Weilheim und Umgebung
Kinderbetreuung: Die Kleinen fahren auf die Bauwagen ab

Betreuung Holzmadens Naturkindergarten mit dem markanten Bauwagen ist ein Erfolgsmodell. Gut möglich, dass bald ein zweiter kommt. Wegen der hohen Auslastung der Kindergärten im Ort ist Eile geboten. Von Thomas Zapp

Für Holzmadens Bürgermeister Florian Schepp ist es eines der drängendsten Themen seiner noch jungen Amtszeit: Das Betreuungsangebot für Kinder in der Gemeinde zu erweitern. Noch reicht es aus, aber: „Wenn nur zwei Familien nach Holzmaden ziehen und Bedarf anmelden, können wir unserer Verpflichtung nicht mehr nachkommen“, sagt er. Deshalb soll es zu Beginn des kommenden Kindergartenjahres 2022/23 eine weitere Gruppe geben.

 

„Wir
wollen
bereit sein“
Bürgermeister Florian Schepp
geht von einer steigenden Nachfrage nach Betreuungsplätzen aus.

 

Die einfachste Lösung für ein schnelles Angebot hat der Kindergartenausschuss bereits erarbeitet: Das wäre ein Natur- oder Waldkindergarten, der nicht die übliche komplette Infrastruktur benötigt wie ein konventioneller Kindergarten. Außerdem ist die Nachfrage nach dem bestehenden Naturkindergarten der evangelischen Kirche so groß, dass man künftig von einer steigenden Nachfrage ausgeht. „Auch von Seiten des Trägers und der Elternschaft kam ganz klar das Signal, dass ein weiter Natur oder Waldkindergarten favorisiert wird“, betonte der Bürgermeister in der Sitzungsvorlage für den Gemeinderat.

Die bestehende Gruppe im Hohlweg in der Nähe des Seebachs ist mit aktuell 20 Kindern komplett belegt. Da dort bereits ein Bauwagen mit Strom, Licht und einem Holzofen als Treffpunkt der „Seebach-Räuber“ bei schlechtem Wetter steht, könnte sich in der Erweiterung des Gebiets ein Standort für einen zweiten Wagen anbieten. Denn: das Nachbargrundstück gehört der Gemeinde auch.

Der neue Naturkindergarten müsste aber ausdrücklich eine eigenständige Einrichtung sein. „Eine Erweiterung des bestehenden Naturkindergartens ist nicht empfehlenswert“, betont Florian Schepp. Im Wald und auf der Streuobstwiese würde sich das deutlich bemerkbar machen, wenn irgendwann die doppelte Menge an Kindern dort herumläuft. 

Endgültig ist die Entscheidung für den neuen Standort jedoch noch nicht gefallen. Der Gemeinderat hat die Verwaltung beauftragt, sowohl ein Grundstück an den Hinteren Bergäckern in der Nähe der Gemeindehalle als auch eins an der Feuerwehrwache zu prüfen. Die Tendenz der Gemeinderäte geht zur Erweiterung des Geländes der bestehenden Gruppe am Hohlweg. „Angesichts der langen Lieferzeiten sollten wir jetzt schon Angebote für Bauwagen einholen“, merkt Katja Hanning-Fischer (Holzmadener Bürgerliste) an.

Dass ein neuer, eigenständiger Kindergarten nach Holzmaden kommt, ist das erklärte Ziel von Rat und Verwaltung. Nicht nur im Hinblick auf künftige Gemeindemitglieder will die Gemeinde schnell handeln: Kurzfristig soll die Auslastung des aktuellen Betreuungsangebot auf 90 bis 95 Prozent sinken. „Um einen Puffer zu haben und die Erzieherinnen zu entlasten“, sagt Florian Schepp. Wie dringend das Thema ist, zeigt der Vorschlag von Jochen Wagner, den der Schultes auch prompt annimmt: „Wir sollten das Thema ab jetzt auf die Tagesordnung jeder Gemeinderatssitzung setzen.“

 

Aus dem Gemeinderat

Der Regen hat dem Gemeindewald gut getan, erklärte Revierförsterin Julia Usenbenz vor dem Holzmadener Gemeinderat. Aber das habe trotzdem nicht ausgereicht, die so genannten „Vorschädigungen“ rückgängig zu machen. Außer der Dürre der vorangegangenen Jahre haben auch Borkenkäfer und das Eschentriebsterben vielen Bäumen den Garaus gemacht.

Das hat Folgen für die wirtschaftliche Nutzung des Waldes. Von den geplanten 1860 Festmetern Holzeinschlag in 20 Jahren ist man bereits aktuell bei 1745 Festmetern gelandet, also 94 Prozent der geplanten Menge. Vergangen sind aber erst 14 Jahre. Schuld ist die „zufällige Nutzung“, zu denen auch die Schädlinge zählen. „Für 2020 ist kein Holzeinschlag geplant“, sagt Julia Usenbenz. Die Menge, die man in dem 28,5 Hektar großen Gebiet schlagen dürfte, wäre so gering, dass es sich wirtschaftlich nicht lohnt, die Maschinen und Arbeiter in den Wald zu schicken. Aber Auch ohne Einschlag wird es in den kommenden vier Jahren Verluste geben, durch Sturm, Schädlinge oder Alter. Da hat die Forstbeamtin aber eine gute Nachricht. „Im Bereich Frauenholz gibt es über 150-jährige Bäume aber auch einen Jungbaumbestand mit 10-Jährigen. Sterben die älteren weg, sind trotzdem keine Kahlstände zu befürchten.

Ein Bild vom Wald können sich die Bewohnerinnen und Bewohner der Gemeinde im kommenden Jahr selbst ein Bild unter fachkundiger Leitung machen: Für 2022 ist eine Begehung des Waldes geplant. zap