Nachhaltigkeit
Kinder pflanzen das Lenninger Jubiläums-Wäldle

Viertklässler aus drei Grundschulen entpuppen sich als begeisterte Bäume-Pflanzer. Gemeinsam mit Förster Alexander Klein und Bürgermeister Michael Schlecht greifen sie zu Spaten und Gießkanne. 

Alle sind hochkonzentriert bei der Arbeit. Foto: Iris Häfner

„Was tun wir heute hier?“, fragt Michael Schlecht eine muntere Kinderrunde beim Engelhof. „Bäume pflanzen“, kommt prompt die Antwort. Es ist nicht nur irgendeine Pflanzaktion: Das Jubiläums-Wäldle soll an diesem Nachmittag aus Anlass des 50-jährigen Bestehens der Gemeinde Lenningen entstehen. „Wenn ihr in 50 Jahren zwischen Engelhof und Gelber Fels an dem Wald vorbeilauft, könnt ihr nach eurem Baum schauen und sehen, wie er gewachsen ist“, zeigt Lenningens Bürgermeister die zeitlichen Dimensionen auf.

In Deutschland gibt es Eichen, die über 1000 Jahre alt sind. Da haben schon die Wikinger hingepieselt.

Förster Alexander Klein 

Doch bis zum vorbereiteten Waldstück ist es noch ein Stück Fußmarsch. Die 25 Viertklässler aus den Grundschulen in Ober-, Unterlenningen und Schopfloch mit ihren Lehrerinnen und Begleiterinnen sind schon gespannt. Dabei hat die Truppe aus Oberlenningen schon einige Meter mehr in den Beinen: Sie kommen direkt von der Diepoldsburg, wo sie gerade ein paar Tage im Schullandheim sind.

 

Die Spaten stehen für den Einsatz bereit. Foto: Iris Häfner

 

Förster Alexander Klein zeigt, wo der Weg langgeht. „Das ist der Chef vom Wald, der kennt sich brutal gut aus“, stellt Michael Schlecht den Revierleiter vor. Es zeigt sich jedoch schnell, dass einige Baum-Profis unter den Schülern sind. Doch für alle gilt: „Ihr müsst nicht alles alleine machen, es warten einige Männer zu eurer Unterstützung auf euch“, erklärt Michael Schlecht.

Eichen trödeln

„Hinten am Eck“ warten schon die Männer vom Lenninger Bauhof und Jörg Reichle mit zwei Angestellten von der gleichnamigen Forstfirma. „Wie besonders die Aktion ist, zeigt sich auch daran, dass gleich drei Bürgermeister da sind“, sagt Michael Schlecht mit einem Augenzwinkern. Neben ihm sind seine zwei Stellvertreter aus den Reihen des Gemeinderats da: Gretel Jaudas, deren Tochter bei der Pflanzung mitmacht, und Jörg Reichle.

 

Bei der trockenen und warmen Witterung braucht es für die Bäumchen einen kräftigen Schluck aus der Gießkanne. Foto Iris Häfner

 

Alexander Klein zieht ein kleines Pflänzlein aus einem großen Sack, eine Eiche. Würden am unteren Ende nicht die feinen Wurzeln baumeln, man könnte es für ein schwaches Ästchen halten. „Bäume produzieren Sauerstoff und binden das giftige CO2 im Holz – und daraus kann tolle Sachen machen wie Möbel oder Holzfässer“, erzählt der Förster. Doch bis die Eichen soweit sind, dauert es noch ein Weilchen – und nicht alle erreichen das Erwachsenenalter. „Es braucht viel Glück, um junge Eichen groß zu kriegen. Sie wachsen ziemlich langsam. In 50 Jahren sind sie gerade in der Pubertät, da produzieren sie zum ersten Mal Samen. Die Eichen trödeln zwar ein bisschen, werden dafür aber alt. In Deutschland gibt es Eichen, die über 1000 Jahre alt sind. Da haben schon die Wikinger hingepieselt“, sagt der Förster. Die Traubeneichen kommen mit der Klimaerwärmung zu Recht, sie vertragen Wärme und Trockenheit deutlich besser als Fichten, erfahren die Kinder. „Steine geben Mineralien frei. Hier haben wir viele Steine und wenig Boden – das ist der einzige Nachteil hier.“ 

 

Wo bis zum Herbst 110 Jahre alte Fichten standen, wurden junge Eichen gepflanzt. Foto: Iris Häfner

 

Und dann geht es endlich los. Auf der Flächen standen bis zum Herbst über 110 Jahre alte Fichten, sie mussten weg, viele waren morsch. Der Boden ist gut vorbereitet, von Unkraut befreit, ein silberner Punkt zeigt den Kindern, wo sie mit dem Spaten ein Loch graben dürfen. Da haben vor allem die zierlichen Mädchen Probleme, denn bei dieser Arbeit spielt das Gewicht eine Rolle. Fehlt das, lässt sich der trockene Boden nicht so leicht bearbeiten. Dafür finden die Mädels spontane Lösungen: einfach draufstehen, auch zu zweit, und hin- und herschaukeln – oder einen der Männer bitten. Ist das Loch tief genug, schnell ein Pflänzchen holen und die Wurzeln von einem der Fachmänner anschneiden lassen. „Der Baum braucht noch 'ne Frisur“, sagt ein Mädchen keck. Rein mit dem Baum ins Loch, die groben Erdballen mit den behandschuhten Händen fein zerkrümeln, die Wurzeln damit bedecken und dann den „Dreck“ mit den Füßen vorsichtig festtreten.

 

Mit dem Eigengewicht arbeiten und einfach auf den Spaten draufstehen. Foto: Iris Häfner

 

Zielsicherheit ist beim Einhämmern der Pfähle gefragt, damit der Halter keine blauen Flecken kriegt. Die stabilen Stecken sorgen bei den dünnen jungen Eichen für die nötige Stabilität, damit sie in den Himmel wachsen können. Am Ende hängen die Kinder eine von den Bauhofmitarbeitern liebevoll gesägte Birkenholz-Scheibe an das Bäumchen oder den Pfosten. Darauf haben sie ihren Namen geschrieben, sodass jeder Baum ein Namensschildchen trägt. Die Schülerinnen und Schüler sind so voller Begeisterung dabei, dass sie noch lange keine Brezel und Apfelsaftschorle wollen. Baum um Baum wird gesetzt, Gründe dafür gibt es genug: für die Schule, Mama, Opa . . . Zum Schluss gibt es noch einen kräftigen Schluck aus der Gießkanne – und fertig.

 

Ein Namensschildchen für den eigenhändig gepflanzten Baum. Foto: Iris Häfner

 

„Ihr wart super und habt viel mehr gepflanzt als wir gedacht haben“, lobt Alexander Klein seine hochmotivierten Mitarbeiter als schließlich alle doch im Gras sitzen und ihr wohlverdientes Vesper genießen. Die Stärkung kommt jetzt doch gelegen, der Rückweg muss ja noch bewältigt werden.