In das frisch sanierte, denkmalgeschützte Weiss‘sche Haus in Weilheim ist neues Leben eingezogen
Kaffee, Wein und Ausflugstipps

Weilheims historische Innenstadt hat ein neues Schmuckstück: das frisch sanierte, denkmalgeschützte Weiss‘sche Haus. Dort hat im Erdgeschoss nun das „Christl“ eröffnet, das nicht nur Café, Weinstube und Veranstaltungsort sein will, sondern auch Infopunkt für Touristen im Biosphärengebiet.

Weilheim. „Christl“ – Der rote Schriftzug an der frisch gestrichenen, hellen Fassade ist genauso schwungvoll wie die Namensgeberin: Vor drei Wochen hat Christl Heilemann ihre Café-Weinstube in den alten, und doch ganz neuen Räumen im Erdgeschoss des Weiss‘schen Hauses in Weilheim eröffnet. Wo zwei Jahre gehämmert und verputzt, entkernt und wieder aufgebaut wurde, liegt jetzt Kaffeeduft in der Luft.

Christl Heilemann serviert eine Tasse Cappuccino, hält einen kurzen Plausch am Tisch und nimmt einen der zahllosen Anrufe an diesem Tag entgegen, bevor sie in der Küche nach dem Rechten sieht. Dass es schon kurz nach der Eröffnung brummt, bringt die 57-Jährige nicht aus der Ruhe: Christl Heilemann ist Profi. Sie stammt aus einer Weilheimer Gastronomenfamilie, war Pächterin des Restaurants in der Limburghalle und betreibt seit sieben Jahren mit ihrem Sohn das Gasthaus „Schwanen“ in Neckartailfingen. So dachte auch Christoph Mack, Vorstandsvorsitzender des Owener Weinhandelshauses Mack und Schühle, gleich an Christl Heilemann, als er und seine Frau 2012 das Weiss‘sche Haus samt Scheune kauften. Denn im Erdgeschoss wünschte er sich ein Restaurant oder Café.

Wer ins „Christl“ geht, bekommt Kaffee und Kuchen, aber auch edle Tropfen aus dem Weinkeller, Hausmannskost und kleine Gerichte. „Unsere Konditorinnen stellen alles Gebäck selbst aus Biosphären-Dinkelmehl her“, erzählt Susanne Munz, Mitarbeiterin von Christl Heilemann. Das gilt übrigens auch für die Spätzle, die serviert werden. „Wir verwenden viele regionale Produkte“, sagt Munz und verrät: „Auf lange Sicht wollen wir Biosphären-Gastgeber werden.“

Ins Förderprogramm des Biosphärengebiets Schwäbische Alb ist das „Christl“ schon aufgenommen. Davon zeugt nicht nur das Biosphärenregal. Die Café-Weinbar möchte auch touristische Anlaufstelle sein. „Wir haben Flyer und Tourentipps, und unsere Mitarbeiter werden speziell geschult“, berichtet Susanne Munz. Vor allem an den Wochenenden, wenn das Rathaus geschlossen hat, sollen Touristen davon profitieren. „Wir haben sieben Tage die Woche offen“, sagt Christl Heilemann: „An einem solch zentralen Standort gilt eben die Devise: ganz oder gar nicht.“

Neben dem regulären Betrieb versteht sich das „Christl“ als Veranstaltungsort. Zwei stilvoll eingerichtete Keller können für Feste gemietet werden. Außerdem möchte Christl Heilemann ein Weißwurst-Frühstück sowie einen Musikerabend etablieren und Veranstaltungen in Kooperation mit der Schwäbischen Landpartie und den Biosphären-Guides anbieten.

Mit dem „Christl“ hat innerhalb von einem Jahr der dritte Gastronomiebetrieb in der Weilheimer Marktstraße neu eröffnet. Zusammen mit dem „Café am Markt“ und dem „Burgmann‘s“ in der Traube bildet es nun eine kleine Gastromeile. „Für die Innenstadt sind die drei Gastronomen in der Marktstraße ein Gewinn“, sagt Sandra Schöne von der Innenstadtoffensive. Besonders gut gefällt ihr, dass mit dem Weiss‘schen Haus die Ecke zur Marktstraße wieder hell und lebendig wirkt. Im Sommer lockt dann die Außenbewirtung aller drei Häuser – ergänzt durch ein Spielgerät, das im Rahmen der Innenstadtoffensive aufgestellt werden soll. Ein neues Angebot ist zudem das Obst- und Gemüsegeschäft, das ins Erdgeschoss der Scheune des Weiss‘schen Hauses gezogen ist.

Ein Gewinn ist das frisch sanierte Weiss‘sche Haus auch für das Stadtbild. Erbaut im Jahr 1749, beherbergte es zunächst Weilheims erste Privatbank und wurde später Zigarrengeschäft und Spirituosenhandlung. Vor vier Jahren beschloss Christoph Mack, das Ensemble in ein Denkmal-Energieeffizienzhaus umzubauen.

„Wir haben das komplette Haus aufgenommen, ausgebeint und kernsaniert“, erzählt Architekt Marc Bader aus Owen. Fünf Wohnungen befinden sich in den oberen Stockwerken. „Ein großes Augenmerk haben wir darauf gelegt, dass die Wohnungen altersgerecht sind“, erzählt Bader. So wurde etwa ein Aufzugsturm integriert. Unterstützung erfuhren Bauherr und Planer von einem Professor der Universität Hohenheim, der sie in Sachen nachhaltiges Bauen beriet – aber auch von der Stadt Weilheim: „Die Zusammenarbeit war vorbildlich“, freut sich Marc Bader.