Kirchheim. 2013 hatte die Stadt Kirchheim mithilfe freier Träger eine große Zahl an Ganztagsplätzen für Krippenkinder aus dem Boden gestampft, um den neuen gesetzlichen Rechtsanspruch zu erfüllen und Eltern eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen. Seit dem 1. August 2013 hat jedes Kind ab dem ersten Lebensjahr Anspruch auf einen Platz in einer Krippe oder bei einer Tagesmutter.
Im vergangenen Jahr zeichnete sich ab, dass für diese Kinder nicht ausreichend Kindergartenplätze mit längeren Öffnungszeiten zur Verfügung stehen. 80 Plätze fehlten zum Kindergartenjahr 2016/17, so die Berechnungen der Stadt. Daraufhin wurde nachgesteuert: 20 Plätze sollten durch die Umwidmung von Regel- in Ganztagsplätze im Konrad-Widerholt-Kindergarten entstehen. Weitere Bausteine: 40 Kinder besuchen eine neue Kita in Ötlingen, die die Stadt in den Pavillons an der Eduard-Mörike-Schule baut. 20 weitere Plätze darf die private Kita eines freien Trägers ins Leben rufen. Interessiert sind die Kitas Topkids, Doschler, Rasselbande und Schneckenhäusle.
Die Frage, ob es gelingt, diese Betreuungsplätze rechtzeitig zu schaffen und damit einen nahtlosen Übergang von der Krippe in die Kita zu gewährleisten, hat betroffene Eltern stark verunsichert. Viele wandten sich an Verwaltung und Gemeinderat – unter anderem, weil sie ihre Arbeitsmodelle in Gefahr sahen. Nun scheint es, als sei der befürchtete große Engpass abgewendet. Die 20 Plätze an der KW-Schule sind bereits seit dem vergangenen Jahr in Betrieb. Entgegen anderslautender Gerüchte ist die Ötlinger Kita, die durch den Umbau der Pavillons entsteht, im Zeitplan. Das sagt die zuständige Fachbereichsleiterin bei der Stadtverwaltung Almut Cobet. Ob es beim Bau Verzögerungen gebe, könne man natürlich nie wissen.
Einzig bei den 20 Plätzen, die die Stadt an eine private Kita vergeben will, hakt es – und das schon seit Monaten. Die Verwaltung habe bereits zwei Versuche unternommen, die Plätze zu vergeben, sei aber vom Kirchheimer Gemeinderat zurückgepfiffen worden, sagt Almut Cobet. In einer Gemeinderatssitzung im November hatte die Verwaltung die CJD-Kita Im Doschler favorisiert, „weil dort Preis und Qualität unserer Meinung nach in einem guten Verhältnis standen“. Dem Gemeinderat war das Angebot jedoch zu teuer. Daraufhin musste ausgeschrieben werden.
Die Frist ist Anfang dieser Woche abgelaufen. Der Gemeinderat soll im März entscheiden, welche private Kita den Zuschlag erhält.
Fraglich ist, ob die kurze Zeit ausreicht, um die baulichen Voraussetzungen für 20 Kindergartenplätze zu schaffen. „Von den Trägern gibt es da unterschiedliche Signale“, sagt Almut Cobet. In der Tat bestehen teils Zweifel, ob die Plätze im September tatsächlich bereitstehen können. „Die 20 Plätze kann kein freier Träger so schnell aus dem Ärmel schütteln“, sagt der Vertreter eines Trägers auf Nachfrage. „Wir können das vielleicht gerade so schaffen, wenn beim Bauen nichts schiefgeht“, ein anderer.
Selbst wenn alle Kindergartenplätze rechtzeitig fertig werden, kommen die jungen Besucher jener privaten Kitas, die nicht den Zuschlag erhalten, um einen Wechsel nicht herum und müssen in einer anderen Einrichtung neu eingewöhnt werden – für viele Eltern neben der monatelangen Ungewissheit, ob ihr Kind ab Herbst überhaupt noch ganztags betreut werden kann, ein weiteres Ärgernis.