In den Unterkünften im Landkreis Esslingen sind leere Betten kein seltener Anblick. Laut einem Bericht der Stuttgart-Marketing GmbH fiel der Andrang während der ersten sechs Monate des Jahres deutlich geringer aus als während desselben Zeitraums im vergangenen Jahr. Im ganzen Kreis sank die Zahl der Übernachtungen demnach um fast neun, in Kirchheim sogar um fast zehn Prozent.
Nur, wenn es Firmen gut geht, geben sie Geld aus.
Matthias Kübler, Geschäftsführer des Hotels Fuchsen
Das sei aber kein Grund zur Sorge, beteuert eine Sprecherin des städtischen Unternehmens. Durch die Fußball-Europameisterschaft und den damit einhergehenden Besucherstrom habe man im Jahr 2024 Spitzenwerte erreichen können. Dass die Zahlen im Folgejahr geringer ausfallen, sei zu erwarten gewesen. Kirchheimer Hotelbetreiber verweisen jedoch auf weitreichendere Probleme.
Das Nachbeben der Pandemie
Die Corona-Pandemie hat die Hotellerie eine Zeit lang fast vollständig lahmgelegt. In vielen Betrieben haben sich die Übernachtungszahlen bis heute nicht komplett erholt. Wie Geschäftsführer Matthias Kübler berichtet, habe es das Hotel Fuchsen noch immer nicht auf das Prä-Covid-Niveau zurückgeschafft. Im ersten Halbjahr 2025 ist die Auslastung im Vergleich zum Vorjahr dann noch einmal um zehn bis 15 Prozent eingebrochen.
Besonders gering war der Andrang im Juni und August. Das hängt laut Matthias Kübler mit den Ferienzeiten zusammen, in denen die Firmen kräftig herunterfahren und grundsätzlich weniger Geschäftsreisen stattfinden.
Auch das Hotel Rössle kann keine sonderlich gute Bilanz ziehen. Von Januar bis August gerechnet ist die Zahl der Übernachtungen im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent gesunken.
Während der Spielzeiten in Stuttgart waren wir ausgebucht.
Christina Reiser, Geschäftsführerin des Hotels Rössle, über die Auswirkungen der EM
Besonders schwach war die Bettenbelegung ebenfalls während der Ferienzeiten, etwa im April und im Juni. Eine positive Überraschung gab es für Geschäftsführerin Christina Reiser dafür im Januar: „Normalerweise läuft alles nach den Feiertagen im neuen Jahr etwas träge an. Das war dieses Jahr nicht der Fall.“
Ein ganz deutlicher Unterschied zu vergangenem Jahr zeichnete sich bei den Übernachtungszahlen im Juli ab. Das, so Reiser, habe in der Tat mit der EM zu tun gehabt, deren Nebenwirkungen im Hotel Rössle „sehr deutlich“ spürbar gewesen seien. „Während der Spielzeiten in Stuttgart waren wir ausgebucht“, berichtet die Hotelleiterin. Zusätzlich zu den üblichen Geschäftsreisenden seien einige Fußballfans in dem Kirchheimer Hotel untergekommen und teilweise gleich mehrere Tage geblieben.
Das Hotel Fuchsen erreichte die Fanwelle bedauerlicherweise nicht: „Ein paar einzelne Buchungen, aber nichts, was ins Gewicht fällt“, so Matthias Kübler. „Stuttgart und das direkte Umfeld sind dafür zu gut mit Betten aufgestellt.“
Sparmaßnahmen treffen Hotels
Dass es den Hotels im Moment nicht besonders gut geht, führen Matthias Kübler und Christina Reiser auf die schlechte wirtschaftliche Stimmung und die damit einhergehende Unsicherheit zurück. „Nur, wenn es Firmen gut geht, geben sie Geld aus“, gibt Matthias Kübler zu bedenken. Viele Unternehmen sind aktuell auf Sparkurs. Tagungen und Firmenevents seien daher „fast gegen null“ gefahren; Übernachtungen, die nicht zwingend notwendig sind, würden gestrichen werden und es werde immer kurzfristiger gebucht.
Kirchheim hatte immer schon ein überproportionales Angebot an Betten bezogen auf die Einwohnerzahl und Größe.
Matthias Kübler, Geschäftsführer des Hotels Fuchsen
Darüber hinaus hat die breite Umstellung auf Homeoffice und virtuelle (Telefon-) Konferenzen im Zuge der Corona-Pandemie einen langfristigen Rückgang von Präsenzveranstaltungen losgetreten.
Doch auch Kirchheims Lage und individuelle Unterbringungssituation spielt eine Rolle. „Kirchheim hatte immer schon ein überproportionales Angebot an Betten bezogen auf die Einwohnerzahl und Größe“, berichtet Matthias Kübler. Da die Stadt kein typisches Anlaufziel für Touristen ist, sind die Hotels im Wesentlichen von den Geschäftsreisenden abhängig.
Als weiteren Dämpfer nennt der Hotelier die Konkurrenz durch alternative Unterkunftsformen wie Airbnb, die auch hier in der Region merklich zunehmen würden. Gleichzeitig werde die Bettenanzahl in und um Stuttgart durch Großprojekte kontinuierlich erhöht. „Also noch mehr Angebot für eine schwindende Anzahl an Buchungen“, fasst Matthias Kübler zusammen.
Auch die Stadt Kirchheim ist sich der schwierigen wirtschaftlichen Lage und der daraus resultierenden Herausforderungen für örtliche Hotelbetriebe bewusst. Mit Blick auf das zweite Halbjahr bleibe jedoch „zu hoffen“, dass das Niveau der Vorjahre von rund 25.000 Ankünften und etwas mehr als 50.000 Übernachtungen gehalten werden könne.

