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Kaufkraft soll zurück nach Lenningen

Bauvorhaben Beim Spatenstich für den Leuze-Park in Lenningen war viel Erleichterung zu verspüren, dass es endlich so weit ist. Denn die ersten Gespräche fanden bereits im Jahr 2014 statt. Von Peter Dietrich

Mehrmals spritzte das Baumaterial im Gleichtakt von acht Spaten, Letztere in den Händen von einer fleißigen Dame und sieben fleißigen Herren. Beim symbolischen Spatenstich für den Leuze-Park arbeiteten alle Betei­ligten gut zusammen. Ginge es, soweit es alle direkt und irgendwie entfernt Betroffenen betrifft, bei einem Bauvorhaben nur immer so schnell und im Gleichklang. „Beim ersten Gespräch konnte ich mir nicht vorstellen, dass wir erst 2023 hier stehen“, sagte der Lenninger Bürgermeister Michael Schlecht. „Wir hatten es uns einfacher vorgestellt, ein so wichtiges Projekt umzusetzen. Das hängt auch mit der Regulierungswut zusammen.“ Es habe sehr viele Gutachten gebraucht, die Auswirkungen auf die Nachbarschaft waren zu prüfen. Doch die Gemeindeverwaltung habe ihre Hausaufgaben immer sehr schnell erledigt.

„Zuviel Kaufkraft fließt nach Kirchheim“

Ein Ziel des Projektes, sagte Schlecht, sei die „Kaufkraftrückgewinnung in den Ort“. Bisher fließe zu viel Kaufkraft nach Kirchheim ab. Ein weiteres Ziel sei, dass ins erste Obergeschoss neben der Physiotherapie mit Fitnessstudio „Körperwerk“ noch weiteres Leben einziehe. Dies sorge dann auch für Arbeitsplätze. Im Erdgeschoss werden Edeka mit 1600 Quadratmetern Verkaufsfläche und Aldi Süd mit 1100 Quadratmetern Verkaufsfläche einziehen.

Spatenstich im Leuze-Park: Kathrin Strenger, Firma Körperwerk; Christopher Nagel, Firma Goldbeck; Geschäftsführer Matthias Gall, der Vertreter der Gesellschafterfamilien Frank Leuze und der Leiter Immobilien Michael Scheich (alle Leuze); Martin Sigel, Edeka; Florian Henke, Aldi und Bürgermeister Michael Schlecht. Foto: Peter Dietrich

Für Aldi ist es ein Umzug mit kurzen Wegen – das bisherige Gebäude steht ein wenig weiter nördlich und soll künftig anderweitig genutzt werden. Die gesamte nutzbare Fläche des Neubaus auf beiden Etagen beträgt 7200 Quadratmeter. Die Eröffnung ist für Anfang 2025 geplant. Das Energiekonzept ist eine Kombination aus Photovoltaik, Luft- und Wasserwärmepumpe und Wasserkraft. Ein Wasserkraftwerk betreibt die Firma Leuze bereits seit über 100 Jahren, es wird aktuell verlegt und neu gebaut.

Bauherr ist die zur Leuze-Gruppe gehörende C. A. Leuze GmbH und Co. KG. Als Vertreter der Gesellschafterfamilien gab Frank Leuze einen Rückblick auf den schwierigen Weg zum Neubau. Die ersten Gespräche mit Edeka sowie für den Abbruch der 1865 erbauten Spinnerei gab es bereits im Jahr 2014. Fünf Jahre später lag die Abbruchgenehmigung vor, der Abbruch der alten Spinnereihallen erstreckte sich bis ins Jahr 2021. Parallel wurde bis Juni 2020 der erste Bauabschnitt des Leuze-Distributionszentrums gebaut. Was bis jetzt steht, ist erst die Hälfte: Das Gebäude wird noch gespiegelt, also verdoppelt.

Masterplanung begann 2017

Die Masterplanung für das gesamte Spinnereiareal begann 2017, ab 2020 ging es in die Details. Auf das erste GMA-Gutachten zur Nahversorgung für den Gemeindeverwaltungsverband Lenningen folgte ein Gegengutachten eines Mitbewerbers, der ebenfalls in Unterlenningen vertreten ist. Daraufhin meldete sich das Regierungspräsidium Stuttgart: Es äußerte erhebliche Bedenken wegen des Integrations- und Kongruenzgebots, des Beeinträchtigungsgebots und des Konzentrationsgebots. Das GMA-Gutachten wurde in der Folge überarbeitet. Wie groß die neuen Handelsflächen sein durften, stand schließlich 2022 fest.

Es folgten weitere Gutachten, anwaltliche und behördliche Stellungnahmen und der Austausch mit dem Gemeindeverwaltungsverband, dem Verband Region Stuttgart, dem Regierungspräsidium Stuttgart und dem Landratsamt in Esslingen. Insgesamt waren an dem Projekt über 30 Träger öffentlicher Belange beteiligt.

Ursprünglich war der Baubeginn für Anfang 2021 geplant, das gesamte Procedere sorgte bis zur Baugenehmigung für eine Verzögerung von mehr als zwei Jahren. Ganz knapp ging Frank Leuze auf die wirtschaftlichen Folgen ein: Mietausfälle, Kostensteigerungen beim Bau und steigende Kreditzinsen. Doch er dankte auch allen Projektbeteiligten und lud fröhlich zum zweiten Teil des Spatenstichs ein – an einem etwas wärmeren Ort, dem Hofstüb­le des nahen Sulzburghofs.