Beruf
Karrieretag an der Realschule Lenningen: Mit Vollgas zum Traumjob

Beim Karrieretag an der Realschule Lenningen haben die Schüler die Gelegenheit, sich über verschiedene Ausbildungsberufe zu informieren und sich bei Arbeitgebern aus der Region vorzustellen. 

Birgit Russ erklärt die Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker. Foto: Tobias Tropper

Auf dem Schulhof der Realschule Lenningen stehen Liegestühle und bunte Aufsteller. In Grüppchen tummeln sich die Schüler auf dem Gelände, manche in Jogginghose, andere im Hemd oder Kleid. Nebenan versorgt der Elternbeirat die anwesenden Eltern und Lehrer mit kühlen Erfrischungen.

An der Schule findet mittlerweile bereits zum fünften Mal der große Karrieretag statt. Ziel der Veranstaltung ist es, den älteren Schülern mögliche Berufsperspektiven aufzuzeigen und die Jugendlichen mit regionalen Arbeitgebern ins Gespräch zu bringen. Rund 40 Betriebe aus den verschiedensten Branchen sind in diesem Jahr vor Ort vertreten. Von Industrie und Gastronomie über Design und Handel bis hin zu Pflege und Handwerk ist alles dabei. Auch einzelne weiterführende Schulen zeigen Präsenz, um alle möglichen Weiterbildungswege abzudecken.

Liebe auf die erste Bewerbung

Während sich die jüngeren Kids beim Sportturnier austoben, ist für die Acht- und Neuntklässler ein dichtes Programm geplant: Ab 9 Uhr morgens nehmen die Schüler zunächst an jeweils vier selbst ausgewählten Inforunden teil, in deren Rahmen sich die Betriebe vorstellen und alle Fragen beantworten, die den Azubis von morgen auf der Seele brennen.

Von 11.30 bis 12.30 Uhr geht es für die Schüler in die Speeddating-Runde. Dabei wollen die Kids natürlich nicht die große Liebe finden, sondern ihren zukünftigen Traumberuf. Bei einem kurzen Gespräch haben die Schüler die Gelegenheit, sich persönlich bei Arbeitgebern ihrer Wahl vorzustellen und aus ihren Mitbewerbern hervorzustechen. Wer die Vertreter vor Ort überzeugt, hat die Chance, eine sogenannte Goldcard zu gewinnen, die – je nach Betrieb – einen Praktikumsplatz oder ein Vorstellungsgespräch für eine Ausbildungsstelle garantiert.

Lehrer und Organisator Marcus Walter ist begeistert vom diesjährigen Aufgebot der Unternehmen: „Ich finde das selber immer wieder total spannend, was es für Optionen gibt. Es ist super, wie sich die Betriebe ins Zeug legen, um die Schüler abzuholen. Im Idealfall ist es eben eine Win-win-Situation.“ Schließlich, erklärt Walter, seien sie ja froh, wenn die Schüler gut versorgt seien. Umgekehrt würden auch die Betriebe von neuen, kompetenten Azubis profitieren.

Während sich die Veranstalter zu Beginn gezwungen sahen, selbst auf die Betriebe zuzugehen, kommt die Initiative heute vermehrt auch von den Unternehmen. Einige von ihnen sind nun schon seit mehreren Jahren dabei. Auch das Finanzamt Nürtingen zählt mittlerweile zu den Stammgästen der Realschule. Ausbildungsleiterin Monika Lamparth lobt die Beteiligten für ihre Mühe. Sie begrüßt es, dass die Schüler schon frühzeitig über ihre Berufsmöglichkeiten informiert werden und so eher eine Ausbildung finden, die auch wirklich zu ihnen passt. Um bei den Betrieben einen guten Eindruck zu hinterlassen, betont Lamparth die Wichtigkeit von spürbarem Interesse und pünktlichem Erscheinen. „Manieren wären auch nicht schlecht“, ergänzt sie nach kurzem Überlegen. „Ein Grüß Gott und Ade!“

Rauf auf die Karriereleiter

Wie für viele weitere Schülerinnen und Schüler war der Karrieretag für Paula Miller ein Sprungbrett in die bevorstehende Karriere. Die mittlerweile 16-Jährige zählte vor zwei Jahren zu den glücklichen Gewinnerinnen einer Goldcard. Darüber war niemand überraschter als sie selbst. „Ich bin eigentlich gar nicht mit den Erwartungen reingegangen, dass das was werden soll“, erzählt Paula. „Ich war dann aber sehr positiv überrascht von dem Tag. Das hat mir total zugesprochen.“ Trotz anfänglicher Nervosität konnte Paula beim Speeddating überzeugen und ihre Goldcard, die ihr einen Praktikumsplatz im Landratsamt zusicherte, mit nach Hause nehmen. Inzwischen hat die zukünftige Azubine ihren Schulabschluss in der Tasche und beginnt Anfang September im Landratsamt ihre Ausbildung. Ihren Mitschülern rät Paula, den Tag als Chance wahrzunehmen und mit Firmen zu sprechen, ganz egal ob Freunde oder Klassenkameraden mitziehen, denn: „Es könnte immer was werden.“

Auch in diesem Jahr treten einige Schülerinnen und Schüler, darunter auch die Achtklässlerin Lia Marie Raschke, den Heimweg mit einer Goldcard in der Tasche an. Die Erwartungen der 14-Jährigen waren hoch, nervös sei sie aber nicht gewesen. „Mir war schon klar, dass ich auf jeden Fall in die Chemierichtung gehen möchte“, meint Lia. „Das wollen aber nicht so viele Leute machen, weil Chemie fast niemand mag. Deswegen war mir eigentlich klar, dass ich bestimmt einen Praktikumsplatz bekommen werde. Ich bin einfach relativ schnell hingegangen. Ich wollte mir den ja nicht wegnehmen lassen.“ Ihr Enthusiasmus trägt Früchte: Beim Speeddating hat es Lia geschafft, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen und sich einen Praktikumsplatz beim Institut Dr. Flad, einem anerkannten Berufskolleg aus Stuttgart, zu ergattern.

Auch Marcus Walter zeigt sich positiv gestimmt: „Ich bin sehr zufrieden. Da steckt ja auch ein Jahr Arbeit mit drin. Klar, alle können wir sicher nicht abholen, aber ich denke immer: Wenn nur bei einem Schüler etwas rauskommt, dann hat es sich gelohnt.“