Zwischen Neckar und Alb
Keine Luftreiniger für Esslinger Schulen

Pandemie Anders als der Landkreis sieht die Stadt solche Geräte kritisch und investiert lieber in CO2 -Ampeln.

Esslingen. Schule zu organisieren ist in Zeiten von Corona alles andere als einfach. Hygieneregeln müssen eingehalten und neue Unterrichtsformate entwickelt werden. Oft muss auch in neue Technik investiert werden. Deshalb hat die Landesregierung ein 40 Millionen Euro schweres Förderprogramm aufgelegt.

Die Stadt Esslingen rechnet für ihre Schulen mit insgesamt 234 000 Euro - und sie hat auch schon klare Vorstellungen, wofür das Geld verwendet werden soll: Anders als etwa der Landkreis will die Kommune nicht in Luftreinigungsgeräte investieren, sondern lieber in Hardware, Software und Infrastruktur zur Digitalisierung - und in sogenannte CO2-Ampeln.

„Die Schulen entscheiden selbst, ob sie Digitalausstattung, Luftreinigungsgeräte, CO2-Sensoren oder andere Dinge anschaffen“, hat Kultusministerin Susanne Eisenmann bei der Vorstellung des neuen Förderprogramms „Schulbudget Corona“ erklärt. Wichtig sei ihr, „dass die Schulen individuell auf Bedürfnisse vor Ort reagieren können“.

Wie Schulen am besten auf die Herausforderungen der Corona-Pandemie reagieren, wird unterschiedlich interpretiert. Der Landkreis Esslingen hat kürzlich angekündigt, für einen Testlauf in seinen beruflichen und sonderpädagogischen Schulen zunächst 50 Luftreinigungsgeräte anzuschaffen. In einem nächsten Schritt sollen weitere 65 Geräte in den Schulen des Landkreises folgen. In Esslingen sieht man das anders und betont: „Der Schulträger entscheidet im Benehmen mit den Schulleitungen.“ Und als Schulträger kann sich die Stadt mit Luftreinigungsgeräten nicht anfreunden.

Quer durch die Republik wird derzeit über Luftreiniger diskutiert. Während die einen die Filter hilfreich finden, um die Ansteckungsgefahr in Klassenzimmern zu reduzieren, verweisen andere darauf, dass regelmäßiges Lüften immer noch der beste Schutz sei. Dass die Esslinger Zollberg-Realschule vier solcher Geräte derzeit ausprobiert, empfindet Oberbürgermeister Jürgen Zieger als „unglückliche Situation“. Trotzdem wolle die Stadt „nicht vom Hausrecht Gebrauch machen“, wenn etwa Fördervereine örtlicher Schulen Luftreiniger auf eigene Rechnung anschaffen wollten.

Die Stadt Esslingen verfolgt einen anderen Kurs und beruft sich bei ihrer Ablehnung von Luftreinigern auf das Umweltbundesamt. Dort geht man davon aus, dass solche Geräte nicht ausreichend wirkungsvoll oder sogar riskant sein könnten. Einig sind sich freilich auch die Experten nicht: Befürworter zitieren andere Expertisen, die Luftreinigern ein gutes Zeugnis ausstellen. Oberbürgermeister Zieger hält es dagegen mit dem Umweltbundesamt.

Bei der Entscheidung der Stadt dürfte auch der finanzielle Aspekt eine Rolle gespielt haben: Bei rund 800 Klassenzimmern im Stadtgebiet würde die Ausstattung mehr als drei Millionen Euro kosten, wobei man im Rathaus die Kosten pro Gerät mit 3500 Euro ansetzt und sich damit am oberen Preissegment orientiert. Zudem erwartet die Verwaltung, dass eine flächendeckende Ausstattung der Schulen zusätzliche Begehrlichkeiten bei Kitas wecken könnte.

Warenkorb zur Digitalisierung

Im Verwaltungsausschuss hat die Esslinger Stadtverwaltung nun erläutert, was sie mit den erwarteten 234 000 Euro aus dem Förderprogramm „Schulbudget Corona“ des Landes tun möchte. Oliver Wannek, der Chef des Eigenbetriebs Städtische Gebäude, gehört zu denen, die regelmäßiges ausreichendes Lüften von Klassenzimmern als die effektivste Methode zur Verringerung des Infektionsrisikos halten. Rund 30 000 Euro will Wannek in CO2-Ampeln investieren, die zeigen, wann durchgelüftet werden muss. Die übrigen rund 200 000 Euro sollen für Hardware, Software und Infrastruktur zur Digitalisierung ausgegeben werden. Dazu will die Stadt einen „Warenkorb“ festlegen, aus dem sich die Schulen bedienen können.

Wie die Esslinger CDU-Ratsfraktion über die Pläne der Stadt denkt, blieb im Verwaltungsausschuss offen. Die Christdemokraten hatten Anfang November beantragt, die Anschaffung von Luftreinigern zu prüfen. Und sie hatten ihren Antrag Ende November konkretisiert mit dem Ziel, Geräte eines bestimmten Anbieters anzuschaffen. Wenige Stunden später war der Antrag zurückgezogen und kurz darauf erneut als Eilantrag im Rathaus eingereicht worden - diesmal ohne Festlegung auf Gerät und Firma. Ob diesen Zickzack-Kurses zogen es die CDU-Vertreter vor, sich im Verwaltungsausschuss nicht zu erklären. Alexander Maier