliedern macht Gabi zu schaffen: „Ich vermisse meine Sängerinnen und Sänger sehr.“ Nicht viel besser ergeht es ihrem Mann Peter: „Auch mir fehlt momentan die Bühne, ich bin ein Bühnenmensch.“ Abwechslung bringt derzeit das gemeinsame Kochen. Peter, bedächtig, tendiert mehr zum „Lafer-Typ“, oder wie es seine Frau sieht: „Mein Mann ist der Spießer in der Küche.“ Logisch, dass dieser kontert: „Gabi schmeißt alles rein, ist halt mehr der Mälzer-Typ.“