Dass es so schnell geht, hat ihn selbst überrascht: „Das ist selten“, sagt Benjamin Hummel, der erst im April erfahren hatte, dass er in Holzmaden die Nachfolge von Gemeindepfarrer Andreas Taut antreten soll. Am 1. September hat der 36-Jährige bereits seinen Dienst angetreten, am vergangenen Sonntag fand in der Stephanus-Kirche seine Investitur durch Dekan Christian Tsalos statt.
Nun ist es also offiziell, dass er in der Urwelt-Gemeinde seine erste Stelle als hauptverantwortlicher Gemeindepfarrer antritt. Vorerst bekleidet Benjamin Hummel eine 75-Prozent-Stelle – so war sie ausgeschrieben und so wollte es der gebürtige Schlierbacher auch. Dafür gibt es zwei gute Gründe: Einmal wollte Benjamin Hummel, der zuletzt in Tübingen im theologischen Studienhaus Albrecht-Bengel-Haus tätig war, in der Nähe seines Heimatsortes sein. Zum anderen hat
der junge Familienvater dadurch noch mehr Zeit, sich mit Ehefrau Salome um den zweieinhalbjährigen Jakob zu kümmern. Seine Frau ist zudem auch noch als Kinderkrankenschwester tätig. Aktuell kann die Familie das Pfarrhaus, das derzeit saniert wird, noch nicht beziehen, sie wohnt derzeit in einer Wohnung in der Hirtenstraße. Der Umzug ist für Anfang des kommenden Jahres geplant.
Zeit zum Verschnaufen bleibt dem Neu-Pfarrer ohnehin nicht: Konfirmandenunterricht, Einschulungsgottesdienst und Religionsunterricht beschäftigen ihn schon voll. „Ich habe bislang jeden Tag neue Leute kennengelernt“, sagt er. Genau das reizt ihn an der Gemeindearbeit: Unterschiedlichen Charakteren begegnen und damit auch Leuten, die der Institution Kirche auch kritisch gegenüberstehen. „Das wird jetzt eine andere Arbeit“, sagt er. Im Albrecht-Bengel-Haus hatte er mit angehenden Pfarrern, Religionslehrern und Theologiestudenten zu tun und sich mit dem Glauben auch wissenschaftlich auseinandergesetzt.
Da ging es aber weniger um grundsätzliche Glaubensarbeit. In einer gewachsenen Gemeinde wie in Holzmaden würden die Menschen sehr gut wissen, was sie glauben und warum sie glauben – damit wird er sich auch auseinandersetzen. Da freue er sich riesig drauf, habe aber auch Respekt vor der Aufgabe, sagt Benjamin Hummel. Schließlich ist er in Holzmaden hauptverantwortlicher Pfarrer. „Ich bin aber genauso freundlich aufgenommen worden wie damals bei meiner Stelle als Vikar“, freut er sich, dass ihm seine neue Gemeinde einen warmen Empfang bereitet hat.
Nach der Schule wollte Benjamin Hummel eigentlich Biochemie studieren, hat sich nach dem Freiwilligen Sozialen Jahr aber umentschieden. „Glaube hat in meiner Familie schon immer eine große Rolle gespielt“, sagt er. Nach seinem Studium unter anderem in Mainz und Leipzig war er Vikar in Filderstadt und danach als Pfarrer zur Dienstaushilfe im Dekanat Esslingen, eine Art „Springer“ für Vakanzen in Gemeinden oder im Religionsunterricht an Schulen.
Leidenschaft für Gesang
Die Holzmadenerinnen und Holzmadener können sich auf jeden Fall auf einen musikalischen Pfarrer freuen: In Sielmingen verstärkte er den Posaunenchor, sang Tenor im Kirchenchor, spielte Gitarre in der Schule und Klavier im Konfirmandenunterricht. Auch für das Malen, Zeichnen und Kirchengeschichte hat er eine Leidenschaft – das hat er bei einem Vortrag zum Reformationsjubiläum an seiner alten Wirkungsstätte gezeigt. „Meine Leidenschaft gehört dem Gesang“, sagt er. Möglicherweise wird er also auch bald in Holzmaden zu hören sein – wenn er die Zeit dafür findet. Doch das wichtigste ist für ihn nach knapp einem Monat: Die Chemie zwischen ihm und Holzmaden stimmt schon mal.