Diskussion
Kirchheimer Kindergartengebühr sorgt für Unmut

In Kirchheim sollen Kindergartenplätze deutlich teurer werden. Auf dem Instagram-Account des Teckboten machen Eltern ihrem Ärger Luft. Oberbürgermeister Pascal Bader kommentiert auch. 

Die steigenden Betreuungsgebühren beschäftigen viele Kirchheimer Familien. Symbolfoto: stock.adobe.com

Die geplante Gebührenerhöhung für die Kinderbetreuung in Kirchheim sorgt für ordentlich Gesprächsstoff. Wie bereits berichtet, möchte die Stadt in die Nähe dessen kommen, was die Spitzenverbände empfehlen. Vor allem bei den Plätzen in der U 3-Betreuung liegen die Kirchheimer Gebühren teilweise weit unterhalb der Empfehlungen. In zwei Sprüngen sollen die Gebühren bis spätestens Anfang 2027 um jeweils 90 Euro pro Monat gestiegen sein – von Dezember 2025 bis Januar 2027 also um insgesamt 180 Euro. Bei elf Monaten, für die die Gebühr zu zahlen ist, beläuft sich dadurch allein die Erhöhung der Gebühr auf 1980 Euro pro Jahr.

Die Entscheidung des Gemeinderats stößt vor allem Eltern bitter auf. Auf dem Instagram-Account des Teckboten machen einige Bürgerinnen und Bürger ihrem Ärger Luft: „Bildung und Erziehung sollten gratis sein!“, schreibt ein Nutzer. „Ich bin echt froh, dass wir das hinter uns haben“, heißt es in einem anderen Kommentar. „Ein Armutszeugnis! Es war schon ein Kampf, überhaupt einen Kitaplatz in Kirchheim zu bekommen.“ Jetzt kämen noch die steigende Gebühr und viele Schließtage aufgrund eines starken Personalmangels hinzu.

Schwere Arbeitsbedingungen für Frauen

„Wir werden ab Januar 720 Euro für unseren Betreuungsplatz im U 3-Bereich bezahlen“, schreibt eine Mutter und betont: „Ich bin ehrlich entsetzt, wie mit Familien und letztlich Frauen umgegangen wird.“ Frauen würden nicht nur arbeiten müssen, sondern auch wollen – das werde ihnen aber sehr schwer gemacht. Eine Vollzeitstelle wäre für sie mit dem aktuellen Betreuungsumfang nicht möglich, da Rüstzeit und Pausen nicht miteingeplant seien. Auch die Schließzeiten seien nicht optimal geregelt, weil sie Familien an die Ferienzeiten binden würden. Entrüstet fragt sie schließlich: „Wofür habe ich Parteien in den Gemeinderat gewählt, die sich angeblich für soziale Themen und Gerechtigkeit einsetzen, wenn dann sowas einfach durchgewunken wird?“ Die Krönung sei, dass am Weltfrauentag Blumen in der Stadt verteilt werden. Darauf könne sie gerne verzichten. Denn: Durch die Gebührenerhöhung würde das Problem, genügend Betreuungsplätze schaffen zu müssen, umgangen werden – da es sich wohl bald immer weniger Familien leisten könnten, diese überhaupt in Anspruch zu nehmen. 

Wie unter jedem Beitrag, der den Sparkurs der Stadt thematisiert, finden sich auch unter dem aktuellen Post Kommentare zum neuen Verwaltungsgebäude: „Aber Hauptsache, der Rathauschef hat seinen neuen Palast.“ Die Stadt müsse ihr Schloss am Rollschuhplatz erst einmal abbezahlen, heißt es weiter. 

Ein anderer Nutzer schlägt vor, Arbeitsplätze in der Stadtverwaltung einzusparen. Eine Nutzerin droht bereits mit Konsequenzen: „Da hilft einfach nur noch, der Stadt Kirchheim den Rücken zu kehren und Informationen einzuholen, welche Gebühren in nahegelegenen Gemeinden wie Notzingen, Dettingen, Wendlingen und Holzmaden anfallen.“ In einem anderen Kommentar heißt es jedoch: „Für die Familien eine Katastrophe, aber für die Kommunen zum Teil nicht anders machbar.“

Das sagt der Oberbürgermeister

 Ein Bürger wendet sich direkt an den Oberbürgermeister Pascal Bader: „@pascalbader_ob, wie rechtfertigen Sie das?“ So werde das Arbeiten für junge Mütter unattraktiv. Schließlich fragt er, ob das der neue Umgang sei, um dem Betreuungsplatzmangel zu begegnen. Pascal Bader bezieht Stellung: „Nein, natürlich nicht. Aber wir müssen uns auch die Frage stellen, was uns gute Kinderbetreuung wert ist. Wir haben in den vergangenen Jahren viel in die Qualität investiert, um mehr Zeit für die Arbeit am Kind zu haben.“ Als Beispiel nennt er die Kita-Sekretariate, die Einrichtung von Fachdiensten für Inklusion, Investitionen in die Sprache und Ausbildung und die Beschäftigung spanischer Fachkräfte. Das alles seien freiwillige Investitionen in die Qualität der Betreuung, die die Kommune selbst stemmen müsse. „Ich halte es mit Blick auf die Kinder nicht für richtig, künftig darauf zu verzichten. Im Übrigen können wir zwischenzeitlich für fast alle Kinder einen Betreuungsplatz anbieten.“