Immer mehr Schweinebauern im Kreis geben auf – Auch auf dem Albhof kostet Zucht mehr, als sie bringt
Karger Lohn für harte Arbeit

Kreis Esslingen. Punkt 6 Uhr geht Schweinezüchter Christoph Alber (38) jeden Morgen in den Stall. „150  Muttertiere und 800 Ferkel und


Mastschweine bekommen dann erst einmal Frühstück“, erklärt Alber. Um 8 Uhr sind dann alle Tiere versorgt und der Landwirt kann selbst frühstücken. Danach geht es weiter. Ferkel müssen sortiert werden, bei Geburten – die bei so vielen Muttertieren im Stall fast täglich sind – muss aufgepasst werden. Außerdem müssen die Ställe der Schweine geputzt werden. Genauso wie die Ställe der Pferde, die bei Alber unterstehen.

Um 16 Uhr wollen die Schweine die zweite Mahlzeit des Tages haben. Muttertiere, Ferkel und Mastschweine bekommen verschiedene Mischungen. Die sind in einem Schuppen direkt am Stall in großen Trichtern abgefüllt. „Einmal die Woche kommt ein Lohnschroter, der das Getreide von den Silos in die großen Trichter umfüllt. Beigefügt werden noch Mineralien“, erzählt Vater Herbert Alber (65), der eigentlich in Rente ist, trotzdem aber noch mithilft.

Im Winter kann der Landwirt gegen 18.30 Uhr Feierabend machen. Dann sind alle Tier gefüttert. Während des Sommers heißt es nach der Stallarbeit aber noch: ab aufs Feld. Dann ist erst um 22 Uhr Feierabend. Christoph Alber hat nur einen Angestellten, der Vollzeit bei ihm arbeitet. Ansonsten hilft natürlich die Familie mit.

Bis vor drei Jahren hat Christoph Alber, der den Hof in zweiter Generation führt, nur Mutterschweine gezüchtet und dann an Ferkelzüchter verkauft. Nachdem die Preise für die Tiere jedoch immer niedriger wurden, entschloss er sich, auch „Ferkel zu produzieren“ und anschließend selbst zu mästen. Etwa zwölf Wochen lang bleiben die Ferkel bei der Mutter, bevor sie noch etwa vier Monate gemästet werden. „Inzwischen sind wir ein geschlossener Betrieb“, erklärt Bauer Alber. „Das heißt, dass wir die Tiere selbst züchten, aber auch mästen.“

Der Albhof ist der einzige Betrieb im Landkreis, der noch diesen geschlossenen Betrieb hat. „Das liegt daran, dass die Haltung der Muttertiere sehr teuer ist“, erklärt Christoph Alber. 2,5 Kilogramm der selbst hergestellten Futtermischung frisst ein Mutterschwein am Tag. „Unser Getreide vom Feld reicht da nur zur Hälfte. Den Rest müssen wir dazukaufen“, sagt der Landwirt. Sind die Mastschweine ausgemästet, kommen sie ins Schlachthaus und von dort in den Großhandel oder zum Metzger vor Ort.

Durch die vielen Arbeitsschritte will jeder, der an der Produktion beteiligt ist, Gewinn machen. Für die Bauern selbst bedeutet das: „Mit der Schweinezucht machen wir im Moment nur Miese.“ Um den Zuchtbetrieb überhaupt halten zu können, betreibt Alber noch zusätzlich eine Biogasanlage und hat Pflegepferde in seinen Stallungen untergestellt. „Wenn das so weitergeht, kann ich mir die Zucht nicht mehr lange leisten. Vielleicht ein halbes Jahr noch“, befürchtet der Bauer. Die Gülle der Schweine benötigt er allerdings, um die Biogasanlage zu betreiben.

Wer trägt die Schuld an der Misere der Schweinezüchter? „Der Endverbraucher kann da eigentlich nicht viel machen“, findet Vater Herbert Alber. „Nicht nur, dass der Großhandel die Preise immer weiter drückt, auch die Sanktionen gegen Russland sind kontraproduktiv für die Schweinebauern“, meint er. Jetzt laufe der Export nicht mehr gut. Auch habe die EU-Auflage von 2010 zur heutigen schwierigen Situation der Schweinebauern beigetragen. Damals mussten viele kleinere Metzger – die ihr Fleisch auch vom örtlichen Bauern hatten – schließen. Sie konnten die neuen Auflagen der EU, die vor allem die Schlachträume betrafen, nicht einhalten.

Das Problem bei den sinkenden Einkünften durch die Schweinezucht ist für Landwirt Christoph Alber, dass die Haltungs- und Arbeitskosten – Futter und Produktion – nicht billiger geworden sind. „So habe ich die gleichen Kosten in der Haltung und die gleiche Arbeit, bekomme aber viel weniger dafür.“ Die Rechnung geht nicht auf und durch die Schweinezucht kommt der Landwirt in die roten Zahlen. „Es ist wirklich deprimierend, wenn man morgens in den Stall geht und den ganzen Tag arbeitet, aber eigentlich weiß, dass es nichts bringt.“ Dass man davon nicht leben könne, sind sich Vater und Sohn einig.