Nürtingen. Vor ungefähr 13 Jahren hatte der Schauspieler Walter Sittler die Idee, einen Film über die Schulwege von Kindern zu drehen. „Warum nicht gleich über Kinder aus der ganzen Welt?“, bestärkte seine Ehefrau, die Dokumentarfilmerin Sigrid Klausmann, den Ideengeber. Zwischen vielen Reisen, Preisverleihungen und der Schauspielkunst legte das Ehepaar aus Stuttgart einen spannenden Zwischenstopp beim Treffen des Lionsclubs Nürtingen-Kirchheim ein. Zwei Filme aus der preisgekrönten Reihe „199 kleine Held*innen“ sowie biografische Geschichten aus dem dazugehörigen Bildband zogen die Anwesenden im vollen Saal in ihren Bann. Der 11-jährige Enjo lebt in der Schweiz am Walensee, vor der Kulisse der Churfirsten. Sein 70-minütiger Schulweg führt ihn durch grüne Auen und ausgetrocknete Bäche, die bei Regen zu reißenden Flüssen anschwellen. Der Junge macht „keine Luftsprünge“, weil er in die Schule muss. Trotzdem geht er gerne hin, weil Bildung wichtig ist.
In einer weniger friedlichen Welt lebt Miral, ein 11-jähriges palästinensisches Mädchen. Ihr Schulweg führt durch enge Gassen, neben lauten Autos, kein Grün und kein Platz zum Spielen. Also geht Miral ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Fußballspielen, im Wohnzimmer und im Hof nach. Täglich übt sie stundenlang und „die Jungs haben gestaunt, dass ich besser bin als sie“, sagt sie mit einem verschmitzten Lächeln. Ihr Traum ist, in der Damen-Nationalmannschaft spielen zu können. „Mir ist es egal, ob Christen oder Muslime. Wir Kinder mögen uns alle gleich“, gibt sie zu bedenken und beschreibt gleichzeitig die schwierige Situation in ihrem Land. Enjo und Miral eint, was die Kinder in den Filmen zum Ausdruck bringen: ihre Wünsche, in Freiheit zu leben, in Frieden eigene Chancen realisieren können, sich Träume zu erfüllen. Eindrücklich erzählen die Regisseurin und Produzentin Sigrid Klausmann und der Produzent des internationalen Filmprojekts, Walter Sittler, von den bislang über 40 portraitierten jungen Menschen. Fragen aus dem Publikum zu den Reisen, zu den Dreharbeiten und nicht zuletzt zur Finanzierung dieses Dokumentarfilms waren ebenso Thema des Abends wie eine Spendenübergabe über 1.500 Euro durch den Präsidenten des Lionsclubs Manfred Sigel. „Genau solche Projekte unterstützt der Lionsclub besonders gerne, weil dadurch die Zuschauer über Kinderrechte nachdenken“, so der Präsident. Bei der Signierstunde waren alle Bücher in kürzester Zeit ausverkauft.