Weilheim und Umgebung
Kandidaten setzen auf Bürgernähe

Wahl In Ohmden haben sich die Bewerber um das Amt des Bürgermeisters öffentlich in der Gemeindehalle vorgestellt. Es ging unter anderem um Wir-Gefühl, gute Kommunikation und die Ortsmitte. Von Bianca Lütz-Holoch

Die Ohmdener Gemeindehalle platzte fast aus allen Nähten: Rund 350 Bürger waren gekommen, um sich bei der Bewerbervorstellung anzuhören, was die drei Menschen zu sagen haben, die um den Chefsessel im Rathaus kämpfen. Dass es tatsächlich nur zwei Kandidaten sind, die echte Ambitionen haben - nämlich Barbara Born aus Oberboihingen und Michael Frank aus Ohmden - wurde spätestens dann klar, als Friedhild Miller aus Sindelfingen auf die Bühne trat. Sie kandidiert in 50 Städten und Gemeinden gleichzeitig und nutzte ihren öffentlichen Auftritt, um Aufmerksamkeit für ihren Kampf gegen das System zu gewinnen.

Deutlich wurde aber auch, dass die Ohmdener am 4. März trotzdem eine echte Wahl haben: Denn zum einen steht Barbara Born auf dem Stimmzettel: eine erfahrene Verwaltungsfachfrau, die einen professionellen Wahlkampf führt, sich tief ins Ortsgeschehen eingearbeitet hat und von ihrem Lebenspartner - dem Oberboihinger Bürgermeister Torsten Hooge - die Anforderungen des Amts kennt. Zum anderen kandidiert der Ohmdener Gemeinderat Michael Frank, der zwar keine Verwaltungserfahrung hat, sich den Bürgern dafür aber als einer von ihnen präsentierte, der weiß, wo es im Ort klemmt und der auf Vertrauen und Unternehmergeist setzt.

An vielen Stellen überschnitten sich die Analysen und Programme von Barbara Born und Michael Frank: So hoben beide das Wir-Gefühl in Ohmden, die gute Arbeit von Vereinen und Ehrenamt hervor und kündigten an, diese Stärken des Orts pflegen und fördern zu wollen. Klar war für beide auch, dass die Freiwillige Feuerwehr mehr Unterstützung braucht und die Kinderbetreuung ausgebaut und flexibilisiert werden muss. Gemeinsame Themen waren zudem eine bessere Internet-Breitbandversorgung und das Neubaugebiet Grubäcker II. In ihrer Vorstellung ging Barbara Born thematisch sowohl in die Breite als auch in die Tiefe. Michael Frank dagegen hielt sich eher knapp.

Barbara Born hat Verwaltungserfahrung und möchte nach Ohmden ziehen.
Foto: Carsten Riedl

Beide streben eine gute Kommunikation zwischen der Verwaltung und den Menschen im Ort an. „Ein offenes Ohr für die Bürger“ wolle sie haben und deren Sachverstand einbeziehen, betonte Barbara Born und versprach wöchentliche Bürgersprechstunden, Bürgerversammlungen und einen Bürgerstammtisch: „Der erste findet übrigens - wenn es nach mir geht - bereits im April statt."

Michael Frank zitierte Ministerpräsident Winfried Kretschmann: „Vertrauen ist die wichtigste Ressource in der Politik.“ Dies sei Grundlage dafür, dass sich Ohmden wirtschaftlich, sozial und ökologisch gut entwickeln könne. Er versprach, die Bürger ernst zu nehmen und kündigte Offenheit und Ehrlichkeit im Rathaus an. Er würde gerne ein regelmäßiges Elterncafé einrichten, um mit Eltern ins Gespräch zu kommen.

Fridi Miller hat wenig Interesse am Ort selbst bekundet.
Fridi Miller hat wenig Interesse am Ort selbst bekundet.

Unterschiedliche Ansichten und Pläne haben Barbara Born und Michael Frank, was die finanzielle Situation der Gemeinde und die Gestaltung der Ortsmitte angeht. „Oft habe ich in Gesprächen gehört, dass Ohmden arm ist und sich nichts leisten kann“, sagte Barbara Born und betonte: „Das sehe ich anders.“ Zwar seien die Mittel begrenzt. „Bei fachlich kluger Planung und mit den richtigen Konzepten lässt sich damit aber dennoch einiges bewegen.“ Ihre Strategie: Fördermittel und Zuschüsse einwerben und Straßen und Gebäude instand halten, um Investitionsstaus zu vermeiden. Als Beispiel nannte sie die Sanierung des Rathauses. Ein Anliegen ist ihr auch die Aufwertung des Ortskerns: „Besonderen Fokus möchte ich auf die Nahversorgung, zum Beispiel mit einem Lädle oder Café sowie Barrierefreiheit und Wohnen im Alter legen.“ Dazu jedoch müsse der Landkreis auf die Erstunterbringung von Flüchtlingen im Ortskern verzichten.

„Ohmden ist eine kleine Gemeinde mit Haushaltsproblemen“, sagte Michael Frank. Lösungen dafür will er finden, indem er gemeinschaftlich entwickelte Ideen und Unternehmerdenken zusammenführt. Sein Ziel ist es, eine Arztpraxis und einen Einkaufladen nach Ohmden zu holen: „Das sind weit gesteckte Ziele, aber wir müssen in die Zukunft schauen.“ Wünsche nach einer Verschönerung von Ortsmitte und Rathaus kann er verstehen. „Aber mir persönlich ist ein schönes Büro nicht so wichtig wie Kindergarten, Schule, Kanäle und Internet“, sagte er. Investiere man die knappen Mittel in diese Infrastruktur, könne der ganze Ort profitieren.

Michael Frank sitzt seit eineinhalb Jahren im Ohmdener Gemeinderat.Fotos: Carsten Riedl
Michael Frank sitzt seit eineinhalb Jahren im Ohmdener Gemeinderat.Fotos: Carsten Riedl

Wenig Interesse an dem Dorf bekundete die dritte Kandidatin Fridi Miller: „Ich habe keine Rede vorbereitet - ich hatte keine Zeit.“ Ohmden sei aus ihrer Sicht schon „ganz okay“. Als sie begann, gegen System, Eliten und Justiz zu wettern und dafür Kritik aus dem Publikum erntete, wurde sie wütend: „Ich brauche euer Dorf nicht, und ihr mich wahrscheinlich auch nicht", sagte sie.

Einen Appell richtete Moderatorin Daniela Haible-Lutz an alle Bürger: „Bitte gehen Sie am 4. März zur Wahl.“ Denn: Je höher die Wahlbeteiligung, desto größer der Rückhalt für den gewählten Kandidaten.

Barbara Born hat Verwaltungserfahrung und möchte nach Ohmden ziehen.
Barbara Born hat Verwaltungserfahrung und möchte nach Ohmden ziehen.