Aus der Notzinger Grundschule wird keine Ganztagsschule. Das hat der Gemeinderat jetzt in Abstimmung mit der Schule beschlossen. Vielmehr soll die sehr gut angenommene Schulkindbetreuung als im Vergleich deutlich flexibleres Angebot fortgeführt und bei Bedarf ausgebaut werden. Grundsätzlich gilt ab dem Schuljahr 2026/27 der Rechtsanspruch einer Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder. Konkret bedeutet das, dass jedes Kind von der ersten bis zur vierten Klasse einen Anspruch auf ganztägige Förderung in einer Tageseinrichtung hat. Es gibt dabei die Variante der verbindlichen Ganztagsschule für alle Schülerinnen und Schüler sowie die Wahlform, bei der die Eltern jeweils für ein Schuljahr festlegen, ob ihr Kind am Ganztagsbetrieb teilnimmt oder nicht.
Kernzeitbetreuung ist gefragt
Der Rechtsanspruch wird beginnend mit den Klassen 1 stufenweise bis zum Schuljahr 2029/30 eingeführt und umfasst jeweils acht Stunden von Montag bis Freitag. In Notzingen wäre das von 8 bis 16 Uhr. Der Anspruch gilt auch für die Zeit der Schulferien. Das Landesrecht kann eine Schließzeit der Einrichtung im Umfang von bis zu vier Wochen im Jahr während der Schulferien regeln. Die Betreuungszeit von acht Stunden täglich kann dabei sowohl durch Unterrichtszeiten als auch durch weitere Angebote wie etwa der Kernzeitbetreuung gesichert werden.
So viel zur Theorie. In der Praxis sieht es an der Notzinger Grundschule so aus, dass der Bedarf an einer Ganztagsschule – ob verbindlich oder in Wahlform – nicht gegeben ist. Vielmehr wünsche sich die Elternschaft ein flexibles Betreuungsangebot. Das bestätigten Schulleiterin Susann Knapp und Bürgermeister Sven Haumacher. Bisher werde die Kernzeitbetreuung bereits bis 16 Uhr angeboten, „bis auf freitags, da endet sie momentan um 14 Uhr, könnte bei Bedarf aber bis 16 Uhr verlängert werden“, erklärte Haumacher. Für das neue Schuljahr seien rund 75 Kinder in der Kernzeitbetreuung angemeldet, nur 23 davon länger als 14 Uhr. Die Grundschule besuchen aktuell rund 140 Kinder. „Der Bedarf an einer Kernzeitbetreuung, auch bis 16 Uhr, wird vermutlich weiter zunehmen“, vermutet Sven Haumacher. Dieses kommunale Betreuungsangebot sei eine weitere Alternative zu den beiden Ganztagsmodellen, um dem Rechtsanspruch gerecht zu werden, ergänzte Susann Knapp.
Angebot soll flexibler werden
Die Gemeinde plane derzeit, die in Notzingen laut Kämmerer Sven Kebache aktuell noch „recht straffen Kernzeitmodule“ flexibler zu gestalten: „Etwa so, dass man ab dem Schuljahr 2026/27 eine Betreuung auch nur an einzelnen Tagen buchen kann und nicht nur durchgängig von Montag bis Freitag.“ Das Vorhaben stieß auf breite Zustimmung im Gremium. „Man muss den Familien die Chance geben, dass die Kinder sich frei entwickeln können, ein verpflichtendes Ganztagsmodell fände ich verheerend, es braucht für die Familien Flexibilität in der Betreuung“, betonte Rudolf Kiltz (CDU). Einkommensschwache Familien können für die Betreuungsgebühren einen Zuschuss über die Jugendhilfe beantragen – auch bisher schon.
Das Notzinger System mit der Kernzeitbetreuung habe sich bewährt, die Nachfrage sei steigend: „Etwas Bewährtes abzuschaffen, ergibt keinen Sinn“, brachte es Hans Prell (UKW) auf den Punkt. „Zumal die Realität so aussieht, dass die Klassen eher wieder größer und zeitgleich weniger Lehrer eingestellt werden.“ Eine Betreuung über acht Stunden sei nicht für jedes Kind passend, erklärte auch Anke Friederich (CDU), selbst Lehrerin. Zumal es auch erfahrungsgemäß nicht immer gelinge, die Gruppengröße beim Ganztag klein zu halten. Einstimmig hat sich der Gemeinderat gegen die Einführung eines Ganztagsmodells und alternativ für die Fortführung und den Ausbau der vorhandenen Schulkindbetreuung entschieden.